Action auf heißem Sand
Beim Beachvolleyball-Major-Turnier auf der Wiener Donauinsel wollen die Österreicher die Fans wieder so in Euphorie versetzen wie im Vorjahr.
WIEN. Für die nächsten Tage ist Wien eine Stadt am Strand, mit allem, was dazugehört: Beachboys und -girls, Partys, Promis, laute Beats, chillige Stimmung. Und sogar das Wetter passt dazu, wenn auf der Donauinsel das A1-BeachvolleyballMajor-Turnier steigt. Bis Sonntag spielen je 32 Damen und Herren um 600.000 Euro Preisgeld.
Wien hat nahtlos die Rolle von Klagenfurt als Nabel der Beachvolleyball-Welt übernommen. Von bescheidenen Anfängen mit einem kleinen Turnier am Rande des Strandbads zur Welthauptstadt des Beachvolleyballs, diese Entwicklung am Wörthersee war dank der Beharrlichkeit von Veranstalter Hannes Jagerhofer möglich. Als in Kärnten der Rotstift angesetzt werden musste, nahm Wien den Ball dankbar auf. Die Bundeshauptstadt stieg im Vorjahr gleich mit einer Weltmeisterschaft ein. Das Risiko der Übersiedlung wurde belohnt, nicht zuletzt dank der Lokalmatadore Clemens Doppler und Alexander Horst, die für Begeisterungsstürme auf dem Center-Court sorgten und nach mitreißenden Spielen Vizeweltmeister wurden.
„Eigentlich geht es nicht mehr größer“, sagt Jagerhofer. Doch auch heuer wurde er widerlegt. Das Stadion auf der Donauinsel verfügt über 8000 Sitzplätze und ist damit die größte Beach-Arena der Welt. Mit 100 Lkw-Ladungen Sand wurden vier Plätze errichtet. Die Hauptbewerbe steigen ab heute, Mittwoch.
Turniere wie einst in Klagenfurt und jetzt in Wien haben maßgeblich dazu beigetragen, dass Österreich zu einer echten Beachvolleyball-Nation wurde. Neben Doppler und Horst stehen noch fünf weitere rot-weiß-rote Teams im Hauptbewerb, drei davon bei den Herren. Julian Hörl aus Saalfelden erlebt an der Seite seines Partners Tobias Winter (NÖ) seine Premiere auf diesem Niveau und sagt: „Mit 15 Jahren habe ich das erste Mal in Klagenfurt zugeschaut. Jetzt geht für mich ein Kindheitstraum in Erfüllung. Extrem geil, dass ich hier spielen darf.“
Der 26-jährige Salzburger hat bisher ein Jahr mit Höhen und Tiefen hinter sich. Die erste Saison mit Tobias Winter lief gut an, so gab es Rang zwei beim zweitgrößten heimischen Turnier in Baden (NÖ). Dann zwang Hörl eine Entzündung am Fußballen zu einer Operation. Der Neoprenstrumpf, den er deshalb noch trägt, sorgt bei der in Wien herrschenden Hitze für ein eigenartiges Gefühl. „Mit dem einen Fuß spüre ich es kaum, mit dem anderen kann ich kaum auftreten, so heiß ist der Sand.“
Die Bilder vom Vorjahr haben sich Doppler und Horst zwecks Motivation zuletzt öfter angeschaut. Die jüngsten Resultate lassen die Routiniers aber nicht unruhig werden: „Mit den Fans im Rücken hoffen wir, dass wir das Sommermärchen vom Vorjahr wiederholen können“, sagt Horst. Doch die Dichte ist hoch in der Weltspitze, auf den Thron wollen unter anderem auch die Norweger Anders Mol und Christian Sørum. Die beiden haben zumindest den waghalsigen PR-Akt im Vorfeld cooler weggesteckt: eine Volleyball-Partie auf zwei Gondeln des Wiener Riesenrads in 70 Metern Höhe. Lieber schweben die beiden Österreicher auf Wolke sieben – so wie 2017 unter dem Jubel der enthusiastischen Fans.