Wenn ein Festspielbesuch zur Qual wird
Auch Festspielgäste haben dringende Bedürfnisse. Eine „WC-Posse“nimmt mit einer Entschuldigung doch noch ein versöhnliches Ende.
Ein lauer Sommerabend und die Vorfreude auf ungetrübten Kulturgenuss. Vor Beginn der „Jedermann“-Aufführung auf dem Domplatz am vergangenen Dienstagabend war die Welt der Salzburger Ärztin Olivia PatschSeidl noch in Ordnung. Bei einem Aperitif am Nestlé-Stand gegenüber dem Großen Festspielhaus stimmte sich die Salzburgerin mit ihrem Mann auf den Abend ein.
Ehe das Spiel vom Sterben des reichen Mannes begann, wollte die Ärztin eine Toilette aufsuchen. Mit diesem menschlichen Bedürfnis begann für sie eine Odyssee, die der Festspiele nicht würdig ist. Im Haus für Mozart blitzte Patsch-Seidl trotz höflicher Bitte und ihrer Festspielkarte ab. Sie möge die Toilette besuchen, die für die Besucher des „Jedermann“vorgesehen sei. Gleich nach der Ticketkontrolle am Domplatz fragte die Allgemeinmedizinerin einen Mitarbeiter der Festspiele nach dem WC und wurde zur öffentlichen Anlage auf dem Domplatz verwiesen, allerdings sei es dafür zehn Minuten vor Beginn der Aufführung zu spät. Auf Anraten eines anderen Mitarbeiters versuchte die Frau ihr Glück bei der Behindertentoilette im Innenhof der Residenz, die den Festspielen zur Verfügung steht. Ohne Behindertenausweis keine Toilette – so holte sie sich die dritte Abfuhr, diesmal von einer Security-Mitarbeiterin.
Den „Jedermann“wollte sie trotzdem nicht sausen lassen, doch er wurde zur Nebensache – aus nachvollziehbaren Gründen. Ihrem Frust machte sie in einem Mail an die Festspiele Luft. Mit sarkastischer Spitze: Die Festspiele sollten vielleicht Harnsackerl oder Einmalkatheter verteilen.
Auf eine Antwort wartete die Ärztin tagelang vergeblich. Von den SN mit dem Vorfall konfrontiert, reagierte die Pressechefin aber umgehend. Ulla Kalchmair sprach von einer Verkettung unglücklicher Zufälle. Natürlich dürften Festspielgäste die Toilette auch kurz vor der Aufführung besuchen. „Das ist absolut menschlich.“Der Mitarbeiter habe sich völlig falsch verhalten. „Wir entschuldigen uns und werden das gutmachen.“