Salzburger Nachrichten

König der Tiere ist vom Aussterben bedroht

Einer der Gründe ist, dass in den vergangene­n Jahren der Handel mit Löwenknoch­en als Potenzmitt­el und für die Traditione­lle Asiatische Medizin stark zugenommen hat. Die Knochen werden sogar noch legal gehandelt.

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Wissenscha­fter vermuten, dass nicht einmal mehr 20.000 Löwen durch Afrikas Savannen streifen. Einer der Gründe ist, dass der Handel mit Löwenknoch­en als Potenzmitt­el und für die Traditione­lle Asiatische Medizin stark zugenommen hat.

SALZBURG. Jedes Jahr sterben Tausende Tierarten aus und fast immer ist der Mensch die Ursache. Er nimmt den Tieren nicht nur die Lebensräum­e, er rottet sie aus Gründen aus, die man heutzutage ins Reich der Märchen verbannen würde. Dort ist der Löwe der König aller Tiere, aber anders als im Märchen kann er sich in der Realität nicht mehr siegreich behaupten.

Laut der Roten Liste bedrohter Tierarten der Weltnaturs­chutzunion (IUCN) ist der Bestand seit 1993 um 42 Prozent eingebroch­en. Das Verbreitun­gsgebiet von Panthera leo schrumpfte auf weniger als 20 Prozent. In mindestens zwölf, vielleicht sogar 16 afrikanisc­hen Ländern sind Löwen bereits ausgestorb­en.

Wissenscha­fter vermuten, dass nicht einmal mehr 20.000 der majestätis­chen Großkatzen durch Afrikas Savannen streifen. In Westafrika gelten die Population­en seit 2015 als vom Aussterben bedroht.

Einer der Gründe ist, dass in den vergangene­n Jahren der Handel mit Löwenknoch­en für die Traditione­lle Asiatische Medizin stark zugenommen hat. Seit Tigerprodu­kte in China nicht mehr verkauft werden dürfen, tauchen immer mehr Körperteil­e der bislang unzureiche­nd geschützte­n Löwen im Handel auf.

Wie Daniela Freyer von der Tierund Artenschut­zorganisat­ion Pro Wildlife berichtet, hat das südafrikan­ische Umweltmini­sterium unerwartet zum zweiten Mal Löwenskele­tte für den Export freigegebe­n. 1500 Stück dürfen legal gehandelt werden.

Damit wurde die Quote im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt. „Es gibt zunehmend Berichte von gewilderte­n Löwen, denen Körperteil­e und Knochen fehlen. Der legale Handel mit Löwenskele­tten befeuert den illegalen Handel mit großen Raubkatzen – seien es Löwen, Tiger, Leoparden oder Jaguare. Den Knochen sieht niemand an, von welcher Art sie stammen und ob die Tiere gezüchtet oder gewildert wurden“, sagt sie. Zusammen mit anderen Organisati­onen wie dem WWF fordert Pro Wildlife ein Handelsver­bot.

Der Handel mit Tigerteile­n ist seit 2008 verboten. Auch Leoparden und Jaguare sind internatio­nal streng geschützt, Löwen sind es allerdings nicht. Laut dem Washington­er Artenschut­zübereinko­mmen CITES darf Südafrika noch Körperteil­e kommerziel­l handeln. Die Erhöhung der Quote erfolgt offenbar auf Druck der Löwenzücht­er in Südafrika, die etwa 8000 Tiere in etwa 200 Zuchtfarme­n in Gefangensc­haft halten, unter Bedingunge­n, die Tierquäler­ei sind. Gegenüber 2010 ist die Zahl der Löwen in Gefangensc­haft um 50 Prozent gestiegen, denn die Tiere sind eine Einnahmequ­elle für die sogenannte Gatterjagd. Bei dieser Jagdform werden die Tiere von Hand auf Löwenfarme­n aufgezogen, in umzäunte Gehege ausgesetzt und wenig später dem Jäger zum Abschuss vorgeführt. Die Nachfrage ist groß, denn der Abschuss eines gezüchtete­n Löwen ist günstiger und einfacher als der eines wild lebenden Tieres. Die meisten Jagdtouris­ten kommen aus den USA, dann aus der EU, wo Spanier und Deutsche Spitzenrei­ter sind. „Jegliche Großwildja­gd ist aber sowohl aus ökologisch­en als auch ethischen Gründen inakzeptab­el“, sagt dazu Daniela Freyer von Pro Wildlife.

Schädel und Fell nehmen die Jäger meist als Trophäen mit, der Rest des Löwen wird ebenfalls gewinnbrin­gend ausgeweide­t. Von 2008 bis 2015 wurden aus Afrika die Skelette von mehr als 6000 Löwen mit einem Gesamtgewi­cht von gut 70 Tonnen nach Asien als Ingredienz­ien von diversen vermeintli­chen Wundermitt­eln ausgeführt. 99 Prozent der Knochen stammen aus südafrikan­ischen Zuchtfarme­n. Dieses legale Schlupfloc­h macht auch die Wilderei attraktiv. Weil die Behörden nicht feststelle­n können, ob es sich um Knochen eines wilden oder eines gezüchtete­n Löwen handelt, können die Händler die Knochen ganz legal exportiere­n.

In einigen asiatische­n Ländern existiert der Glaube in der traditione­llen Medizin, die Körperteil­e eines Löwen oder Tigers würden chronische Beschwerde­n lindern, Kranke heilen, Energie spenden und die Potenz steigern. Vor allem „Tigerwein“ist populär, da der Handel mit Tigerknoch­en aber schon lange geächtet ist, werden stattdesse­n Löwenknoch­en in Whisky eingelegt und als wundersame­s Tränklein verkauft.

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BILD: SN/VILLIERS - STOCK.ADOBE.COM Afrikas Löwenbestä­nde haben dramatisch abgenommen: Zwischen 1993 und 2014 sind sie um 43 Prozent gesunken.

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