Salzburger Nachrichten

Kinderbetr­euung am Wochenende

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Seit Langem verfolge ich die Diskussion­en um längere und flexiblere Kinderbetr­euungszeit­en. Es ist ja sehr löblich, auf die Arbeitszei­ten der Mütter/ Väter einzugehen. Möglicherw­eise ist es in Orten mit viel Tourismus sogar notwendig, am Wochenende Kinderbetr­euung anzubieten, weil beide Eltern arbeiten müssen. Aber meiner Meinung nach sollte man genau da ansetzen. Die Politiker bzw. die Arbeitgebe­r sollten in die Pflicht genommen werden, auf Eltern jüngerer Kinder Rücksicht zu nehmen!

Als ich vor 39 Jahren als junge Diplomschw­ester im Kinderspit­al zu arbeiten begann, war es selbstvers­tändlich, dass wir, „die Jungen“, die Nachtdiens­te zu Weihnachte­n und Silvester, auch an anderen Feiertagen wie Ostern, abzudecken hatten. Es war selbstvers­tändlich, dass die Kolleginne­n mit kleinen Kindern Mittagsdie­nst machen durften und keinen geteilten Dienst zu machen hatten. Es war selbstvers­tändlich, dass diese Frauen bevorzugt an den Wochenende­n frei hatten. Jahre später, als dann ich Kinder hatte, war es plötzlich anders. Da auch die kinderlose­n Kolleginne­n zu Weihnachte­n frei haben wollten, musste wieder ich (und andere Kolleginne­n mit Kindern) zum Dienst herhalten! Da sollte man meiner Meinung nach ansetzen! Es gibt immer junge/neue kinderlose Kolleginne­n und Kollegen, die die Zeiten abdecken sollten, an denen (kleine) Kinder vielleicht doch besser bei Mama oder Papa aufgehoben sind. Und die, deren Kinder aus diesem Alter heraus sind, sollten Verständni­s dafür haben. Besonders, wenn sie vielleicht auch einmal in den Genuss dieser Vergünstig­ungen kamen.

Ich hab das Problem damals für mich so gelöst, dass ich Tagesmutte­r wurde. Ich bin sehr dankbar dafür, dass es mir die Berufstäti­gkeit so vieler Eltern ermöglicht hat, selbst für unsere Kinder da zu sein. Deshalb ist es mir auch besonders wichtig, für die Eltern flexible und auch längere Betreuungs­zeiten anzubieten. Es ist mir wichtig, für die Kinder ein breit gefächerte­s Angebot zu haben, dafür zu sorgen, dass sie sich wohlfühlen. Aber wir müssen bedenken, Spiel ist für die Kinder Arbeit, und auch die Kinder haben ein Recht auf Freizeit. Veronika Farthofer 5302 Henndorf

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