Gewaltorgie nach Spiel
180 Personen verabredeten sich zu Schlägerei in der „dritten Halbzeit“: In der Grazer Fußballszene häufen sich Vorfälle mit Hooligans.
GRAZ. Die Rivalität zwischen Fangruppen des Fußball-Bundesligaklubs Sturm Graz und dem Regionalligaverein GAK 1902 nimmt immer besorgniserregendere Ausmaße an. So kam es nach dem Spiel zwischen dem GAK und den Sturm Amateuren zu schweren Ausschreitungen abseits des Stadions. Rund 180 Anhänger beider Lager verabredeten sich in der Nacht auf Samstag zu einer Schlägerei bei der Bahnüberführung in der Neuholdaugasse. „Dieses Treffen hatten beide Fangruppen zur gegenseitigen Abreibung organisiert“, betonte Polizeisprecher Leo Josefus.
Der harte Kern der Sturm-Fans hatte das Stadion gar nicht betreten, da sie das vom GAK ausgerufene „Derby“boykottierten. Dafür wollten sich in der dritten Halbzeit laut Polizei knapp 100 Sturm-Fans mit rund 80 „Rotjacken“prügeln. Sie rissen Teile einer Baustellenabsicherung aus ihrer Verankerung und gingen mit diesen Einzelteilen aufeinander los. Als die Polizei einschritt, zerstreuten sich die Kämpfenden in Kleingruppen. Fazit der Exekutive: Eine Person wurde schwer verletzt, 18 Personen wurden angezeigt und zudem 32 Identitätsfeststellungen durchgeführt. Während der gegenseitigen Attacken kam es noch zu weiteren Körperverletzungen, Sachbeschädigungen und Diebstählen.
„Kleine Vorfälle registrieren wir schon seit Jahren, eine Schlägerei mit 180 Beteiligten ist aber ein Novum“, sagte Madeleine Heinrich von der Landespolizeidirektion Steiermark am Sonntag. Vorfälle wie diese kennt man eher aus den Hooligan-Szenen aus England, Deutschland, Polen oder Kroatien. Dass es abseits der vielen friedfertigen Fußballfreunde in Graz ein Problem mit gewaltbereiten Fans gibt, zeigte sich erst im vergangenen November, als es nach einem Sturm-Spiel gegen Rapid zu Ausschreitungen mit GAK-Fans kam. Auch zuvor ereigneten sich mehrfach Übergriffe, Körperverletzungen und Überfälle.
Der Vorstand des GAK 1902 hatte sich im Vorjahr von den gewaltsamen Ausschreitungen in einem offenen Brief distanziert. „Der Verein lehnt Gewalt in allerhöchstem Maß ab“, hieß es auch in einem Statement von Sturm. Einige radikale Fans sehen das aber anders.