Textilien erzählen von Fernweh
Die Salzburger Sammlung Aichhorn gibt ein Gastspiel im Mühlviertel.
HASLACH. Haslach an der Mühl hängt am nicht nur seidenen Faden. Das Textile Zentrum im 2500-Seelen-Ort im nördlichen Mühlviertel hat heuer das Leitmotiv „Reisen“definiert. Ein farbenprächtiger Höhepunkt ist die Ausstellung der Salzburger Sammlung Aichhorn.
Platz ist genug, hier auf dem Areal zweier ehemaliger Textilfabriken. In der Region, die lange für Webereien und Blaudruck berühmt war, waren um 1900 allein im Haslacher Vonwiller-Werk rund 1000 Menschen beschäftigt. 1999 schloss die Fabrik, mithilfe von Gemeinde, EU und Land öffnete 2012 das Textile Zentrum Haslach, mit Webereimuseum, Wollmanufaktur, vielen Werkstätten und Räumen für Kurse. Die von der ehemaligen Textilfachschule übernommenen modernen Maschinen werden für Kunstprojekte und Modeserien eingesetzt.
Bei Christina Leitner laufen alle Fäden zusammen. Dass die Haslacherin an der Universität Mozarteum unterrichtet, hat sie 2004 mit dem pensionierten Architekten Ferdinand Aichhorn und seiner Galerie in der Steingasse zusammengebracht. Ihre Idee einer Ausstellung wurde gerne aufgegriffen.
Knapp 100 der rund 2000 Stücke der Sammlung sind in Haslach zu sehen. „Jetzt haben sie Gelegenheit, aus ihren Schränken und vors Publikum zu treten“, sagt Aichhorn. Der Titel „Sehnsucht nach Textilistan“soll das Fernweh des Suchenden beschreiben und jene Sammler ansprechen, die sich wegen ihrer oft unverstandenen Leidenschaft in ein fernes „Textilistan“wünschen.
Wer die Stufen zur Ausstellung erklimmt, steht zuerst vor einem Farbspiel in Rosatönen mit Akzenten in Gelb und Grün – einem usbekischen Tuch in Ikat-Technik. Diese aufwendige Färbe- und Webmethode hat 1977 bei einem Indonesien-Besuch Ferdinand Aichhorns Interesse geweckt. Der mitgebrachte „Geringsing“, ein heiliges Tuch in Doppel-Ikat-Methode, dessen Herstellung sieben Jahre dauert, ist heute noch ein Herzstück seiner Sammlung.
Die Ausstellung zeigt Ikats aus allen Regionen Asiens, von Alltagskleidung bis zum Zeremonientuch, aber auch die in Europa beliebte Batik-Technik, die sich in China entwickelt hat. Dazu Plangi, bekannt von Tüchern und T-Shirts aus der Hippie-Zeit, und der auch im Mühlviertel bekannte Stempeldruck. Der fünfte Bereich ist Stickerei – von Phulkaris, Hochzeitstüchern aus dem Punjab, bis zu Filigranem aus Bangladesch und Kreuzstich aus Südchina. Rarität aus Nordindien sind handgearbeitete Kaschmirschals aus dem 17. Jahrhundert. Auch auf die Menschen hinter diesen Textiltechniken kann ein Auge geworfen werden – mithilfe von kleinen Klickfernsehern, Guckis genannt. Ausstellung: