Das Große Festspielhaus enthält glänzende Details
Dass nun der eigentlichen Bestimmung des Großen Festspielhauses gefrönt wird, nämlich Opern und Konzerte zur Salzburger Festspielzeit aufzuführen, gibt die passende Gelegenheit, anhand eines neuen Buchs die Besonderheiten dieses Baus aufzuspüren. Dafür haben Studierende der Universität Salzburg – angeleitet von den Professorinnen Andrea Gottdang und Ingonda Hannesschläger – die Geschichte von Architektur und bildender Kunst des 1960 eröffneten Hauses an der Hofstallgasse erforscht. In Archiven und in Literatur haben sie vieles an Plänen und Zusammenhängen hervorgeholt und publiziert, was bereits in Vergessenheit versickert gewesen ist.
Der mit historischen sowie eigens von Hubert Auer angefertigten Fotografien illustrierte Band holt vor allem zwei grandiose Vorhaben hervor. Zum einen die Architektur: Nachdem Wiener Staatsoper und Burgtheater nach dem barocken Guckkasten-Vorbild wiederaufgebaut worden waren, knüpfte Architekt Clemens Holzmeister mit dem Großen Festspielhaus an die Innovationen der Theaterarchitektur des 20. Jahrhunderts an, die mit der Idee des „Totaltheaters“von Walter Gropius und Erwin Piscator 1926/27 begonnen hatten. In welcher Liga das Große Festspielhaus steht, zeigt der Vergleich mit ähnlich anspruchsvollen Bauten, die in den 1950er-Jahren konzipiert worden sind – wie Pläne von Hans Scharoun für Kassel, Mies van der Rohe für Mannheim, Alvar Aalto für Essen und Jørn Utzon für Sydney. Mit dem Großen Festspielhaus reihe sich Holzmeister „in das Who’s who der internationalen Theater-Architekten des 20. Jahrhunderts“, stellt Mitautorin Doris Huber fest.
Zum anderen gelang Holzmeister sein zweiter großer Streich mit dem Anspruch, die Inneneinrichtung zu einer „Leistungsschau österreichischer Kunst nach 1945“zu gestalten, wie die beiden Herausgeberinnen im Vorwort erläutern. Detailfotos, Skizzen und Erläuterungen richten das Augenmerk auf großartige Details, die viele Besucher übersehen: beispielsweise Steinmosaike von Richard Kurt Fischer, Gobelins von Herbert Boeckl, Oskar Kokoschka oder Giselbert Hoke, Skulpturen von Alfred Hrdlicka und Wander Bertoni oder Keramiken von Gudrun Baudisch. Wer durch dieses Buch flaniert, wird das Große Festspielhaus mit frischer Freude besuchen. Buch: