Post bastelt an Vier-Tage-Woche
Gewerkschaft und Vorstand führen konstruktive Gespräche.
Die von der ÖVP-FPÖ-Regierung ohne Abstimmung mit den Sozialpartnern beschlossene Einführung der Arbeitszeitflexibilisierung hat bei Gewerkschaften und Arbeitnehmern Proteste und Unmut hervorgerufen. Ende Juni demonstrierten in Wien rund 100.000 Menschen gegen eine Ausdehnung der erlaubten wöchentlichen Maximalarbeitszeit bei Bedarf auf 60 Stunden. Das neue Arbeitszeitgesetz tritt Anfang September in Kraft.
Doch was bei den einen für einen Aufschrei gesorgt hat, kann für andere durchaus ein gewünschtes Modell sein. Denn die Post-Gewerkschaft lässt mit einem Vorschlag aufhorchen, der Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern gleichermaßen unter einen Hut bringen könnte. Wenn sich das Unternehmen dank längerer erlaubter Arbeitszeiten Überstundenzuschläge erspart, könnten dafür die Mitarbeiter auch ihre Arbeitszeit so auf vier Tage verteilen, dass sie anschließend drei Tage am Stück freihaben, lautet offenbar das Kalkül. „Wenn die Regierung schon für mehr Flexibilität in der Arbeitswelt eintritt, dann wollen wir das auch in Anspruch nehmen“, zitiert „Die Presse“aus dem Büro von Post-Gewerkschafter Helmut Köstinger.
Dieser Vorstoß findet bei der Unternehmensführung durchaus offene Ohren. „Unter den neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen sehen wir das positiv“, lässt Post-Chef Georg Pölzl wissen. Wenn die Mitarbeiter Flexibilisierung wünschten, wolle man dem gern entsprechen. Pölzl zeigt sich in dem Zusammenhang sehr zuversichtlich, dass die aktuell laufenden Gespräche dazu einen positiven Abschluss zeitigen würden.
Tatsächlich könnte eine Vier-Tage-Woche unter dem Strich Vorteile für beide Seiten bedeuten. Die Mitarbeiter hätten drei Tage am Stück frei. Zugleich gibt es auch Vorteile für das Unternehmen, ist zu hören. „Wir könnten besser auf Arbeitsspitzen reagieren oder etwa den Fuhrpark effizienter nutzen“, heißt es. Zudem würden zufriedene Mitarbeiter motivierter und besser arbeiten. Das Beispiel könnte Schule machen. Gewerkschafter wollen ein generelles Recht auf eine VierTage-Woche verankern.
„Wir sehen diese Idee sehr positiv.“Georg Pölzl, Vorstand Post AG