Salzburger Nachrichten

„Diese Rollen sind besser als Glamour“

Schauspiel­erin Veronica Ferres beschreibt ihr neues Filmprojek­t – eines, für das sie auf ihre Gage verzichtet hat. Und sie spricht über zwei TV-Flops, die sie und ihr Mann innerhalb weniger Tage hingelegt haben.

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Sie gehört zu den bekanntest­en Schauspiel­erinnen im deutschspr­achigen Raum. Und seit einigen Jahren ist sie ebenso Filmproduz­entin: Veronica Ferres. Auch ihr neues TV-Drama hat die 53-Jährige mit ihrer eigenen Firma verwirklic­ht: In „Tod auf Raten“(heute, 22.30 Uhr, ZDF) gibt sie die Frau eines Mannes, der nach einem Sportunfal­l das Kurzzeitge­dächtnis verliert und pflegebedü­rftig wird. Die Pflege überforder­t die Familie emotional wie finanziell völlig. SN: Frau Ferres, in „Tod auf Raten“spielen Sie eine Ehefrau, deren Mann nach einem Boxhieb sein Kurzzeitge­dächtnis verliert. Der Film basiert auf einer wahren Begebenhei­t. Veronica Ferres: Ja, unser Film erzählt die Lebensgesc­hichte des Vaters des Regisseurs. Das Tragische ist, dass der Mann zum Zeitpunkt des Unfalls noch mitten im Leben steht. Diese Krankheit ist in meinen Augen noch grausamer als Demenz: Die Betroffene­n vergessen alles, was länger als fünf Sekunden her ist. SN: Die Ehefrau des Kranken pflegt ihren Mann zu Hause – bis sie nicht mehr kann. Können Sie Menschen verstehen, die ihren Partner in einer solchen Lage in ein Pflegeheim geben? Selbstvers­tändlich. Als liebende Frau tut sie ja alles für ihren Mann. Aber bevor sie selbst untergeht, und damit auch ihr Mann, muss sie eine Lösung finden. SN: Haben Sie und Ihr Mann schon darüber gesprochen, was Sie tun würden, wenn Sie pflegebedü­rftig würden? Nein, dafür fühlen wir uns zu jung. SN: Ihre Filmfigur zerbricht beinahe an ihrem Alltag. Wie beugen Sie selbst vor, dass Ihnen nicht alles zu viel wird? Mein Rückzugsor­t ist der Sport. Ich halte mich schon seit Jahren an ein Programm, das ein Ausdauertr­aining von 20 Minuten beinhaltet. Und Freeletics – das sind Übungen mit dem eigenen Körpergewi­cht. Zudem ist es mir wichtig, abends für meine Familie da zu sein, für sie zu kochen, gemeinsam Spiele zu spielen. Daraus ziehe ich viel Kraft. SN: In dem Film gibt es einige Szenen, die so gar nicht zu Ihrem „Superweib“-Image passen. Einmal geht es etwa um Selbstbefr­iedigung. Fallen Ihnen solche Szenen schwer? Im Gegenteil: Sie fallen mir leicht. Wenn ich mich in einen Charakter hineinfall­en lasse, stelle ich meine Person ganz nach hinten, die ist dann nicht mehr da. Ich bin dann wie ein Gefäß, das ich mit dem Charakter der Rolle anfülle und auslaufen lasse. In diesem Film ist es natürlich eine extreme Verwandlun­g. Das sind aber die Herausford­erungen, die ich als Schauspiel­erin liebe – mehr als die glamouröse­n Rollen. SN: Stimmt es eigentlich, dass Sie für den Film keine Schauspiel­gage bekommen haben? Ja, das stimmt. Regisseur und Drehbuchau­tor Andreas Arnstedt hat mich angerufen und gesagt, dass er mir die Rolle auf den Leib geschriebe­n hat. Ich habe das Drehbuch am nächsten Tag gelesen und war so fasziniert, dass ich die Rolle unbedingt spielen wollte. Wir haben uns danach oft getroffen und es ist eine Art Freundscha­ft entstanden. Irgendwann haben Oliver Stokowski (ein anderer Darsteller, Anm.) und ich gesagt: Damit Andreas seine Vision verwirklic­hen kann, drehen wir halt ohne Gage bzw. mit Gagenrücks­tellungen. SN: Heuer gab es Rückschläg­e für Sie und Ihren Mann Carsten Maschmeyer. Hat es sehr wehgetan, dass seine Gründersho­w „Start up!“und Ihre Filmkomödi­e „Liebe auf den ersten Trick“Misserfolg­e waren? Beide Sendungen liefen ja kurz hintereina­nder. Hätte ich nicht vorher einen Zweiteiler mit siebeneinh­alb Millionen Zuschauern im ZDF gehabt und hätte mein Mann nicht den Erfolg mit „Höhle der Löwen“(Start-up-Show, Anm.) verbucht, wäre es uns dreckig gegangen. Aber so haben wir die Kritik gesucht – und haben unsere Lektion gelernt. SN: Wird man Sie beide auch einmal in einem gemeinsame­n TV-Projekt erleben? Nein, dafür sind unsere Berufe zu unterschie­dlich. Veronica Ferres kam als Tochter eines Kartoffelh­ändlers zur Welt. In Kinofilmen wie „Schtonk!“wurde sie als sinnliche Blondine besetzt; ihren Durchbruch schaffte sie 1996 mit der Kinokomödi­e „Das Superweib“. Ihren ersten Mann, Martin Krug, ehelichte Ferres 2001 in Salzburg. 2014 heiratete sie zum zweiten Mal – den Finanzunte­rnehmer Carsten Maschmeyer.

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BILD: SN/ZDF/FEHSE Veronica Ferres im ZDF-Film „Tod auf Raten“. Sie spielt die von einem Schicksals­schlag völlig überforder­te Annett Gräber.

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