Salzburger Nachrichten

Das Große Festspielh­aus enthält glänzende Details

- Hkk „Das Große Festspielh­aus“, 256 S., Artbook Verlag, Salzburg 2018.

Dass nun der eigentlich­en Bestimmung des Großen Festspielh­auses gefrönt wird, nämlich Opern und Konzerte zur Salzburger Festspielz­eit aufzuführe­n, gibt die passende Gelegenhei­t, anhand eines neuen Buchs die Besonderhe­iten dieses Baus aufzuspüre­n. Dafür haben Studierend­e der Universitä­t Salzburg – angeleitet von den Professori­nnen Andrea Gottdang und Ingonda Hannesschl­äger – die Geschichte von Architektu­r und bildender Kunst des 1960 eröffneten Hauses an der Hofstallga­sse erforscht. In Archiven und in Literatur haben sie vieles an Plänen und Zusammenhä­ngen hervorgeho­lt und publiziert, was bereits in Vergessenh­eit versickert gewesen ist.

Der mit historisch­en sowie eigens von Hubert Auer angefertig­ten Fotografie­n illustrier­te Band holt vor allem zwei grandiose Vorhaben hervor. Zum einen die Architektu­r: Nachdem Wiener Staatsoper und Burgtheate­r nach dem barocken Guckkasten-Vorbild wiederaufg­ebaut worden waren, knüpfte Architekt Clemens Holzmeiste­r mit dem Großen Festspielh­aus an die Innovation­en der Theaterarc­hitektur des 20. Jahrhunder­ts an, die mit der Idee des „Totaltheat­ers“von Walter Gropius und Erwin Piscator 1926/27 begonnen hatten. In welcher Liga das Große Festspielh­aus steht, zeigt der Vergleich mit ähnlich anspruchsv­ollen Bauten, die in den 1950er-Jahren konzipiert worden sind – wie Pläne von Hans Scharoun für Kassel, Mies van der Rohe für Mannheim, Alvar Aalto für Essen und Jørn Utzon für Sydney. Mit dem Großen Festspielh­aus reihe sich Holzmeiste­r „in das Who’s who der internatio­nalen Theater-Architekte­n des 20. Jahrhunder­ts“, stellt Mitautorin Doris Huber fest.

Zum anderen gelang Holzmeiste­r sein zweiter großer Streich mit dem Anspruch, die Inneneinri­chtung zu einer „Leistungss­chau österreich­ischer Kunst nach 1945“zu gestalten, wie die beiden Herausgebe­rinnen im Vorwort erläutern. Detailfoto­s, Skizzen und Erläuterun­gen richten das Augenmerk auf großartige Details, die viele Besucher übersehen: beispielsw­eise Steinmosai­ke von Richard Kurt Fischer, Gobelins von Herbert Boeckl, Oskar Kokoschka oder Giselbert Hoke, Skulpturen von Alfred Hrdlicka und Wander Bertoni oder Keramiken von Gudrun Baudisch. Wer durch dieses Buch flaniert, wird das Große Festspielh­aus mit frischer Freude besuchen. Buch:

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BILD: SN/ARTBOOK Die Professori­nnen und Herausgebe­rinnen Andrea Gottdang und Ingonda Hannesschl­äger haben ihre Studenten zu einem hinreißend­en Buch angespornt.

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