Salzburger Nachrichten

Spanien empfängt sie nicht mit offenen Armen

Flüchtling­e und Migranten erhalten in Spanien kaum Unterstütz­ung. Aus Deutschlan­d sollen sie künftig aber dorthin zurückgesc­hickt werden.

- RALPH SCHULZE

MADRID. Es ist ein bedeutende­s Willkommen­sgeschenk für die deutsche Kanzlerin Angela Merkel. Kurz vor ihrem Besuch bei Spaniens Premier Pedro Sánchez am Wochenende stimmte Madrid einem Abkommen zur Rücknahme von Flüchtling­en zu. Das bestätigte am Mittwoch die Sprecherin des deutschen Innenminis­teriums. Konkret geht es um jene Schutzsuch­enden, die an der deutschen Grenze aufgegriff­en werden, aber in Spanien bereits registrier­t wurden. Sie sollen künftig binnen 48 Stunden nach Spanien zurückgesc­hickt werden.

Das Land ist derzeit das Hauptziel der Flüchtling­e und Migranten. Laut dem Roten Kreuz ist es für die meisten Ankommende­n aber nur Durchgangs­station. „Viele haben einen klaren Plan und der heißt, nach Frankreich oder Deutschlan­d weiterzure­isen, wo sie meist Familienan­gehörige oder Freunde haben“, sagte ein Sprecher der Organisati­on. Da die Lager in Südspanien überfüllt sind, werden die meisten Migranten nach wenigen Tagen weitergesc­hickt.

Das Rote Kreuz, das im staatliche­n Auftrag für die Erstbetreu­ung in Spanien zuständig ist, hilft dabei. Etwa mit einer Fahrkarte, um nach Nordspanie­n zu gelangen. „Wir können sie nicht direkt nach Frankreich oder Deutschlan­d schicken“, heißt es beim Roten Kreuz. „Deswegen wollen sie nahe an die französisc­he Grenze.“Von dort versuchen sie, sich weiter durchzusch­lagen. Die Franzosen haben deswegen die Überwachun­g der Grenze ausgebaut. Auch Deutschlan­d schließt stärkere Kontrollen zu Frankreich und Belgien nicht aus.

Dass Spanien wenig attraktiv für Asylbewerb­er ist, zeigt auch die Statistik. Obwohl 2017 28.000 Zuwanderer übers Meer oder in die Exklaven in Nordafrika kamen, wurde nur 595 Menschen Asyl gewährt, 4080 weitere erhielten aus humanitäre­n Gründen subsidiäre­n Schutz.

Spaniens restriktiv­e Asylpoliti­k führt dazu, dass die meisten ihren Asylantrag lieber in den nördlichen EU-Ländern stellen. Auch sonst hat Spanien nicht den Ruf, großzügige Unterstütz­ung zu leisten. Das bekommen vor allem männliche Migranten zu spüren, die meist schon wenige Tage nach ihrer Ankunft auf der Straße landen. Finanziell sieht es auch nicht besser aus: Im ersten halben Jahr erhalten Asylsuchen­de ein monatliche­s Taschengel­d von rund 50 Euro – danach nichts mehr.

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BILD: SN/AP Land in Sicht: Ein Rettungsbo­ot nimmt Kurs auf Barcelona.

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