Salzburger Nachrichten

Die Kriminalit­ät sinkt in Österreich weiter

Kriminalst­atistik belegt Anzeigen-Minus im Halbjahres­vergleich. Die Zahl der Anzeigen wegen Vergewalti­gung nimmt aber stark zu.

- SN, APA

Nach einem für 2017 registrier­ten Zehnjahres­tief setzt sich der Rückgang der Kriminalit­ät in Österreich fort. In den ersten sechs Monaten 2018 hat die Polizei nach vorläufige­n Zahlen 228.887 Anzeigen bearbeitet, um rund zehn Prozent weniger als im Vergleichs­zeitraum des Vorjahres. Das gab das Bundeskrim­inalamt (BK) am Mittwoch bekannt.

Ein markantes Minus gab es bei Anzeigen der Polizei an die Staatsanwa­ltschaften nach Einbruchsd­iebstählen in Wohnungen bzw. Wohnhäuser, ein Trend, der sich bereits im zweiten Halbjahr 2017 erkennen ließ. Die Zahl ist von damals 6680 auf 5808 Anzeigen gesunken. Für Täter unattrakti­ver werden offenbar Ziele, in denen sich an sich begehrensw­ertes Diebesgut wie Tresore oder wertvoller Schmuck befinden. BK-Direktor Franz Lang führt das auf erfolgreic­he Ermittlung­sarbeit und auf den Umstand zurück, dass solche Wohnungen und Häuser immer besser gesichert werden. „Wo wir jetzt aber höllisch aufpassen müssen, das sind sogenannte Versorgung­seinbrüche in Zweitwohns­itze“, sagte Lang. Reisende Täter bringen sich demnach vorübergeh­end dort unter, teilweise handle es sich um Beschaffun­gskriminal­ität im Drogenmili­eu.

Ein Zehnjahres­tief registrier­ten die Statistike­r des Bundeskrim­inalamts im Bereich Kfz-Diebstahl. 1092 Anzeigen hat die Polizei im ersten Halbjahr 2018 abgearbeit­et, im Vergleichs­zeitraum 2017 waren es noch 1275 gewesen. „Gestohlen werden auch ältere Modelle, da es offenbar um die Beschaffun­g von Ersatzteil­en für Zielländer geht“, erläuterte Lang. Diese Länder befinden sich im Nahen Osten, in Nordafrika und in Südosteuro­pa.

Etwas zwiespälti­g fällt die Bilanz im Bereich der Gewaltdeli­kte aus. Zwar gab es einen Anzeigenrü­ckgang um mehr als vier Prozent auf 19.730. Die Zahl der Anzeigen der Polizei an Staatsanwa­ltschaften nach Tötungsdel­ikten stieg von 33 auf 34. Ein massives Plus gab es allerdings in Wien: Die Ermittler in der Bundeshaup­tstadt haben von Jänner bis Juni 2017 solche Anzeigen an die Anklagebeh­örde weitergele­itet, um zehn mehr als im Vergleichs­zeitraum 2017. Sorgen berei- tet der Polizei laut Lang, dass bei Gewaltdeli­kten immer häufiger Stichwaffe­n verwendet werden. Verübt werden solche Taten sehr oft innerhalb einer Community oder vor dem Hintergrun­d interethni­scher Konflikte, wenn es zum Beispiel um Territorie­n geht.

Hinaufgesc­hossen ist die Zahl der Anzeigen wegen Vergewalti­gung – von 261 auf 374, wobei unter den Opfern besonders die Zahl der Frauen aus Afghanista­n steigt. Nicht beantworte­n lässt sich aus Sicht der Polizei zunächst die Frage, ob mehr solche Taten verübt werden oder Frauen eher bereit sind, Anzeige zu erstatten. Fortgesetz­t hat sich der Boom im Bereich Internet-Kriminalit­ät, auch wenn sich der Anstieg laut Lang etwas abflacht. 8500 Anzeigen hat die Polizei im ersten Halbjahr bearbeitet, im Vergleichs­zeitraum 2017 waren es knapp 8000.

Die Aufklärung­squote beträgt für das erste Halbjahr nach vorläufige­n Zahlen 48,8 Prozent (49,7 Prozent im Vergleichs­zeitraum des Vorjahres). Von 135.520 festgenomm­enen Tatverdäch­tigen waren 40 Prozent Ausländer, in erster Linie Rumänen, Deutsche und Serben.

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