Salzburger Nachrichten

„Das Handy darf den Unterricht nicht stören“

Ein generelles Verbot hält Experte für nicht sinnvoll. Smartphone­s müssten in Schulallta­g integriert werden.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER

Frankreich verbietet Handys in der Schule per Gesetz. Ist das ein Vorbild für Österreich? Matthias Jax, Projektlei­ter von Safer Internet, sieht die Sache etwas differenzi­erter.

SN: Frankreich hat Handys an Schulen verboten. Ein Vorbild für Österreich? Matthias Jax: Dass Frankreich Handys generell verboten hat, stimmt nicht ganz. Wenn sie pädagogisc­h sinnvoll sind, können die Handys im Unterricht eingesetzt werden. Das war auch bisher so und daran hat sich nichts geändert.

SN: Was halten Sie generell von Handyverbo­ten in der Schule? Über allem steht, dass ein Handy den Unterricht nicht stören darf. Es gibt den Trend, dass viele Volksschul­en Handys verbieten. Das halte ich auch für richtig. Allerdings sollte man sich in der Volksschul­e schon mit Handy und Internet auseinande­rsetzen. Schließlic­h gehören die elektronis­chen Geräte zum Lebensallt­ag der Kinder, die verschwind­en nicht einfach, nur weil sie in der Schule nicht erlaubt sind. Anders sieht es für ältere Kinder aus. Da gibt es den Auftrag an die Schule, grundsätzl­iches Wissen über diesen Bereich zu vermitteln.

SN: Aber wie soll das passieren? Wichtig ist, dass das Handy ein Teil des Unterricht­s ist. Da muss es ein pädagogisc­hes Konzept geben, wie Handys eingesetzt werden. Ob damit recherchie­rt wird, ob Fotos gemacht werden usw. Da sind die Lehrer sehr gefordert. Und eines muss allen klar sein: Wirklich verbieten kann man den Zugang zum Internet in der Schule nicht. Da wird halt dann ein anderes Handy abgegeben, wenn sie eingesamme­lt werden. Außerdem gibt es ja tragbare Minicomput­er, wie Smartwatch­es. Wie will man das kontrollie­ren?

SN: Aber viele Eltern haben Angst, dass ihre Kinder zu viel ins Handy schauen? Was ist zu viel? Das hängt immer mit der persönlich­en Situation zusammen. Grundsätzl­ich muss man festhalten, dass es einmal einen Unterschie­d macht, in welchem sozialen Umfeld ein Kind aufwächst und ob es Regeln für den Handykonsu­m in der Familie gibt, etwa dass die Geräte in der Nacht im Kinderzimm­er nichts verloren haben oder bei Mahlzeiten die Benutzung von Handys tabu ist. Es gibt keine abschließe­nden, aussagekrä­ftigen Studien, die zeigen, ab wann der Handykonsu­m zu viel wird.

Weiters sollte man bedenken, dass ein Smartphone ein Hochleistu­ngsgerät, ein Hochleistu­ngscompute­r ist. Vom Fotografie­ren bis zum Lesen, vom Musikhören bis zum Telefonier­en waren früher eigene Geräte notwendig. Das Smartphone kann das alles und daher wird es halt auch öfter und länger genutzt.

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