Mehr Psychotherapie soll angeboten werden
Im Hauptverband wurde ein Paket an Verbesserungen geschnürt. Ob es so kommen kann, ist wegen der Ausgabenbremse nicht ganz fix.
Die Krankenversicherungsträger wollen mehr Geld für die seelische Gesundheit der Versicherten in die Hand nehmen. Einerseits sollen mehr Menschen als bisher gar nichts für ihre Psychotherapie bezahlen müssen; andererseits soll erstmals seit 27 Jahren der Kostenzuschuss zu Psychotherapien erhöht werden; und drittens sollen bis Ende kommenden Jahres 3500 Kinder und Jugendliche zusätzlich in multiprofessionellen Einrichtungen behandelt werden. Der entsprechende Beschluss in der Trägerkonferenz des Hauptverbands fiel bereits im Juni, nun wurde das Paket von Hauptverbandschef Alexander Biach, Peter Stippl, Präsident des Österreichischen Bundesverbands für Psychotherapie, und ÖVP-Gesundheitssprecherin Gabriela Schwarz vorgestellt.
Ob die Pläne wegen der von der Regierung Anfang Juli verfügten Ausgabenbremse umgesetzt werden können, ist nicht ganz fix. Biach zeigte sich aber optimistisch. Begründung: Das vom Hauptverband geschnürte Psychotherapiepaket habe weder etwas mit der Besetzung von Chefposten noch mit Arzthonoraren noch mit Bauvorhaben zu tun – und komme damit der Ausgabenbremse nicht ins Gehege. Deshalb gehe er davon aus, dass die Verbesserungen in Kraft treten könnten. Die ÖVP-Gesundheitssprecherin wollte sich zur Ausgabenbremse gar nicht äußern.
Ende 2017 waren etwas mehr als 70.000 Patienten „auf Krankenschein“in Behandlung, mussten also gar nichts zahlen. Bis Ende 2019 sollen mehr als 78.000 Patienten Psychotherapie als Sachleistung bekommen. Das bedeutet mehr The- rapeutinnen und Therapeuten mit Vertrag – und kürzer werdende Wartelisten.
Zudem wird erstmals seit 27 Jahren der Zuschuss der Kassen zu Wahl-Psychotherapeuten erhöht und bei dieser Gelegenheit vereinheitlicht: Ab 1. September gewähren alle GKK sowie die Anstalten der Selbstständigen und der Eisenbahner 28 Euro pro Sitzung (bisher waren es meist 21,80 Euro).
Was das Paket inklusive des erweiterten Angebots für Kinder und Jugendliche kosten wird, darauf wollte sich Biach nicht festlegen. Man kann aber davon ausgehen, dass die Aufwendungen der Sozialversicherungen bis Ende 2019 auf deutlich über 100 Millionen Euro steigen werden. Bereits 2016 war die 90-Millionen-Euro-Grenze durchbrochen worden.
Betont wurde von Biach und Stippl: „Psychotherapie rechnet sich.“Teurer sei die Nichtbehandlung – sie zeige sich erst in sehr langen Krankenständen und letztlich in Frühpensionierungen. Mehr als die Hälfte aller Berufsunfähigkeitsbzw. Invaliditätspensionen werden aufgrund psychischer Erkrankungen zuerkannt.