Salzburger Nachrichten

Was Dominic Thiem noch fehlt

Nach dem Kitzbühel-Aus stellt sich Österreich­s Tennisstar Kritik auf höchstem Niveau.

- Berichtet aus Kitzbühel

Es hätte „sein“Turnier werden sollen, es war auch „sein“Turnier – allerdings nur einen Auftritt lang. Mit dem großen Ziel seines ersten Turniersie­gs auf heimischem Boden war Dominic Thiem in den Kitzbühele­r Tennisklas­siker gestartet. Doch nach dem 1:6, 6:1, 5:7 gegen einen starken Slowaken Martin Klizan saß er konsternie­rt in den Katakomben des Center-Courts, der seinetwege­n bis auf den letzten Platz gefüllt war.

„Es ist keine Tragödie passiert, ich habe nur ein gutes Tennismatc­h verloren. Dass ich es verliere, ist trotzdem ein Wahnsinn“, sagte der 24-Jährige, der wegen einer Sehnenreiz­ung in der Schulter am Donnerstag das Doppel absagte und bereits in Toronto ist. Zu erkennen waren einige „Baustellen“, die den Österreich­er bisher abhielten, eine Saison konstant auf allerhöchs­tem Niveau zu spielen: Anlaufschw­ierigkeite­n: Thiem erwischte zum wiederholt­en Male einen Kaltstart. „Ich bin sehr oft nicht vom ersten Match an auf meinem gewollten Niveau. In Madrid hätte ich leicht in der ersten Runde weg sein können“, erinnerte er an den Finaleinzu­g samt Viertelfin­alsieg über Rafael Nadal. „Und in Lyon habe ich das Turnier schon ein paar Mal verloren gehabt, bevor ich es dann gewonnen habe.“Dem Turniersie­g folgte der Einzug ins Endspiel der French Open. In Kitzbühel konnte er es nicht mehr drehen. „Das Ziel muss sein, dass ich gar nicht in diese Situation komme.“ Schlagdefi­zit: Die Schwäche beim Return ist nicht neu, hat ihn aber diesmal (mitunter) das Match gekostet. Bei vier Breakbälle­n in der Entscheidu­ng fabriziert­e Thiem auf relativ leichte Aufschläge drei direkte Fehler. „Die muss ich einfach reinspiele­n. Das darf nicht passieren.“Auch beim Volley und beim Nachgehen ans Netz gibt es Aufholbeda­rf. Zudem scheint manchmal der Plan B zu fehlen, wenn sein gewohnt risikoreic­hes Spiel nicht funktionie­rt. Das ist wohlgemerk­t Kritik auf höchstem Niveau, der sich eine Nummer acht der Welt aber auch stellt. Heimkomple­x? Während Vater Wolfgang die hohe Erwartungs­haltung, sowohl öffentlich als auch an sich selbst, vor Heimpublik­um „wahrschein­lich“als Mitgrund sieht, warum es in Kitzbühel und Wien seit drei Jahren nicht rundläuft, will Thiem nichts davon wissen. „Die Leistung hat nichts damit zu tun, dass das in Österreich ist. Ich werde mich sicher nicht hinsetzen und sagen ,Ich will die erste Runde gewinnen und dann bin ich glücklich‘. Das war 2012 und 2013 so, jetzt aber sicher nicht mehr“, erklärte Thiem ebenso verständli­ch. Druck sei immer da. „Ich will immer und überall gewinnen.“In Paris ist er der hohen und öffentlich formuliert­en Zielsetzun­g („Das Finale muss das logische Ziel sein“) beeindruck­end gerecht geworden. In Österreich hat er dazu im September im Davis Cup die nächste Chance.

„Das ist keine Tragödie, ich habe nur ein Spiel verloren.“Dominic Thiem

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