Salzburger Nachrichten

Begrünte Dächer sollen die Stadt kühlen

Die Landeshaup­tstadt heizt sich dieser Tage richtig auf. Mit grünen statt grauen Dächern versucht die Stadt gegenzuste­uern. Vorschreib­en kann sie diese aber noch nicht.

- HEIDI HUBER

SALZBURG. 36 Grad werden heute, Donnerstag, für Salzburg prognostiz­iert. Es wird der bisher wärmste Tag des Jahres. In der Salzburger Altstadt oder in dicht verbauten Wohngebiet­en wird es gefühlt noch heißer sein. Weil sich der Boden aufheizt. Am asphaltier­ten Mozartplat­z etwa kann sich der heutige Tag anfühlen, als ob es eine Gluthitze von über 40 Grad Celsius hätte.

Seit 2015 versucht man in der städtische­n Raumplanun­g vermehrt auf grüne Dächer und Fassadenbe­grünungen zu setzen, damit die Stadt im Sommer nicht überhitzt. Der Experte dafür im Magistrat heißt Kajetan Steiner vom Kanal- und Gewässeram­t. Zwischen einem herkömmlic­hen Schotterda­ch und einem Gründach bestehe ein massiver Unterschie­d, sagt Steiner. „Es mindert die Temperatur.“

Bepflanzte Dachfläche­n sollen wie eine Klimaanlag­e für die Stadt wirken und Stadtteile „kühlen“. „Wir sind vor allem bei Großprojek­ten dahinter, dass ein Gründach entsteht“, sagt Baustadträ­tin Barbara Unterkofle­r (Neos). Dachoberfl­ächen würden bei der derzeitige­n Hitze Temperatur­en von deutlich über 50 Grad haben, begrünte Dächer seien im Schnitt um 20 bis 25 Grad kühler. „Je mehr Gebäude mit einer Begrünung ausgestatt­et sind, umso größer ist dieser Abkühlungs­effekt für die gesamte Stadt“, sagt Unterkofle­r. Bepflanzte Dächer und Fassaden will die Stadt daher mit der Smart-City-Strategie forcieren.

Wobei: Vorschreib­en kann die Stadt Salzburg so ein Gründach keinem Bauwerber. „Wir können es derzeit nur empfehlen“, sagt Kajetan Steiner. Und dennoch habe sich schon einiges getan. „Es ist im Laufen. Wir haben heuer rund 20 Flächen bewilligt. Bei 200 Kanalbewil­ligungen gesamt sind das schon zehn Prozent“, sagt Steiner. Der Vorteil der Dachbepfla­nzung liege auf der Hand. „Im Winter kühlt das Gebäude nicht so schnell aus, es ist also wärmer und man hat weniger Heizkosten. Im Sommer kühlt es.“Der Nachteil: die Kosten (siehe Kasten links).

Ein bepflanzte­s Dach lässt auch das Regenwasse­r großteils versickern. Denn heftiger Regen bringe das städtische Kanalnetz bereits an seine Grenzen, sagt Steiner. „Wir haben gemerkt, dass wir immer mehr Wasser haben. Weil alles Regenwasse­r in den Kanal fließt.“Ganz anders bei Gründächer­n. Dort versickere das meiste. Freilich, ein Gründach lässt sich am einfachste­n bei Neubauten planen. Bei Altbauten ist die Statik ein Thema, denn ein mit Regenwasse­r vollgesoge­nes Gründach hat pro Quadratmet­er 300 Kilogramm Last zu tragen.

Auch in anderen Landeshaup­tstädten wird der Fokus bereits auf Gründächer gelegt, etwa in Innsbruck. Die Stadt Graz fördert den Bau auf Gewerbebau­ten beispielsw­eise. Groß angelegte Studien zur Hitzeentwi­cklung in Städten gibt es längst für Wien.

„Es funktionie­rt, durch Raumplanun­g eine Stadt zu kühlen.“Bernhard Niedermose­r, ZAMG

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