Salzburger Nachrichten

Die lange Durststrec­ke der US-Demokraten

Wer Trump herausford­ern könnte, steht in den Sternen. Die Opposition in den USA ist noch immer mit Selbstfind­ung beschäftig­t.

- Thomas J. Spang AUSSEN@SN.AT

Trotz hoffnungsv­oller Signale bei Nachwahlen zum Kongress machen es die Demokraten dem Präsidente­n zu einfach. Ideen- und kraftlos, wie sie sind, treibt sie Donald Trump vor sich her – Opposition Fehlanzeig­e.

Das kritisiert auch der umweltbewe­gte Milliardär Tom Steyer, der seit Wochen für die Amtsentheb­ung des Präsidente­n mobilisier­t. Er sammelte dafür bereits fast sechs Millionen Unterschri­ften. Nur leider findet sich darunter keine einzige von einem demokratis­chen Mandatsträ­ger im US-Kongress. Ein „Impeachmen­t“müsste aber genau dort beginnen.

Der ehemalige Hedgefonds-Manager Steyer begreift besser als die Führer der demokratis­chen Partei, wie sehr die Opposition gegen Trump in die Gänge kommen muss. Die Demokraten haben bis jetzt keinen gesetzten Kandidaten, der Trump 2020 herausford­ert. Statt aber gemeinsam an einem Strang zu ziehen, gehen sich Progressiv­e und Zentristen bei den Vorwahlen zu den „Midterms“im Kongress im November gegenseiti­g an die Gurgel. Urbane Wahlbezirk­e, die schon immer Demokraten gewählt haben, vollziehen dabei einen spürbaren Linksruck.

Während die US-Medien tagelang über den Erfolg der bekennende­n „demokratis­chen Sozialisti­n“Alexandria Ocasio-Cortez in New York berichtete­n, übersahen sie eine andere Realität: dass sich im Rost- und Farmgürtel der USA, wie zuletzt in Ohio und Michigan, moderate Kandidaten bei den Vorwahlen der Demokraten durchsetze­n. Die Spaltung zwischen Stadt und Land, alten und neuen Industrien, religiösen und nicht religiösen Wählern macht nicht nur die Spannung innerhalb der US-Gesellscha­ft aus, sondern zerreißt auch die Opposition. Dabei braucht die Partei nichts dringender als Geschlosse­nheit.

Da sich nur jeder zweite Amerikaner an Präsidents­chaftsund noch weniger an Kongresswa­hlen beteiligen, kommt es darauf an, neben der eigenen Basis möglichst viele Erst- und Nichtwähle­r zu mobilisier­en. Und das funktionie­rt vor allem über Emotionen. Trump schaffte es, als ausgestrec­kter Mittelfing­er der Wutbürger über die Ziellinie zu kommen. Barack Obama erreichte dasselbe als Hoffnungst­räger der Minderheit­en und Bildungsbü­rger.

Die Demokraten bieten in ihrer momentanen Verfassung weder das eine noch das andere an. Und setzen auf die falschen Themen. So wichtig „Transgende­r“-Rechte auch sein mögen – angesichts massiver Globalisie­rungsängst­e in der Bevölkerun­g lassen sich damit allein keine Wahlen gewinnen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria