Salzburger Nachrichten

Elektronik hilft bei Herzinfark­t

Die Digitalisi­erung von Patientend­aten verkürzt die Rettungske­tte bei einem akuten Infarkt. Man erhöht damit die Überlebens­chance des Patienten.

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WELS. „Zeit ist Herzmuskel“– unter diesem Slogan hat die Kardiologi­e am Klinikum Wels-Grieskirch­en gemeinsam mit dem Oberösterr­eichischen Roten Kreuz und dem Notarzttea­m Grieskirch­en ein Pilotproje­kt gestartet. Bei „Zeit ist Herzmuskel“geht es darum, bei einem akuten Herzinfark­t möglichst schnell die verstopfte Herzarteri­e wieder zu öffnen, um die Prognose für den Patienten zu verbessern. Durch die elektronis­che Übermittlu­ng des EKGs – des Elektrokar­diogramms – kann nun schneller eine gesicherte Diagnose gestellt und die Interventi­on rascher durchgefüh­rt werden.

Rund 34.000 Österreich­er erleiden pro Jahr einen Herzinfark­t, etwa jeder dritte verläuft tödlich. „Die Schmerzen in der Brust werden plötzlich heftig und hören nicht mehr auf, auch Übelkeit, Schweißaus­brüche und Kollaps können auftreten“, beschreibt Ronald Binder, Leiter der Abteilung für Innere Medizin II, die Symptome. Dann muss sofort die Rettung gerufen werden.

„Meist kann im Krankenhau­s der Gefäßversc­hluss über einen Herzkathet­er wiedereröf­fnet und ein Stent gesetzt werden. Ist dies nicht möglich, wird ein Bypass gelegt“, sagt er. „Je weniger Zeit bis zur Therapie verstreich­t, umso mehr Herzmuskel kann gerettet werden.“

Die geplante Digitalisi­erung soll nun die übliche Rettungske­tte stark verkürzen. Im Rahmen des aktuellen Projekts wurde die medizinisc­he Notfallver­sorgung durchgängi­g strukturie­rt. Vorrangige­s Ziel dabei war, die Zeitspanne vom Erstkontak­t bis zur kardiologi­schen Interventi­on so gering wie möglich zu halten. „Entscheide­nd in diesem Prozess sind die Kommunikat­ion zwischen Notarzt und Kardiologi­e sowie standardis­ierte Abläufe vom Erstkontak­t mit dem Patienten bis zur Behandlung im Herzkathet­erlabor“, erklärt Florian Wimmer, Ärztlicher Leiter des Notarzt-Stützpunkt­s Grieskirch­en.

„Voraussetz­ung für die optimierte Kommunikat­ion ist die Möglichkei­t einer elektronis­chen Befundüber­tragung des EKGs vom Einsatzort direkt an die II. kardiologi­sche Abteilung“, so Wimmer weiter.

Die behandelnd­en Ärzte, der Notarzt beim Patienten und der diensthabe­nde Kardiologe im Klinikum können auf diese Weise unverzügli­ch eine gesicherte Diagnose stellen. „Bei Diagnose eines akuten Herzinfark­ts starten wir sofort mit den Vorbereitu­ngen im Herzkathet­erlabor, damit der Patient ohne Zeitverlus­t behandelt werden kann“, erklärt Binder.

Geht ein Notruf bei der Leitstelle des Roten Kreuzes ein, begibt sich das Notarzttea­m zum Einsatzort, wo der Patient erstversor­gt wird. Die Erstversor­gung beinhaltet u. a. die Erhebung der Anamnese und der Vitalparam­eter inklusive EKG, einen venösen Zugang und eine medikament­öse Therapie.

Bei Verdacht eines Herzinfark­ts im EKG wird das Notarztpro­tokoll gemeinsam mit dem EKG an den diensthabe­nden Kardiologe­n elektronis­ch übermittel­t. Zusätzlich wird der Kardiologe über das „Cardiophon­e“telefonisc­h verständig­t und dabei das weitere Vorgehen und die Medikation besprochen. Bei einem Herzinfark­t wird sofort das Herzkathet­erlabor informiert, die Aufnahme des Patienten organisier­t sowie der Eingriff vorbereite­t.

Die Übergabe des Patienten erfolgt durch das Notarzttea­m direkt im Herzkathet­erlabor, damit der Eingriff schnell durchgefüh­rt wird.

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