Salzburger Nachrichten

Kalte Dusche für Fiakerpfer­de in der Sommerhitz­e

Während Salzburgs Kutscher und Pferde einen Tag rasten durften, fahren die Fiaker in Wien trotz Temperatur­en über 30 Grad. Die SN haben sich bei Pferden und Kutschern umgesehen.

- BILD: SN/APA

Während die Fiakerpfer­de in Salzburg einen Tag hitzefrei genießen durften, gab es für die Rösser in Wien keine Pause. Trotz Protesten von Tierschütz­ern brachten sie bei mehr als 30 Grad Celsius ihre Kundschaft durch die Innenstadt. Erfrischun­g kam durch kaltes Wasser. Den Tieren gehe es trotz der Hitzewelle gut, sagten die Kutscher bei einem SN-Lokalaugen­schein. Das würde ein Tierarzt jeden Tag überprüfen.

WIEN, SALZBURG. Tatenlos und ruhig standen Franz Winters Pferde am Mittwoch im Schatten der Bäume auf ihrer Koppel in der Salzburger Moosstraße. Keine Rundfahrte­n mit Fiakern für Touristen durch die Stadt, nur ein paar angriffslu­stige Bremsen, ansonsten: Nichtstun. Einen ganzen Arbeitstag lang.

Die fünf Salzburger Fiakerunte­rnehmer haben ihren Tieren während der Hundstage freiwillig einen Tag Hitzepause gegönnt. Entschiede­n hat das Winter, Obmann der Fiakervere­inigung, in Abstimmung mit dem Magistrat. Seine Gründe: „Es ist tierfreund­lich, in der Hitze sind nicht so viele Leute in der Stadt unterwegs und durch diesen Vorstoß nehmen wir der Diskussion um das Tierwohl den Wind aus den Segeln.“Nur am Abend gehe es für ihn zu einer Festspielf­ahrt, die bereits gebucht war.

Schauplatz­wechsel nach Wien. Neben dem Stephansdo­m warteten am Mittwoch nach Mittag Kutscher, Gespanne und Rösser in einer Reihe auf Kundschaft. Entgegen der heftigen Kritik von Tierschütz­ern, die Pferde würden den ganzen Tag in der prallen Sonne stehen, spendete der Dom zur Zeit des Lokalaugen­scheins den meisten der 30 Tiere Schatten. „Unsere Viecher trinken an so heißen Tagen sicher 30 Liter. Aus den Hydranten an den Standplätz­en kommt so viel Wasser, das dasaufen s’ ja gar net“, zeigte sich Fiaker Christian Flach verständni­slos für Angriffe auf sich und seine Kollegen. Er mache seinen Job seit 26 Jahren und achte im Sommer extra auf seine Tiere, sagte er und zog hinter dem Kutschbock Äpfel und Karotten hervor. „Hafer dürfen s’ jetzt nicht fressen, aber Grünzeug geht immer.“Einen Tag – so wie in Salzburg – freiwillig zu pausieren bezeichnet Flach als „unnötig“. Sein Chef besitze 15 Tiere, die ohnehin nicht alle am selben Tag zum Einsatz kämen.

Ob auch die Wiener Fiakerpfer­de „hitzefrei“bekommen, hängt von einem kleinen weißen Kästchen – der „Messstatio­n Innere Stadt – auf einem Dach nahe der Staatsoper ab. „Erreicht die Temperatur dort die 35-Grad-Marke, müssen die Gespanne laut Gesetzesno­velle vom Vorjahr umgehend abziehen“, sagt Leopold Bubak, Leiter der für Fiaker zuständige­n Magistrats­abteilung 65, im SN-Gespräch. Das sei 2017 ein Mal der Fall gewesen, in den Jahren davor öfter. „Wir haben die Kutscher informiert, dass es mit dem Betriebsve­rbot am Donnerstag so weit sein könnte“, berichtet er. Diese seien verpflicht­et, sich auf der Homepage der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG) über die aktuellen Temperatur­en zu informiere­n und rasch zu reagieren, wenn die 35 Grad erreicht seien. Es wäre das erste Mal heuer. Sollte sich jemand in Wien nicht an diese Regeln halten, drohen Pönalen ab 140 Euro, wobei der Strafrahme­n bis zu 3500 Euro reicht.

Der Salzburger Fiakerchef Franz Winter hat den freiwillig­en hitzefreie­n Tag für Büroarbeit genutzt. Dass das für Wien kein Vorbild ist, verwundert ihn. „Ich weiß nicht, warum man der Diskussion um Pferde und Hitze oder den Kritikern nicht so begegnet wie wir.“

Indes appelliert­e auch die Stadt Innsbruck an ihre Fiakerfahr­er, die Pferde an derart heißen Tagen auf der Koppel zu lassen. In der Tiroler Landeshaup­tstadt steht eine Erneuerung der Verträge mit den Fiakern an; dabei sind Vereinbaru­ngen zum Tierschutz geplant.

„Freiwillig­e Pausen sind unnötig.“Christian Flach, Fiaker

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BILD: SN/APA Fiakerpfer­de genießen wohltuende Erfrischun­g.
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