Salzburger Nachrichten

„Der Motorsport ist meine Leidenscha­ft“

Ex-Rennfahrer­in Susie Wolff über ihren neuen Job als Teamchefin in der Formel E und die Herausford­erung als Mutter und Ehefrau.

- Teamchefin

Von der Rennfahrer­in zur Ehefrau und Mutter und nun Teamchefin: Susie Wolff (35), Gattin des Wiener Mercedes-Sportchefs Toto Wolff, war im Tourenwage­n Masters und als Formel-1-Testfahrer­in aktiv und wechselt im Motorsport nun die Fronten: als neue Teamchefin des von Gildo Pastor gegründete­n Venturi-Teams in der Elektro-Formel E. SN: Wie wurden Sie Teamchefin von Venturi? Susie Wolff: Vor Beginn der ersten Formel-E-Saison 2014 bekam ich von Venturi-Eigner Gildo Pastor das Angebot, für ihn zu fahren. Ich aber entschloss mich, meine Formel-1Chance zu suchen, und sagte ihm ab. Als ich 2015 meine Fahrerkarr­iere beendete, wusste ich zwar, dass ich weiter im Motorsport tätig sein wollte, hatte aber sozusagen ein weißes Blatt Papier vor mir. Dann wurde ich Mutter, was das Beste war, was ich je tat! Aber ich brauchte auch eine berufliche Herausford­erung. Im Motorsport, denn der ist meine Leidenscha­ft. Dann kam ich wieder mit Gildo in Kontakt und wir begannen zu diskutiere­n – wie wir zusammenar­beiten könnten. Er bot mir den Team Principal an, und der war genau der richtige Schritt. SN: Von der Rennfahrer­in zur Managerin, geht das so einfach? Ich muss gestehen, ich habe Toto in den vergangene­n Jahren sehr genau beobachtet und dabei viel gelernt. Jetzt fühle ich mich reif, auf eigenen Beinen zu stehen – und fühle mich schon sehr als Mitglied der VenturiFam­ilie. Mit dem Abschluss meines neuen Jobs hatte Toto nichts zu tun, auch wenn oft das Gegenteil behauptet wird. Toto ist sicher meine größte Unterstütz­ung. Er bestärkte mich, diese Chance zu ergreifen. SN: Ganz nach dem Motto „Wage, ein Teamchef zu sein“, so wie Sie junge Frauen über Ihr Benefizeng­agement „Dare to be different“ermutigen, technische Berufe zu ergreifen … Ja, genau so! SN: Wie entwickelt sich dieses Projekt mit Basis in Grödig? Sehr gut. Ich bin stolz darauf. Wir arbeiten eng mit der FIA zusammen, damit gibt es einen weltweiten Zugang. Diese Plattform kann viele Möglichkei­ten für junge Frauen aufzeigen und sie fördern. Auch zum Beispiel in der Formel E. Es geht nicht darum, Mädchen fürs Rennfahren zu begeistern, sondern für Technikber­ufe, Management usw. SN: Wollen Sie das neue Formel-E-Auto für die nächste Saison selbst testen? Nein. Meine Rennkarrie­re ist vorbei. Ich werde keinen Rennanzug mehr anziehen. Diese Entscheidu­ng traf ich Ende 2015. Seither saß ich in keinem Rennauto mehr. Denn wenn du erfolgreic­h sein willst in deinem Job, musst du dich voll darauf konzentrie­ren. SN: Bedauern Sie den Rücktritt von 2015, nachdem Sie bei Williams nicht zu Renneinsät­zen kamen? Ich hatte alles dafür gegeben. Es passierte nicht. Da war es Zeit, etwas anderes zu tun. SN: Aber Sie verfolgen die Formel 1 weiterhin? Natürlich, schon allein wegen meines Gatten. Der arbeitet ja 24 Stunden sieben Tage die Woche dafür. SN: Was sind die Pläne für die nächste Formel-E-Saison? Venturi wird mit HWA technisch zusammenar­beiten, das war ja schon vor meinem Eintritt vereinbart. Das ist die Vorbereitu­ng für den Mercedes-Einstieg ein Jahr später, der von HWA durchgefüh­rt wird. Mit Felipe Massa ist ja ein Fahrer bereits bestätigt, der als mein ehemaliger Williams-Teamkolleg­e enorm viel Erfahrung mitbringt. Den zweiten Fahrer werden wir bald bekannt geben. Aber keinen, der bisher für uns fuhr.

„Ziehe keinen Rennanzug mehr an.“

SN: Die Saison fünf beginnt in Riad, Saudi-Arabien. Welche Gefühle haben Sie da als Frau? Ich denke, das ist ein positiver Schritt. Auch gesellscha­ftliche Entwicklun­gen brauchen ihre Zeit. Frauen dürfen dort jetzt Autos lenken. Unser Rennen dort wird zu Fortschrit­ten beitragen. SN: Wie sieht Ihre Rolle als Teamchefin konkret aus? Ich habe ein gutes technische­s Verständni­s, bin aber nicht für Technik zuständig. Ich bin verantwort­lich, dass wir gute Mitarbeite­r in den richtigen Positionen haben. Manche Bereiche verstärken, auf Basis eines sehr guten Kerns. Und dann auch die wirtschaft­liche Seite. SN: Hat Lucas Auer eine Chance in der Formel E? Absolut. Die Chance ist da. SN: Wie bringen Sie Mutter, Ehefrau, Teamchefin und Jobhelferi­n für junge Frauen unter einen Hut? Dafür muss man Prioritäte­n setzen, und meine erste werden unser Sohn Jack und Toto sein. Aber ich bin auch dankbar, dass ich die Möglichkei­t habe, meinen Beruf auszuüben, trotz aller Reisen. Die sind aber in der Formel E weniger als in der Formel 1. Die Formel E bietet ein familienfr­eundliches Ambiente. Ich muss nicht die ganze Zeit in Monaco beim Team sein, ich kann viel Zeit zu Hause verbringen.

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Susie Wolff,

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