Mit Feuereifer gelingt eine neuartige Matinee
SALZBURG. Etwas Eigenes tat sich am Samstagvormittag zur MozartMatinee auf. Das Mozarteumorchester Salzburg spielte zu einer Mozart-Akademie auf, oder besser: stellte nach, was eine solche im späten 18. Jahrhundert in der Fantasie der Heutigen gewesen sein könnte.
Akademien waren damals so in Mode wie heute grenzüberschreitende Konzerte zwischen Pop und Klassik oder Klassik und elektronisch veränderter Musik. Wie heute vielerorts der Zwang zum Verdienen solche Projekte gebiert, ersetzten die Einkünfte aus „Akademien“die Geschenke adeliger Gönner und gaben zugleich den Veranstaltern – meist den Komponisten selbst – die Möglichkeit, neue Werke der Öffentlichkeit vorzuführen. Akademien waren also ein Vehikel der Popularisierung von Musik. Joseph Haydn hatte seinen Fürsten Eszterházy, Mozart hatte sich in die Unsicherheit Wiens begeben. Auch Beethoven gab Akademien oder Konzerte mit anderen Musikern.
Die Idee, eine Akademie nachzustellen, wie Mozart sie veranstaltet haben könnte, ist also so abwegig nicht. Allerdings wird nichts Neues komponiert, sondern bereits Bekanntes wird in alternative neue Form gebracht. Was würde sich besser dazu eignen als eine neue Leitung? Weder der Dirigent Raphaël Pichon noch die Solistin Sabine Devieilhe sind bisher in einer MozartMatinee aufgetreten.
Beide waren mit Feuereifer, ja, der Dirigent geradezu mit Ungestüm am Werk. Was wurde da nicht alles aufgeboten: eine in drei Teile zerlegte und mit harter Pauke angeschlagene „Haffner“-Symphonie, eine Arie der Königin der Nacht und einige „Deutsche Tänze“von Mozart, die den Verdacht aufkeimen ließen, dass die „Teutschen“und Österreicher der Mozart-Zeit wilde Burschen waren, die das Tanzen als eine Art wüste Ausschweifung ansahen, zu der nur das passte, was Karl Valentin einmal als „Haumusik“(sic!) bezeichnet hat.
Mozart-Arien rundeten das Konzert ab, wobei die leichteren von ihnen der Sängerin besser gelangen als jene, bei denen das ganze Spektrum der extremeren Lagen angesprochen war. Aber um das zu trainieren, bleibt einer jungen Sängerin ja noch genug Zeit. Als Draufgabe wurde ein schweinigelnder MozartKanon mit dem originalen nicht jugendfreien Goethezitat („Leckts mi im A…“) kredenzt.