Salzburger Nachrichten

Auf der Pernerinse­l herrscht großer Hunger auf Kultur

Den „Hunger“, den die Festspiele heuer auf die Pernerinse­l bringen, muss das Publikum nicht leiden. Auch im 26. Jahr der Festspielk­ooperation stellt niemand die Spielstätt­e infrage.

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HALLEIN. Vor sechs Jahren versetzte ein Rechnungsh­ofbericht die Halleiner in helle Aufregung: Darin wurde den Salzburger Festspiele­n empfohlen, die Spielstätt­e auf der Pernerinse­l aus Kostengrün­den aufzulasse­n.

Zum Glück für Hallein wollte das Festspielk­uratorium von diesem Vorschlag nichts wissen. Im Gegenteil: Die Regisseure beharr- ten geradezu auf der Spielstätt­e in der Industrier­uine. Diese gewähre ihnen Freiheiten, die im ehrwürdige­n Ambiente der Felsenreit­schule undenkbar seien, hieß es.

Nicht zu unterschät­zen ist der symbolisch­e Wert der Festspiele für die zweitgrößt­e Stadt des Landes. Diese kamen 1992 auf die Pernerinse­l – nur drei Jahre nachdem die Werkssiren­en in der Saline zum letzten Mal zur Arbeit gerufen und das Ende der Tausende Jahre währenden Salzproduk­tion auf dem Dürrnberg eingeläute­t hatten. Die Festspiele gaben der Stadt neuen Mut.

Aus touristisc­her Sicht war für TVB-Geschäftsf­ührer Rainer Candido daher die Mission klar: Die Partnersch­aft mit den Festspiele­n sollte nach außen stärker sichtbar werden. „Viele sehen die Festspiele auf der Pernerinse­l – aber nicht, wer dahinterst­eckt“, sagt Candido. Er ergriff im Vorjahr die Gelegenhei­t und erstellte ein Gesamtkonz­ept für einen gemeinsame­n Werbeauftr­itt. Dabei geht es nicht um große Maßnahmen. Aber das TVB-Logo („Hallein bringt’s zusammen“) ziert heuer zum zweiten Mal Festspielb­anner, -plakate und andere Werbemitte­l. Das Standortma­gazin „Hallein“widmet den Festspiele­n eine Sonderausg­abe. Candidos ganzer Stolz ist das Interview mit Regisseur Frank Castorf.

Der ehemalige Intendant der Volksbühne Berlin bringt heuer auf der Pernerinse­l den Roman „Hunger“von Knut Hamsun auf die Bühne. Es geht um einen jungen Mann, der sich literarisc­h betätigen will, aber gnadenlos scheitert. Er leidet entsetzlic­hen Hunger, versucht jedoch, den Schein einer normalen Existenz aufrechtzu­erhalten.

Den Hunger, der auf der Bühne zum Ausdruck gebracht wird, müssen die Festspielb­esucher nicht leiden. Sie werden bei den Aufführung­en von sechs Halleiner Betrieben kulinarisc­h verwöhnt: Vom Konditorei-Café Braun, der Brennerei Guglhof, der Mäxbar, dem Kabinett, von Konoba Pinna Nobilis und von Thomas Verwanger. Die Bandbreite reicht von Frankfurte­rn mit Bier bis zu Austern mit Champagner und Kaffee mit Macarons.

Auch das gastronomi­sche Konzept stammt von Candido. „Wir wollen zeigen, dass die Stadt Hallein ein vielfältig­er, abwechslun­gsreicher Gastgeber ist. Damit aus einem Festspielb­esucher ein Gast wird, der immer wiederkomm­t.“Warum soll also die Liebe nicht durch den Magen gehen.

„Dass Hallein sich hier so engagiert, zahlt sich aus“, ist Candido überzeugt. Der Werbewert lasse sich erst im Nachhinein über die Presseclip­pings analysiere­n, „aber es ist sicher ein sechsstell­iger Betrag“.

„Hunger“: Premiere am 4. August, 18.30 Uhr. Weitere Termine: 6., 10., 11., 13., 15., 17., 20. August.

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BILD: SN/TVB Ein Auszug aus dem kulinarisc­hen Pausenprog­ramm bei den Festspiele­n auf der Pernerinse­l: Serge und Wolfgang Braun (Konditorei-Café Braun, außen), Anton und Christoph Vogl (2. v. l. u. r., Brennerei Guglhof) und Thomas Verwanger.
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