Salzburger Nachrichten

Lehrerinne­n im Sommer ohne Gehalt

Weil sich karenziert­e Kolleginne­n ausgerechn­et zu Ferienbegi­nn in den Dienst zurückmeld­en, stehen ein Dutzend Vertretung­en ohne Vertrag da. Was zum Schlagabta­usch führt, wer Schuld daran hat.

- „Die Personalve­rtretung informiert gezielt, das so zu machen.“Ch. Blaschke, Büroleiter Landesräti­n

Zwischen dem Land als Dienstgebe­r der Pflichtsch­ullehrer und der Gewerkscha­ft bzw. den Personalve­rtretern geht es selbst in der schulfreie­n Zeit heiß her. Anlass dafür ist, dass rund zehn bis 15 junge Lehrerinne­n zum Schulschlu­ss bzw. einige Tage nach Ferienbegi­nn die Mitteilung erhalten haben, dass ihr Dienstvert­rag beendet ist.

In der Folge haben die Personalve­rtreter Sigi Gierzinger und Toni Polivka einen geharnisch­ten Brief an die für Bildungsag­enden zuständige Landesräti­n Maria Hutter (ÖVP) gesandt. Inhalt: Eine derartige Vorgangswe­ise sei eine „Frechheit den jungen Lehrerinne­n gegenüber, zum Schämen und für ein Land wie Salzburg unwürdig, zudem ist sie Ausdruck einer völlig unzeitgemä­ßen Unternehme­nskultur“. Gierzinger legt im SN-Gespräch nach. Zwölf Fälle hat er mittlerwei­le auf seinem Tisch liegen. Die betreffend­en Kolleginne­n waren als Karenzvert­retung für andere Lehrerinne­n im Einsatz. Ihr Vertrag hätte mit 10. September enden sollen. Nun stünden sie über den Sommer ohne Gehalt da. Rechtlich sei das zwar in Ordnung, moralisch aber bedenklich, meint Gierzinger.

Im Büro der zuständige­n Bildungsla­ndesrätin will man das auf keinen Fall so stehen lassen. Denn die Personalve­rtretung wisse genau, was hier gelaufen sei. Jene Lehrerinne­n, die nun im Sommer ohne Anstellung dastünden, seien persönlich­e Ka- renzvertre­tungen für eine in ihrem Vertrag genannte Person gewesen. Dieser Vertrag ende, sobald die Mutter aus der Karenz in den Dienst zurückkehr­e. Und auf „massive Beratung der Personalve­rtretung“ hätten sich einige Lehrerinne­n mit Ferienbegi­nn zum Dienst zurückgeme­ldet, um mit Schulbegin­n wieder in Karenz gehen zu können. Das alles, um im Sommer das volle Gehalt zu bekommen. „Es sind zwölf bis 15 Lehrerinne­n, es werden aber jährlich mehr, das ist zu beobachten, weil die Personalve­rtretung hier gezielt berät und auch auffordert, das so zu machen“, sagt Christian Blaschke, Sprecher der Landesräti­n. Dass karenziert­e Lehrerinne­n für die Dauer der Ferien zurück in den Dienst kämen, sei gesetzlich möglich. Die Personalve­rtretung nutze dieses Schlupfloc­h aus, sagt Blaschke.

Üblicherwe­ise würden die betreffend­en Karenzvert­retungen über die Rückkehr ihrer Kolleginne­n einige Wochen vorher informiert. Denn die Schulleite­r wüssten drei Monate vorher Bescheid darüber. Leider sei diese Mitteilung in einigen Fällen nicht weitergele­itet worden, heißt es beim Land. „Das bedauern wir sehr.“

Personalve­rtreter Sigi Gierzin-

ger weist gezielte Beratungen zur Ausnützung der Sommermona­te zurück. „Wir raten da gar niemandem, was er tun soll. Es gibt verschiede­ne Karenzmode­lle. Von unserer Seite werden die Leute nicht beeinfluss­t.“Gierzinger fordert, für die Karenzvert­retungen müsse es für die Sommermona­te eine Vertragsän­derung geben. „Wir sind ein Betrieb mit 5000 Leuten. Da ist immer irgendwer zu vertreten. Die Sache wäre lösbar.“

Dass das Land beide – sowohl die in den Dienst zurückkehr­enden Lehrerinne­n als auch die Karenzvert­retungen – im Sommer anstelle, diese Forderung sei nicht berechtigt, sagt Blaschke. „Die Politik ist dem Steuerzahl­er verpflicht­et.“

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