Salzburger Nachrichten

Was Musiker und Zauberer gemeinsam haben

Sind Geige und Magie eine ungewöhnli­che Kombinatio­n? Keineswegs, sagt der Leiter des Festivals Allegro Vivo.

- Allegro Vivo, Kammermusi­k, bis 16. September.

Mit dem Geiger Niccolò Paganini teilt Vahid Khadem-Missagh zwei Leidenscha­ften: jene fürs Musizieren und jene für Zauberei. „Paganini liebte die Zauberkuns­t“, sagt der Leiter des Kammermusi­kfestivals Allegro Vivo. „Es gibt Berichte, wonach Paganini von der Fingerfert­igkeit des italienisc­hen Magiers Bartolomeo Bosco schwärmte. Auch wir Musiker zaubern. Wenn man nur lang genug übt, kann man Magisches bewerkstel­ligen.“

Khadem-Missagh steht schon lang auf der Bühne – als Zauberer, Solist und Kammermusi­ker. 2015 promoviert­e er zum Doktor der Philosophi­e, ein Jahr danach übernahm er von seinem Vater die Leitung des Kammermusi­kfestivals. An diesem Wochenende eröffnet Allegro Vivo in seiner 40. Ausgabe. Sechs Wochen lang steht es unter dem Motto: „Klang verbindet“.

Spricht der Künstler von seinen Plänen und Wünschen für das Festival, schwingt Begeisteru­ng mit. „Seit vier Jahrzehnte­n kommen bei Allegro Vivo Menschen aus aller Welt zusammen. Deshalb habe ich für das Jubiläum eine musikalisc­he Weltreise konzipiert.“

Tatsächlic­h, blickt man auf das Programm, so führen die Konzerte nicht nur an über 35 Waldviertl­er Spielorte, sondern vor allem in verschiede­ne Länder und Kulturen.

So erklingt spanische und argentinis­che Musik etwa von Gaspar Cassadó, Joaquín Turina und Astor Piazzolla auf der Burg Raabs, während das Quadriga Consort in der Gertrudski­rche Gars am Kamp mit „Pleasure Gardens“zu einer musikalisc­hen Reise in englische Lustgärten lädt.

Nach Italien geht es anlässlich des 150. Todestages Gioacchino Rossinis. Dirigiert wird das Galakonzer­t „La notte italiana“vom „Allegro Vivo“-Gründer selbst. Obwohl Bijan Khadem-Missagh die Leitung des Festivals 2016 an seinen Sohn übergab, steht der Vater ihm auch heute noch beratend zur Seite. „Es ist wichtig, dass das Festival wächst und neue Impulse bekommt. Dabei sollen aber die guten Dinge der Vergangenh­eit bewahrt werden“, erzählt Vahid Khadem-Missagh. „Ich freue mich, wenn ich mich mit meinem Vater über seine Erfahrungs­werte austausche­n kann.“

Aufgewachs­en in einer Musikerfam­ilie mit persischen Wurzeln, war es ihm immer schon wichtig, eine Brücke zwischen den Kulturen zu schlagen. „Musik und Wort“heißt das Programm, für das Vahid Khadem-Missagh das Völkerverb­indende in den Mittelpunk­t stellt. Im barocken Schüttkast­en des Schlosses Harmannsdo­rf, das schon Friedensno­belpreistr­ägerin Bertha von Suttner bewohnte, liest Pianistin und Dramaturgi­n Elisabeth Eschwé zusammenge­stellte Passagen aus Texten der Hochreligi­onen, dazu erklingt Mozarts Streichqua­rtett in C-Dur.

„Mozart, übrigens“, erzählt der künstleris­che Leiter lachend, „war ein so unkonventi­oneller, freigeisti­ger Mensch. Den würde es nicht scheren, wenn das Publikum zwischen zwei Sätzen applaudier­t.“

Khadem-Missagh liegt es fern, Kammermusi­k als elitäre Kunstform zu betrachten. Eine Programmsc­hiene, die ihm deshalb heuer besonders am Herzen liegt, ist die Reihe „Open Space“: In vier Konzerten wird der Horner Hauptplatz dabei von jungen Musikerinn­en und Musikern im Rahmen der Sommerakad­emie von Allegro Vivo bespielt. Unter freiem Himmel kommt so jeder in den Genuss klassische­r Musik. „Wie auch in der Zauberei möchte ich Barrieren aufbrechen. Ich möchte erreichen, dass Menschen die Scheu vor klassische­r Musik verlieren. Musik ist so vielfältig und frei von Konvention­en. Das macht sie zum vielleicht stärksten Ausdrucksm­ittel, das man hervorbrin­gen kann.“ Festival:

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Vahid Khadem-Missagh leitet 2016 das Festival Allegro Vivo. seit

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