Simbabwes Armee griff Demonstranten an
Nach den Wahlen in Simbabwe spricht die Opposition von Betrug. In Harare kam es zu Protesten. Das Militär schoss auf Demonstranten.
Es waren die ersten freien Wahlen nach vier Jahrzehnten in Simbabwe: Nach dem Sturz von Langzeit-Machthaber Robert Mugabe im November wählten die Bürger am Montag weitgehend friedlich Parlament und Präsident. Am Mittwoch eskalierte die Lage, nachdem erste Ergebnisse publik wurden.
Die Regierungspartei Zanu-PF hat demnach die absolute Mehrheit im Parlament errungen. Simbabwes Wahlkommission habe die Ergebnisse für 153 der insgesamt 210 Sitze im Abgeordnetenhaus vorgelegt, berichtete die Mediengruppe ZBC Mittwoch früh. Zanu-PF hatte zu dem Zeitpunkt bereits 110 Sitze, die oppositionelle Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) 41.
Oppositionsführer Chamisa sprach daraufhin von Wahlmanipulation. Hunderte seiner Anhänger versammelten sich vor einem Hotel in der Hauptstadt, in dem die endgültigen Wahlergebnisse verkündet werden sollten. Auch vor der Parteizentrale in Harare reklamierten Anhänger den Sieg für Chamisas Bewegung. Schließlich gerieten die zuerst friedlichen Proteste außer Kontrolle: Die Demonstranten war- fen mit Steinen, nachdem die Polizei mit Tränengas und Wasserkanonen auf sie geschossen hatte. Das Militär fuhr mit Panzern auf, laut Augenzeugen schossen die Soldaten auf die Demonstranten. Mindestens ein Mann wurde getötet. Er starb an einem Schuss in den Bauch, wie ein AFP-Fotograf berichtete.
Präsident Emmerson Mnangagwa rief angesichts der Proteste zu „Frieden“auf. Die Opposition wirft ihm und seiner langjährigen Regierungspartei Zanu-PF Wahlmanipulation vor. Laut einer Delegation von EU-Wahlbeobachtern seien die Wahlen ohne Gewalt und frei abgelaufen, aber die Abstimmung sei nicht fair gewesen. Der Missbrauch staatlicher Ressourcen, die Einschüchterung von Wählern und die parteiische Berichterstattung der staatlichen Medien zugunsten von Regierung und Präsident hätten wahre Chancengleichheit verhindert, sagte Delegationsleiter Elmar Brok. Das Ergebnis der Präsidentenwahl sei zuerst gezählt worden, nun werde es aber erst nach jenem der Parlamentswahl bekannt gegeben, voraussichtlich am Freitag oder Samstag, erklärte Brok. „Je länger es dauert, desto mehr steht die Glaubwürdigkeit infrage.“