„Atmen tut man da oben nimma“
Im Mai 1978 gelang Reinhold Messner und Peter Habeler eine Sensation am Mount Everest.
Montag, 8. Mai 1978. Es ist knapp nach 13 Uhr. In Nepal. Die Meereshöhe beträgt 8848 m. „Ich bin ihm nach, hab ihn umarmt und richtig hergerissen und geschüttelt und so war’ ma halt oben“, erinnert sich Peter Habeler 40 Jahre später an die letzten Schritte zum Gipfel – und zu einem Ereignis, das ihn wie kein anderes in die Berggeschichtsbücher bringen würde. Reinhold Messner war kurz vor Habeler auf dem Gipfel des Mount Everest angelangt. Dort oben waren auch schon andere vor den beiden, die in den 1960er- und 1970er-Jahren ein österreichisch-südtirolerisches Dreamteam des Alpinismus bildeten.
Wenige Tage vor Habeler und Messner – am 3. Mai 1978 – war der Grazer Robert Schauer auf dem Gipfel als erster Österreicher. Er stand dort gemeinsam mit Horst Bergmann, Expeditionsleiter Wolfgang Nairz und begleitet von Sherpa Ang Phu. In deren Expedition waren auch Messner und Habeler unterwegs – mit einem kühnen Plan. Noch niemand war dort hinauf in die dünne Luft gestiegen ohne die Verwendung von künstlichem Sauerstoff. „Atmen tut man da oben aber nimma, man schnappt da bloß mehr nach Luft“, erinnert sich Habeler. Die beiden hatten geschafft, was die meisten Fachleute für unmöglich gehalten hatten. Allerdings hatten Habeler und Messner mit Oswald „Bulle“Oelz und Raimund Margreiter zwei Ärzte in ihrem Team, die durchaus eine Chance sahen.
Messner hatte den Plan entworfen, sich akribisch vorbereitet, hatte den Everest auch ohne Sauerstoffmaske in einem Flugzeug umflogen. Und er kannte nur „einen einzigen Bergsteiger weltweit“, der für diesen Plan infrage kam: „Peter Habeler und ich waren eine Zweckgemeinschaft, die aber stets ein hundertprozentiges Vertrauen ineinander hatte“, erzählt Messner im Frühjahr 40 Jahre später in einer Dokumentation des Senders Servus TV.
Instinkt, Schnelligkeit, alpinistisches Extremkönnen waren Voraussetzungen für das Vorhaben. „Bis ins Basislager war ich extrem angespannt, hatte auch Angst – aber am Berg dann ist die weg“, erinnert sich Habeler. Die Zweifel am Vorhaben bekämpfte er mit einer Gewissheit: „Ich dachte einfach an das, was ich sehr, sehr gut kann: das Bergsteigen.“Immer noch erstaunt ist er allerdings, „wie dieser Tag nach so vielen Jahren die Menschen noch so stark interessiert und begeistert“.