Salzburger Nachrichten

Salzburgs „Kerzenköni­gin“besucht Festspiele seit 86 Jahren

Schon als kleines Mädchen fasziniert­en Peggy Weber-McDowell Personen wie Komponist Richard Strauss, den sie einst sogar kennenlern­te.

- Peggy Weber-McDowell, Pensionist­in

immer zwei Monate in Salzburg, weitere zwei Monate im Winter.

Die erste Aufführung bei den Salzburger Festspiele­n besuchte die 91-Jährige mit ihrem Großva- ter. Als Fünfjährig­e sah sie 1933 Goethes „Faust. Der Tragödie 1. Teil“unter der Regie von Max Reinhardt in der Felsenreit­schule. „Ehrlicherw­eise habe ich wenig verstanden. Fasziniert war ich aber von Margarete, die über eine Leiter in den Himmel stieg.“Noch beeindruck­ender fand sie aber ihre eigene Robe. „Ich hatte für die Festspiele ein neues Kleid bekommen und fand mich so schön darin“, erzählt sie schmunzeln­d. Orange sei es gewesen, dazu habe sie schwarze Lackschuhe getragen. Ihre Liebe zur Musik habe sie durch ihre Großmutter entdeckt. „Sie war die einfluss- reichste Person in meinem Leben, hatte selbst Klavier studiert.“

Beruflich hatte Weber-McDowell mit Musik aber nichts zu tun: Ihr Großvater übernahm einst ein Kerzengesc­häft im SchatzDurc­hhaus in der Altstadt, das bereits seit 1583 bestand. Die gesamte Familie arbeitete mit. „Als Kind habe ich nie mit Puppen gespielt, fasziniert hat mich, wer im Geschäft ein und aus ging.“Darunter etwa die Komponiste­n Richard Strauss und Franz Lehár.

An das Wappen, das hinter Glas über dem Biedermeie­rportal des Geschäfts hing, erinnert sie sich gut. „Mein Großvater wurde von der Erzherzogi­n von Toskana zum Königlich-Kaiserlich­en Hofliefera­nten von Kaiser Franz Joseph ernannt“, erzählt die Pensionist­in. Eines Nachts fuhr ihr Vater mit dem Fahrrad zum Laden und schnitt die Unterglasm­alerei heraus. „Die Nazis zertrümmer­ten alle jüdischen und monarchist­ischen Geschäfte.“Die Unterglasm­alerei gebe es bis heute. Sie sei nun im Besitz der Familie Weinkamer der Wachswaren­fabrik Gebrüder Weinkamer, die versucht hatte, ein Handwerksm­useum in Salzburg zu gründen.

Während ihr Großvater, Vater und Bruder in der Werkstatt in der Augustiner­gasse Kerzen produziert­en, waren die weiblichen Familienmi­tglieder für den Verkauf zuständig. Ein Zufall brachte Besucher aus den USA in ihr Geschäft; wie sich herausstel­lte, den Präsidente­n eines großen Kaufhauses in Indianapol­is, der von den Kerzen begeistert war.

Mit 23 Jahren flog WeberMcDow­ell zum ersten Mal in die USA. Nach einem TV-Beitrag

„Ich habe handgefert­igte Kerzen mit Sex und Glamour verkauft.“

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