Menschen von Stonehenge kamen auch aus Wales
300 Kilometer waren einst eine riesige Entfernung. Forscher untersuchten Reste von Feuerbestattungen.
Wissenschafter haben vielleicht ein Rätsel des mysteriösen Steinmonuments Stonehenge im Süden Englands gelöst: Einige der dort vor Tausenden von Jahren beerdigten Menschen stammen gar nicht aus der Umgebung, sondern wahrscheinlich aus dem fast 300 Kilometer entfernten Westen von Wales. Sie könnten von dort sogar sogenannte Blausteine (Kalksteine) von den Preseli-Bergen mitgebracht haben, die nachweislich in einer frühen Bauphase der Anlage verwendet worden waren.
Archäologen rätseln seit Langem, wozu Stonehenge errichtet worden ist. Die Anlage aus der Jungsteinzeit, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, könnte etwa als Heilstätte oder Observatorium gedient haben. In der imposanten Anlage finden sich Vertiefungen, in denen vor Jahrzehnten nach Feuerbestattungen übrig gebliebene Knochenreste entdeckt worden waren. Die Forscher untersuchten solche Fragmente von 25 Menschen, die zwischen 3180 und 2380 vor Christus gestorben waren.
Dabei nutzte das Team um Christophe Snoeck von der Universität Oxford die sogenannte StrontiumIsotopen-Analyse. Strontium wird mit der Nahrung aufgenommen und in Knochen und Zähnen eingelagert. Je nach Ort unterscheiden sich die Isotopen-Verhältnisse und geben Hinweise auf die Herkunft. Isotope sind unterschiedlich schwere Atomsorten eines Elements.
Die Forscher verglichen die Resultate der Proben mit denen von heutigen Pflanzen, Zähnen und Wasser. Das Ergebnis: 15 der 25 Menschen stammten aus Stonehenge. Die anderen zehn hatten aber der Studie zufolge keinen sehr langen Bezug zu der Region. Sie müssen mindestens die letzten zehn Jahre ihres Lebens im Westen Großbritanniens gelebt haben, wie die Forscher aus Belgien, Frankreich und England in den „Scientific Reports“berichten. Manche Tote sind vermutlich in Wales verbrannt und in Stonehenge bestattet worden. Das schließen die Experten aus Untersuchungen von Holzresten.
„Das ist wirklich eine aufregende Entdeckung, denn sie zeigt, wie weit die Menschen von Stonehenge gereist waren“, sagte der beteiligte Forscher Mike Parker Pearson vom University College London.
Die ältesten nachweisbaren Teile in Stonehenge stammen aus der Zeit um 3000 vor Christus – dem Ende der Steinzeit. Bemerkenswert sind die sogenannten Trilithen, ein Gebilde aus drei Steinen. Sie sehen aus wie steinerne Pforten, die aus tonnenschweren Steinen errichtet wurden. Jeder senkrechte Stein wiegt so viel wie 40 mittelgroße Autos, nämlich rund 40 Tonnen, und ist mehr als sieben Meter hoch. Unklar ist, wie diese Steine damals aufgestellt werden konnten – zumal sie aus einem 380 Kilometer entfernten Steinbruch stammen sollen.
Die Steine von Stonehenge sind nach den Positionen der Sonnenwende und der Tagundnachtgleiche angeordnet.