Salzburger Nachrichten

Zurück zu Tempo 100?

Die Auswertung der Unfallzahl­en zu Tempo 80 auf der Autobahn liegt demnächst vor. Auf die Landesregi­erung wartet eine heikle Entscheidu­ng.

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SALZBURG. Es ist ein heißer Sommer. Und genauso heiß diskutiert wird in Salzburg nach wie vor das flexible Tempolimit von 80 km/h auf der Stadtautob­ahn. Während in Oberösterr­eich und Niederöste­rreich auf zwei Teilabschn­itten der A1 seit gestern 140 km/h gelten, könnte es auch in Salzburg wieder schneller vorangehen.

Im Hintergrun­d finden derzeit mehrere Treffen und Gespräche auf politische­r Ebene statt. Es geht um die Deutung der Unfallzahl­en auf dem Abschnitt von Salzburg-Nord bis zum Knoten Wals. Diese Zahlen waren bereits 2016 ein Streitthem­a (siehe Infokasten). Im Regierungs­programm ist nun verankert, dass Tempo 80 unter Berücksich­tigung von Gesundheit­sschutz und Verkehrssi­cherheit evaluiert werden soll.

Die internen Unfallzahl­en zeigen laut SN-Informatio­nen folgendes Bild: 2017 gab es auf diesem rund zehn Kilometer langen Abschnitt 54 Unfälle mit Verletzten, 2016 waren es 50 Unfälle. Die Gesamtunfa­llzahl – also inklusive aller Sachschäde­n – beläuft sich auf rund 200. Die Art der Unfälle soll sich mit Tempo 80 verändert haben – es soll mehr Unfälle mit Lkw-Beteiligun­g und durch Fahrstreif­enwechsel geben. Bei Tempo 80 gebe es demnach weniger schwere Unfälle, aber tendenziel­l mehr. Wobei die Tendenz seit Einführung des Tempolimit­s gleich bleibe. Die Asfinag bestätigt das im Wesentlich­en. Autobahnme­ister Gregor Jadin sagt, wenn alle Tempo 80 fahren, verdichte sich der Verkehr und die Unfälle seien hausgemach­t, vor allem bei Salzburg-Nord und Salzburg-West. „Man kann pauschal beobachten,

„Es kann sein, dass wir den 80er abschaffen müssen.“Stefan Schnöll, Verkehrsla­ndesrat

dass diese Unfalltype­n mit Lkw und bei Auffahrten vor dem 80er nicht so häufig vorgekomme­n sind.“Die Asfinag hat bei der Autobahnau­ffahrt Salzburg-Nord als Sofortmaßn­ahme bereits die Sperrlinie verlängert. Dies hätte auch Wirkung gezeigt, sagt Jadin. Die Unfallhäuf­igkeit sei dadurch bereits zurückgega­ngen. Sobald die Baustelle fertig sei, werde diese Sperrlinie Anfang September noch einmal deutlich verlängert, sagt der Autobahnme­ister.

Von Autofahrer­n häufig kritisiert wird, dass Lkw dieselbe Geschwindi­gkeit fahren dürfen und es dadurch zu brenzligen Situatione­n kommt. Das Land will deshalb wieder eine Differenzg­eschwindig­keit von 20 km/h erreichen. Da bleiben nur zwei Optio-

nen übrig: Entweder soll künftig Tempo 60 für Lkw gelten und es bleibt bei Tempo 80 für Autofahrer. Oder man entscheide­t sich dafür, Tempo 80 für Lkw zu verhängen und Autofahrer dürfen künftig wieder Tempo 100 fahren.

Verkehrsla­ndesrat Stefan Schnöll (ÖVP) sagt, die Rohdaten der Statistik zu den Unfällen lägen mittlerwei­le vor. Allerdings gebe es noch keine Auswertung darüber, ob die Unfälle mit Tempo 80 zusammenhä­ngen würden oder nicht. „Da haben wir noch keine Rückschlüs­se. Man kann Mutmaßunge­n anstellen, aber mehr nicht. Wenn sich das bestätigt, was wir vermuten, nämlich dass es gefährlich­er ist als vorher, dann wird es eine Differenzg­eschwindig­keit zwischen Pkw und Lkw geben müssen“, sagt Schnöll. Wobei Tempo 60 für Lkw wohl keine Option ist, denn da ist der Schadstoff­ausstoß noch höher.

Im Umkehrschl­uss bedeutet das aber, dass Autofahrer wieder Tempo 100 fahren dürften. Der Verkehrsla­ndesrat meint: „Es kann sein, dass wir den 80er abschaffen müssen. Denn in dem Fall geht die Verkehrssi­cherheit vor. Dann braucht es aber eine andere Umweltmaßn­ahme.“Welche das sein wird, liege dann aber in Händen des grünen LHStv. Heinrich Schellhorn. Für die Abschaffun­g des 80ers braucht es aber Einstimmig­keit in der Regierung. Und so einfach wird Schellhorn das Tempolimit nicht hergeben. Aus dem Büro von LH Wilfried Haslauer heißt es: „Ziel ist eine entspreche­nde Differenzg­eschwindig­keit zwischen Pkw und Lkw. Die Regierung wird entscheide­n, sobald das Gesamtbild vorliegt. Dazu gehört aber, dass man Schadstoff­e und Sicherheit gründlich evaluiert.“

Die endgültige Auswertung der Unfallzahl­en dürfte jedenfalls bald vorliegen. Dem Vernehmen nach in etwa zwei Wochen.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Abstand halten – diese Hinweise hat die Asfinag bei Tempo 80 auf der Stadtautob­ahn längst angebracht. Es kracht dennoch häufig zwischen Pkw und Lkw.
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WWW.SN.AT/WIZANY Immissions­schutz . . .

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