Was Musiker und Zauberer gemeinsam haben
Sind Geige und Magie eine ungewöhnliche Kombination? Keineswegs, sagt der Leiter des Festivals Allegro Vivo.
Mit dem Geiger Niccolò Paganini teilt Vahid Khadem-Missagh zwei Leidenschaften: jene fürs Musizieren und jene für Zauberei. „Paganini liebte die Zauberkunst“, sagt der Leiter des Kammermusikfestivals Allegro Vivo. „Es gibt Berichte, wonach Paganini von der Fingerfertigkeit des italienischen Magiers Bartolomeo Bosco schwärmte. Auch wir Musiker zaubern. Wenn man nur lang genug übt, kann man Magisches bewerkstelligen.“
Khadem-Missagh steht schon lang auf der Bühne – als Zauberer, Solist und Kammermusiker. 2015 promovierte er zum Doktor der Philosophie, ein Jahr danach übernahm er von seinem Vater die Leitung des Kammermusikfestivals. An diesem Wochenende eröffnet Allegro Vivo in seiner 40. Ausgabe. Sechs Wochen lang steht es unter dem Motto: „Klang verbindet“.
Spricht der Künstler von seinen Plänen und Wünschen für das Festival, schwingt Begeisterung mit. „Seit vier Jahrzehnten kommen bei Allegro Vivo Menschen aus aller Welt zusammen. Deshalb habe ich für das Jubiläum eine musikalische Weltreise konzipiert.“
Tatsächlich, blickt man auf das Programm, so führen die Konzerte nicht nur an über 35 Waldviertler Spielorte, sondern vor allem in verschiedene Länder und Kulturen.
So erklingt spanische und argentinische Musik etwa von Gaspar Cassadó, Joaquín Turina und Astor Piazzolla auf der Burg Raabs, während das Quadriga Consort in der Gertrudskirche Gars am Kamp mit „Pleasure Gardens“zu einer musikalischen Reise in englische Lustgärten lädt.
Nach Italien geht es anlässlich des 150. Todestages Gioacchino Rossinis. Dirigiert wird das Galakonzert „La notte italiana“vom „Allegro Vivo“-Gründer selbst. Obwohl Bijan Khadem-Missagh die Leitung des Festivals 2016 an seinen Sohn übergab, steht der Vater ihm auch heute noch beratend zur Seite. „Es ist wichtig, dass das Festival wächst und neue Impulse bekommt. Dabei sollen aber die guten Dinge der Vergangenheit bewahrt werden“, erzählt Vahid Khadem-Missagh. „Ich freue mich, wenn ich mich mit meinem Vater über seine Erfahrungswerte austauschen kann.“
Aufgewachsen in einer Musikerfamilie mit persischen Wurzeln, war es ihm immer schon wichtig, eine Brücke zwischen den Kulturen zu schlagen. „Musik und Wort“heißt das Programm, für das Vahid Khadem-Missagh das Völkerverbindende in den Mittelpunkt stellt. Im barocken Schüttkasten des Schlosses Harmannsdorf, das schon Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner bewohnte, liest Pianistin und Dramaturgin Elisabeth Eschwé zusammengestellte Passagen aus Texten der Hochreligionen, dazu erklingt Mozarts Streichquartett in C-Dur.
„Mozart, übrigens“, erzählt der künstlerische Leiter lachend, „war ein so unkonventioneller, freigeistiger Mensch. Den würde es nicht scheren, wenn das Publikum zwischen zwei Sätzen applaudiert.“
Khadem-Missagh liegt es fern, Kammermusik als elitäre Kunstform zu betrachten. Eine Programmschiene, die ihm deshalb heuer besonders am Herzen liegt, ist die Reihe „Open Space“: In vier Konzerten wird der Horner Hauptplatz dabei von jungen Musikerinnen und Musikern im Rahmen der Sommerakademie von Allegro Vivo bespielt. Unter freiem Himmel kommt so jeder in den Genuss klassischer Musik. „Wie auch in der Zauberei möchte ich Barrieren aufbrechen. Ich möchte erreichen, dass Menschen die Scheu vor klassischer Musik verlieren. Musik ist so vielfältig und frei von Konventionen. Das macht sie zum vielleicht stärksten Ausdrucksmittel, das man hervorbringen kann.“ Festival: