Bodenversiegelung stört den Wasserkreislauf
Die Verbauung unserer Lebensräume und Flüsse wird immer mehr zum Thema. Ende 2017 waren allein in Österreich mehr als 230.000 Hektar Boden versiegelt.
SALZBURG. Die ökologischen und ökonomischen Effekte, die durch Bodenversiegelung entstehen, sind enorm. Verlust der biologischen Funktionen: Werden Böden versiegelt, gehen alle biologischen Funktionen verloren. Die Renaturierung von versiegelten Böden erweist sich als ein kostspieliger und zeitaufwendiger Prozess. Die Neubildung von nur einem Zentimeter Humus dauert 100 bis 200 Jahre. Verlust der Produktivität: Historisch bedingt liegen die meisten Siedlungen in Regionen mit fruchtbarem Ackerland. Siedlungserweiterungen bedingen somit automatisch einen weiteren Verlust von produktiven Böden. Angesichts steigender Energiepreise und der höheren Nachfrage von Böden für die Produktion von Nahrungsmitteln und Biomasse gewinnen innerhalb der EU produktive Böden zunehmend an Bedeutung. Nur, dass es gesagt ist: China ist hier viel weitblickender und sichert sich gerade vor allem auf dem afrikanischen Kontinent riesige Ackerflächen. Ob deren Erträge auch der dortigen Bevölkerung zugutekommen werden, wird sich zeigen. In Österreich werden jährlich Böden im Ausmaß von rund 50 km2 für Wohnen, Gewerbe, Industrie und Freizeit in Anspruch genommen und somit der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Dieser Produktionsverlust entspricht dem jährlichen Nahrungsbedarf von etwa 20.000 Personen. Gefährdung der biologischen Vielfalt: Durch zunehmenden Straßenbau werden Landschaften zerschnitten und wird die Ausbreitung und Wanderung von Pflanzen und Tieren unterbunden. Die Zerschneidung dieser natürlichen Lebensräume führt zu einer Verschlechterung von Habitatbedingungen sowie in Folge zur Abwanderung oder gar zum Verschwinden von Arten. Erhöhtes Hochwasserrisiko: Hohe Versiegelungsdichten in hochwassergefährdeten Siedlungen erhöhen die Gefahr von Überschwemmungen. Ein Hektar funktioneller (unversiegelter) Boden kann 2000 Kubikmeter Wasser speichern. Im Zuge der Klimaveränderung nehmen die Starkregenereignisse und somit die Überschwemmungen zu. Die Unterbindung der Versickerung von Wasser durch den Boden verhindert die Filterung von Schadstoffen aus dem Wasser und erhöht den Bedarf für die Ableitung von Oberflächenwasser über ein Kanalsystem und kann damit das Hochwasserrisiko verstärken. Verlust der Staubbindung: Ein interessanter Aspekt, der noch weitgehend unterschätzt wird: Unversiegelte Böden können große Mengen an Staubpartikeln binden. In Städten und stadtnahen Gebieten, wo die Staubbildung besonders hoch ist, liefern Stadtböden einen besonders positiven Beitrag zur Luftverbesserung. Hitzeeffekte: Versiegelter Boden kann kein Wasser verdunsten. In Siedlungsräumen mit hohen Versiegelungsraten führt dies zur Veränderung des Mikroklimas und zum Anstieg der lokalen Temperaturen. Daher sind gerade im innerstädtischen Bereich Parkanlagen und grüne Inseln bzw. Dächer besonders wichtig.
Experten sind sich einig: Eine Verringerung des Bodenverbrauchs muss zukünftig als unerlässlicher Beitrag zum Klimaschutz gesehen werden und dient letztlich auch der Erhaltung der österreichischen Ernährungssicherheit. Die Europäische Kommission veröffentlichte 2012 einen Leitfaden zur Reduktion der Bodenversiegelung, in dem die Mitgliedsstaaten aufgefordert werden, nach einem dreigliedrigen Ansatz („Bodenversiegelung vermeiden, gering halten und kompensieren“) vorzugehen. Was tut Österreich? Fortsetzung nächsten Freitag