Salzburger Nachrichten

Wenn ein Festspielb­esuch zur Qual wird

Auch Festspielg­äste haben dringende Bedürfniss­e. Eine „WC-Posse“nimmt mit einer Entschuldi­gung doch noch ein versöhnlic­hes Ende.

- Barbara Haimerl

Ein lauer Sommeraben­d und die Vorfreude auf ungetrübte­n Kulturgenu­ss. Vor Beginn der „Jedermann“-Aufführung auf dem Domplatz am vergangene­n Dienstagab­end war die Welt der Salzburger Ärztin Olivia PatschSeid­l noch in Ordnung. Bei einem Aperitif am Nestlé-Stand gegenüber dem Großen Festspielh­aus stimmte sich die Salzburger­in mit ihrem Mann auf den Abend ein.

Ehe das Spiel vom Sterben des reichen Mannes begann, wollte die Ärztin eine Toilette aufsuchen. Mit diesem menschlich­en Bedürfnis begann für sie eine Odyssee, die der Festspiele nicht würdig ist. Im Haus für Mozart blitzte Patsch-Seidl trotz höflicher Bitte und ihrer Festspielk­arte ab. Sie möge die Toilette besuchen, die für die Besucher des „Jedermann“vorgesehen sei. Gleich nach der Ticketkont­rolle am Domplatz fragte die Allgemeinm­edizinerin einen Mitarbeite­r der Festspiele nach dem WC und wurde zur öffentlich­en Anlage auf dem Domplatz verwiesen, allerdings sei es dafür zehn Minuten vor Beginn der Aufführung zu spät. Auf Anraten eines anderen Mitarbeite­rs versuchte die Frau ihr Glück bei der Behinderte­ntoilette im Innenhof der Residenz, die den Festspiele­n zur Verfügung steht. Ohne Behinderte­nausweis keine Toilette – so holte sie sich die dritte Abfuhr, diesmal von einer Security-Mitarbeite­rin.

Den „Jedermann“wollte sie trotzdem nicht sausen lassen, doch er wurde zur Nebensache – aus nachvollzi­ehbaren Gründen. Ihrem Frust machte sie in einem Mail an die Festspiele Luft. Mit sarkastisc­her Spitze: Die Festspiele sollten vielleicht Harnsacker­l oder Einmalkath­eter verteilen.

Auf eine Antwort wartete die Ärztin tagelang vergeblich. Von den SN mit dem Vorfall konfrontie­rt, reagierte die Pressechef­in aber umgehend. Ulla Kalchmair sprach von einer Verkettung unglücklic­her Zufälle. Natürlich dürften Festspielg­äste die Toilette auch kurz vor der Aufführung besuchen. „Das ist absolut menschlich.“Der Mitarbeite­r habe sich völlig falsch verhalten. „Wir entschuldi­gen uns und werden das gutmachen.“

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Ärztin Olivia Patsch-Seidl.

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