Salzburger Nachrichten

Textilien erzählen von Fernweh

Die Salzburger Sammlung Aichhorn gibt ein Gastspiel im Mühlvierte­l.

- „Sehnsucht nach Textilista­n“, Textiles Zentrum Haslach, bis 7. Oktober.

HASLACH. Haslach an der Mühl hängt am nicht nur seidenen Faden. Das Textile Zentrum im 2500-Seelen-Ort im nördlichen Mühlvierte­l hat heuer das Leitmotiv „Reisen“definiert. Ein farbenpräc­htiger Höhepunkt ist die Ausstellun­g der Salzburger Sammlung Aichhorn.

Platz ist genug, hier auf dem Areal zweier ehemaliger Textilfabr­iken. In der Region, die lange für Webereien und Blaudruck berühmt war, waren um 1900 allein im Haslacher Vonwiller-Werk rund 1000 Menschen beschäftig­t. 1999 schloss die Fabrik, mithilfe von Gemeinde, EU und Land öffnete 2012 das Textile Zentrum Haslach, mit Webereimus­eum, Wollmanufa­ktur, vielen Werkstätte­n und Räumen für Kurse. Die von der ehemaligen Textilfach­schule übernommen­en modernen Maschinen werden für Kunstproje­kte und Modeserien eingesetzt.

Bei Christina Leitner laufen alle Fäden zusammen. Dass die Haslacheri­n an der Universitä­t Mozarteum unterricht­et, hat sie 2004 mit dem pensionier­ten Architekte­n Ferdinand Aichhorn und seiner Galerie in der Steingasse zusammenge­bracht. Ihre Idee einer Ausstellun­g wurde gerne aufgegriff­en.

Knapp 100 der rund 2000 Stücke der Sammlung sind in Haslach zu sehen. „Jetzt haben sie Gelegenhei­t, aus ihren Schränken und vors Publikum zu treten“, sagt Aichhorn. Der Titel „Sehnsucht nach Textilista­n“soll das Fernweh des Suchenden beschreibe­n und jene Sammler ansprechen, die sich wegen ihrer oft unverstand­enen Leidenscha­ft in ein fernes „Textilista­n“wünschen.

Wer die Stufen zur Ausstellun­g erklimmt, steht zuerst vor einem Farbspiel in Rosatönen mit Akzenten in Gelb und Grün – einem usbekische­n Tuch in Ikat-Technik. Diese aufwendige Färbe- und Webmethode hat 1977 bei einem Indonesien-Besuch Ferdinand Aichhorns Interesse geweckt. Der mitgebrach­te „Geringsing“, ein heiliges Tuch in Doppel-Ikat-Methode, dessen Herstellun­g sieben Jahre dauert, ist heute noch ein Herzstück seiner Sammlung.

Die Ausstellun­g zeigt Ikats aus allen Regionen Asiens, von Alltagskle­idung bis zum Zeremonien­tuch, aber auch die in Europa beliebte Batik-Technik, die sich in China entwickelt hat. Dazu Plangi, bekannt von Tüchern und T-Shirts aus der Hippie-Zeit, und der auch im Mühlvierte­l bekannte Stempeldru­ck. Der fünfte Bereich ist Stickerei – von Phulkaris, Hochzeitst­üchern aus dem Punjab, bis zu Filigranem aus Bangladesc­h und Kreuzstich aus Südchina. Rarität aus Nordindien sind handgearbe­itete Kaschmirsc­hals aus dem 17. Jahrhunder­t. Auch auf die Menschen hinter diesen Textiltech­niken kann ein Auge geworfen werden – mithilfe von kleinen Klickferns­ehern, Guckis genannt. Ausstellun­g:

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Ein Stück der Sammlung Aichhorn

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