Wo sich der Schleier nicht lüftet
Das Burkaverbot lässt sich schwer exekutieren. Heute reist ein saudischer Botschafter nach Zell.
„Es ist ihnen einfach nur egal“, sagt Barbara Scheicher, die einen Bootsverleih am Zeller See betreibt. Mit „ihnen“meint sie einige arabische Urlauber. Und „einfach nur egal“ist den Gästen laut Scheicher das sogenannte Anti-Gesichtsverhüllungs-Gesetz, das seit 1. Oktober 2017 gilt. Trotz Verhüllungsverbots muss man in Zell am See nicht nach Niqab-Trägerinnen suchen – sie laufen den Besuchern unverändert über den Weg. „Für mich hat sich gar nichts geändert“, stellt Scheicher fest.
Ihre Gäste weise sie auf die geltende Rechtslage nicht mehr hin, nachdem sie im Oktober vom Mann einer verschleierten Frau zurechtgewiesen worden sei. Das Diskutieren überlässt sie mittlerweile den Polizeibeamten, die sie beinahe täglich bei Amtshandlungen an der Promenade beobachtet. „Wenn sie da durchgehen, wird kassiert“, schildert Scheicher.
Anton Fersterer ist die Präsenz der Polizei zu wenig. Er sitzt beim Lokalaugenschein am späten Donnerstagvormittag vor einer Konditorei in der Kirchgasse und erzählt vom „neuesten Schmäh“einiger findiger Touristinnen: Die Frauen versuchten mit „Arztmasken“das Verhüllungsverbot zu umgehen. Seiner Meinung nach wird das Gesetz „nicht ordentlich exekutiert“.
Kurt Möschl kennt diesen „Trick“bestens. „Sie erfahren in der Unterkunft vom Verhüllungsverbot und gehen dann zur Apotheke, um sich einen Mundschutz zu kaufen“, sagt der Zeller Bezirkspolizeikommandant. Den Vorwurf, Verstöße gegen das Verhüllungsverbot nicht zu sanktionieren, muss sich der oberste Polizist im Pinzgau seit Wochen anhören. „Den einen tun wir zu wenig. Die sind der Meinung, wir sollten ihnen die Burka abnehmen und 150 Euro kassieren. Und die anderen fragen uns, ob wir nichts Besseres zu tun haben“, beschreibt Möschl seine schwierige Lage. Zwar tummeln sich zahlreiche verhüllte Frauen in der Zeller Innenstadt. Untätigkeit will sich der Bezirkspolizeikommandant dennoch nicht nachsagen lassen. „Die Vorgehensweise ist nach wie vor die gleiche: Wir weisen sie auf das Verbot hin und die Verhüllung wird abgenommen.“Allerdings lässt die Disziplin bei manchen Gästen nach wie vor zu wünschen übrig. Im Juli hat die Polizei laut Möschl in Zell am See rund 100 Organmandate in Höhe von 30 Euro verhängt, weil das Verbot selbst nach einer Abmahnung nicht eingehalten worden war. Allerdings: „Da hat es davor Hunderte Abmahnungen gegeben, bevor es zu 100 Organmandaten gekommen ist. Die meisten geben die Verhüllung anstandslos ab“, kalmiert Möschl. „Eine Anzeige selbst haben wir noch nicht gehabt. Und ich hoffe, es bleibt dabei – den Wirbel brauche ich nicht.“
Mit diesem Wunsch ist Möschl in Zell am See nicht allein. Die Betreiberin eines Kleidergeschäfts wimmelt, angesprochen auf das
„Die Polizei exekutiert das Gesetz nicht ordentlich.“Anton Fersterer, Einheimischer