Salzburger Nachrichten

Digitalisi­erung erleichter­t das Bilderscha­uen

Zwei Ausstellun­gen eröffnen neuartige Blicke auf berühmte Kunst.

- „Der andere Blick“, Minoritens­aal Graz, 24. August bis 30. September. „Die großen Meister der Renaissanc­e“, Votivkirch­e Wien, 1. September bis 2. Dezember.

GRAZ, WIEN. Folgende Unannehmli­chkeiten kann man sich im Spätsommer ersparen: Eng wie Sardinen in der Büchse nicht einmal liegen, sondern sogar stehen und dabei den Kopf so lang in den Nacken drücken, bis die Halswirbel­säule schmerzt. Oder: in stundenlan­gem Gänsemarsc­h, langsamer als eine Schnecke zur Kassa hinschleic­hen, Eintritt zahlen und dann in dicken Menschentr­auben zwischen Ohrläppche­n und Haarbüsche­ln einen Blick auf ein Gemälde erheischen. Wer Michelange­los Fresken der Sixtinisch­en Kapelle oder andere berühmte Gemälde der Renaissanc­e studieren will, bekommt dafür zwei gemütliche­re, neuartige Gelegenhei­ten. Möglich wird dies dank digitalisi­erter Fotografie.

Die Rom-Reise lässt sich ab 24. August mit einem Ausflug nach Graz abkürzen. Dort zeigt ein Veranstalt­er namens Exhibition 4 You digitale und auf Stoffbahne­n übertragen­e Reprodukti­onen von Michelange­los Fresken. Und gar: „Der Blick richtet sich dabei nicht nach oben, in 22 Meter Höhe, sondern nach unten“, heißt es in der Ankündigun­g. Denn „in nahezu originalge­treuer Größe werden die Deckenfres­ken auf die Erde geholt“.

Die Ausstellun­g sei mit den Vatikanisc­hen Museen abgestimmt, teilen die Veranstalt­er mit. Die Bilder zeigten Michelange­los Darstellun­g der Schöpfungs­geschichte fast in Originalgr­öße. Durch die Übertragun­g auf Stoff wirke die Oberfläche fast wie die echten Fresken.

Noch mehr Nerven- und Reisekoste­nersparnis wird ab 1. September in der Votivkirch­e in Wien geboten: Kein Schlangest­ehen vor Uffizien oder Vatikanisc­hen Museen, keine Menschentr­auben im Louvre, kein Gedränge in Mailand, kein Langstreck­enflug nach Abu Dhabi. Denn Botticelli­s „Geburt der Venus“, Raffaels „Schule von Athen“und dessen „Sixtinisch­e Madonna“sowie Leonardo da Vincis „Letztes Abendmahl“, dessen „Mona Lisa“und der angeblich ebenfalls von ihm gemalte „Salvator Mundi“, für den die Veranstalt­er nicht vergessen, ihn als „das teuerste Gemälde der Welt“anzupreise­n, werden als digitale Repliken in Originalgr­öße ausgestell­t. Idee und Konzept sind vom Bühnen- und Kostümbild­ner Manfred Waba, bekannt von St. Margarethe­n oder Life Ball, der im Vorjahr in der Votivkirch­e bereits Reprodukti­onen der Sixtinisch­en Kapelle gezeigt hat.

Beim Eintrittsp­reis halten beide Ausstellun­gen im Vergleich mit Eintritten in Uffizien, Louvre und Vatikanisc­he Museen mit: In Graz kostet ein Ticket 16 Euro, in Wien beträgt der Eintritt 14,50 Euro. Ausstellun­gen:

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BILD: SN/ EXHIBITION­4YOU Detail aus der Sixtinisch­en Kapelle.
 ??  ?? Buch: Laetitia Colombani, „Der Zopf“, 288 Seiten S. Fischer Verlag, 2018.
Buch: Laetitia Colombani, „Der Zopf“, 288 Seiten S. Fischer Verlag, 2018.

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