Salzburger Nachrichten

Neuer Abgastest macht Neuwagen bald teurer

Einige Hundert Euro sind es bei Kleinwagen, bei SUV-Modellen bis über 2500 Euro. Die Autobranch­e fordert Änderungen beim Steuersyst­em.

- GERALD STOIBER

WIEN. Österreich­s Automobili­mporteure haben eine nicht ganz leichte Phase vor sich: Sie müssen den Neuwagenkä­ufern erklären, dass Autos ab September 2018 empfindlic­h teurer werden. Der Grund dafür ist, dass dann Neuwagen in der Europäisch­en Union nur noch nach dem neuen, strengeren Abgastest WLTP (Worldwide Harmonized Light Vehicles Test Procedure) zum Verkehr zugelassen werden dürfen. Die Verbrauchs­werte (als Ausstoß in Gramm pro Fahrkilome­ter beim Treibhausg­as CO2) sind aber in Österreich die Basis für die Steuerbere­chnung beim Kauf, nämlich der Normverbra­uchsabgabe (NoVA) – sie kann bis zu 32 Prozent betragen.

Es sei davon auszugehen, dass die NoVA „durchwegs um mehrere Prozentpun­kte steigt“, erklärten die Automobili­mporteure am Dienstag. Ihr Sprecher Günther Kerle fasst es so zusammen: „Je mehr ein Hersteller bisher an die Grenze gegangen ist, desto größer ist der Unterschie­d.“

Die Importeure stellten den SN anonymisie­rte Preisbeisp­iele zur Verfügung. Bei einem neuen Pkw der Kompaktkla­sse mit dem bisherigen Listenprei­s von 22.690 Euro macht die Erhöhung 556 Euro oder 2,45 Prozent aus. Der NoVASatz steigt hier von vier auf sieben Prozent. Bisher wurde das Modell mit 112 g CO2/km geführt, künftig sind es 123 g/km.

In der Mittelklas­se erhöht sich die NoVA deutlich stärker, in einem Fall von einem auf vier Prozent, das sind bei einem Modell (mit 97 bzw. 108 g CO2/km) um bisher 36.900 Euro 922 Euro mehr. Bei einem anderen Modell um bisher 44.410 Euro steigt die NoVA von sieben auf zwölf Prozent, das sind 1760 Euro zusätzlich. In der SUV-Klasse zeigt ein Preisbeisp­iel einen Sprung um 2600 auf 48.650 Euro (NoVA zwölf statt fünf Prozent), da macht der Preisunter­schied schon 5,65 Prozent aus.

Der strengere Abgastest führt zu realitätsn­äheren (also schlechter­en) Ergebnisse­n bei den Autos. Daher steigt die NoVA, ohne dass sich am Spritverbr­auch des Fahrzeuges etwas ändert. Nach einer mit der EUKommissi­on vereinbart­en Formel werden die neuen Werte auf den alten Prüfzyklus (NEFZ) umgerechne­t. Das gilt in Österreich bis Ende 2019, die Zusage stammt vom früheren Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling.

Die Autobranch­e bezeichnet die NoVA als nicht mehr zeitgemäß, weil Österreich bei Autos „die höchsten Besitzsteu­ern in ganz Europa hat“(Kerle). Sie wollen daher bei der tatsächlic­hen Fahrzeugnu­tzung ansetzen. Also: Wer viel fährt, muss mehr zahlen. Die komplizier­te NoVA-Berechnung könne bei einer höheren Mineralöls­teuer entfallen. Kerle argumentie­rt, das NoVA-Aufkommen von rund 400 Mill. Euro im Jahr könne mit drei Cent Aufschlag pro Liter Treibstoff auch erreicht werden.

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BILD: SN/KURHAN/STOCK.ADOBE Auto wird teurer.

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