Mit dem Alter wird vieles besser, auch im Job
Wer 50 und arbeitslos ist, altert schneller. Diese absurde Theorie müssen Chefs wie Arbeitssuchende aktiv widerlegen.
In Österreich ist die Arbeitslosigkeit im Juli wieder stark gesunken. Und noch nie haben in Österreich so viele Arbeitskräfte am Arbeitsplatz schwitzen können wie diesen Sommer. Mit diesen blumigen Worten umschreibt der Chef des Arbeitsmarktservice, Johannes Kopf, den derzeitigen Beschäftigungsrekord. Der Blick aufs Detail zeigt, dass die Arbeitslosigkeit bei sehr jungen Menschen mit minus 8,2 Prozent und bei Menschen im Haupterwerbsalter mit minus 9,3 Prozent ungleich stärker sinkt als bei Menschen über 50 Jahre. Dort liegt der Rückgang nur bei 5,3 Prozent. Ältere profitieren vom Aufschwung also nicht so stark wie Jüngere.
Vorurteile gegenüber älteren Arbeitnehmern halten sich. Ältere sind teuer und unflexibel, heißt es. Alt sind jedenfalls die Vorurteile. Dennoch wirken sie nachhaltig. Da hilft es offensichtlich auch nicht, dass Betriebe händeringend Mitarbeiter suchen und wirtschaftliche Ziele bereits runterschrauben müssen, weil sie zu wenige Mitarbeiter haben.
Jene, die Älteren eine Chance geben, berichten durchgängig von guten Erfahrungen. So wie jener Salzburger Baumeister, der einer 50-Jährigen die Chance auf eine bautechnische Lehre gegeben und einen über 60-Jährigen als Polier eingestellt hat. Das Argument, ältere Mitarbeiter seien teurer als jüngere, entkräftet der Baumeister damit, dass die älteren Mitarbeiter mit mehr Eifer, Erfahrung und Eigeninitiative bei der Sache seien.
Vor dem 50. Geburtstag und mit Job wird man wertgeschätzt, nach dem 50er und arbeitslos altert man rapide. Dieses sogenannte „instant aging“ist so offensichtlich absurd, dass die Unrichtigkeit dieser Annahme jedem sofort klar sein müsste. In der beruflichen Wirklichkeit ist es das aber nicht.
Selbst gutgesinnte Chefs erzählen hinter vorgehaltener Hand, dass sie sich angesichts einer 52-jährigen Bewerberin, die seit einem Jahr arbeitslos ist und einen beeindruckenden Lebenslauf hat, fragen, was denn mit der Frau nicht stimmen könnte.
Wie also kann man diese Vorurteile aufbrechen? In einer Art Zangentechnik muss das Thema von zwei Seiten angegangen werden. Die Arbeitgeber müssen sich einen Schubs und Älteren eine Chance geben. Und arbeitssuchende Ältere müssen sich ihrerseits trotz aller Verletzungen und Enttäuschungen einen Ruck geben, aktiv werden und notfalls radikal umdenken und etwas anderes machen. Das ist schwierig. Aber Österreich ist ein Staat, der hier viele Möglichkeiten bietet.