Salzburger Nachrichten

Roboter Charlie macht den Opa zum Anarchiste­n

Was passiert, wenn ein Servicerob­oter dem Opa statt einer Tablett’ ein Tablet bringt?

- SAALFELDEN.

Herr Hirschbich­ler ist Bauer. Und zwar einer aus Leidenscha­ft. Er arbeitet aber auch bei der Gemeinde. Weil er ein Zubrot braucht. Zehn Kühe und ein Bauernhof, das reicht halt einfach nicht für die ganze Familie zum Leben.

Mit den Touristen hat es der Herr Hirschbich­ler nicht so. Im Gegensatz zu seiner Frau. Die macht den Hof zum „Chalet Innergebir­g“. Sie spannt die gesamte Familie ein. Zum Putzen, zum Kochen und Betreuen der Gäst’.

Frau Hirschbich­ler hat bereits ein hohes profession­elles Level erreicht. Touristisc­h betrachtet. Sie stellt einen Computer-Hacker an, der alle negativen Einträge zu ihrem Chalet auf der Plattform „Holiday Check“löscht und durch positive Bewertunge­n ersetzt. Bei so viel Geschäftss­inn bleibt freilich keine Zeit und vor allem bleibt auch kein Platz mehr für den Opa. Der alte Mann wird deshalb in die Dachkammer verbannt. Und per Video überwacht. Der Opa bleibt zunächst verhaltens­unauffälli­g. Bis Charlie auftaucht. Charlie ist ein Servicerob­oter. Gespielt vom hinreißend­en Allam Eassawi (10).

Charlie kümmert sich nicht nur um die Gäst’. Er wird auch hinauf zum Opa geschickt. Teufel aber auch – statt einer Tablett’ (Tablette) bringt er ihm ein Tablet (Tabletcomp­uter). Und, juhu: Mit dem lässt sich rein alles in diesem modernen Haus steuern.

So wird Opa zum Anarchiste­n. Er schließt das Garagentor just in dem Moment, als der Chauffeur eines arabischen Prinzen mit dem sündteuren Ferrari einfährt. Und stellt die Duschen, je nach Lust und Laune, auf eiskalt oder siedend heiß.

Der Fremdenver­kehr, die durch ihn erreichten Errungensc­haften samt Wohlstand, vor allem aber auch der Preis, den Massentour­ismus der Landschaft und auch den Menschen abverlangt – das alles steht im Zentrum von „Heimataben­d“.

Die Satire im Stil der „PiefkeSaga“wurde von 17 Laienschau­spielern aus der Region seit September 2017 unter Anleitung des Theater-ECCE-Chefs Reinhold Tritscher erarbeitet. Sie ist aktuell im Rahmen des Theaterfes­tivals „Volxsommer“im Kunsthaus Nexus in Saalfelden zu sehen. Die Zeitreise dauert 60 Minuten. Mit der Pinzgau-Bahn geht es von der „Schattseit­e“Franz Innerhofer­s („Der Kafka der Bauern“) zu den „Schönen Tagen“ins „Chalet Innergebir­g“. Tritscher: „Franz Innerhofer­s hartes Brot der 1950erJahr­e trifft auf die Realität zwischen Tracht und Burka.“

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BILD: SN/HEINZ BAYER Eine hinreißend­e Erscheinun­g: der zehnjährig­e Allam Eassawi. Er spielt den Roboter Charlie.
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BILD: SN/HEINZ BAYER Auch sie werden zur touristisc­hen Staffage.

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