Digitalisierung erleichtert das Bilderschauen
Zwei Ausstellungen eröffnen neuartige Blicke auf berühmte Kunst.
GRAZ, WIEN. Folgende Unannehmlichkeiten kann man sich im Spätsommer ersparen: Eng wie Sardinen in der Büchse nicht einmal liegen, sondern sogar stehen und dabei den Kopf so lang in den Nacken drücken, bis die Halswirbelsäule schmerzt. Oder: in stundenlangem Gänsemarsch, langsamer als eine Schnecke zur Kassa hinschleichen, Eintritt zahlen und dann in dicken Menschentrauben zwischen Ohrläppchen und Haarbüscheln einen Blick auf ein Gemälde erheischen. Wer Michelangelos Fresken der Sixtinischen Kapelle oder andere berühmte Gemälde der Renaissance studieren will, bekommt dafür zwei gemütlichere, neuartige Gelegenheiten. Möglich wird dies dank digitalisierter Fotografie.
Die Rom-Reise lässt sich ab 24. August mit einem Ausflug nach Graz abkürzen. Dort zeigt ein Veranstalter namens Exhibition 4 You digitale und auf Stoffbahnen übertragene Reproduktionen von Michelangelos Fresken. Und gar: „Der Blick richtet sich dabei nicht nach oben, in 22 Meter Höhe, sondern nach unten“, heißt es in der Ankündigung. Denn „in nahezu originalgetreuer Größe werden die Deckenfresken auf die Erde geholt“.
Die Ausstellung sei mit den Vatikanischen Museen abgestimmt, teilen die Veranstalter mit. Die Bilder zeigten Michelangelos Darstellung der Schöpfungsgeschichte fast in Originalgröße. Durch die Übertragung auf Stoff wirke die Oberfläche fast wie die echten Fresken.
Noch mehr Nerven- und Reisekostenersparnis wird ab 1. September in der Votivkirche in Wien geboten: Kein Schlangestehen vor Uffizien oder Vatikanischen Museen, keine Menschentrauben im Louvre, kein Gedränge in Mailand, kein Langstreckenflug nach Abu Dhabi. Denn Botticellis „Geburt der Venus“, Raffaels „Schule von Athen“und dessen „Sixtinische Madonna“sowie Leonardo da Vincis „Letztes Abendmahl“, dessen „Mona Lisa“und der angeblich ebenfalls von ihm gemalte „Salvator Mundi“, für den die Veranstalter nicht vergessen, ihn als „das teuerste Gemälde der Welt“anzupreisen, werden als digitale Repliken in Originalgröße ausgestellt. Idee und Konzept sind vom Bühnen- und Kostümbildner Manfred Waba, bekannt von St. Margarethen oder Life Ball, der im Vorjahr in der Votivkirche bereits Reproduktionen der Sixtinischen Kapelle gezeigt hat.
Beim Eintrittspreis halten beide Ausstellungen im Vergleich mit Eintritten in Uffizien, Louvre und Vatikanische Museen mit: In Graz kostet ein Ticket 16 Euro, in Wien beträgt der Eintritt 14,50 Euro. Ausstellungen: