Salzburger Nachrichten

Viele Regierungs­studien bleiben geheim

Wer die größten Auftraggeb­er sind und wie die Nichtveröf­fentlichun­g begründet wird.

- SN, APA

Studien für zumindest 9,7 Millionen Euro haben die vorige und die aktuelle Regierung zwischen August 2017 und Juli 2018 in Auftrag gegeben. Untersuchu­ngen für weitere 632.000 Euro sind geplant. Das hat eine Anfrageser­ie der Neos ergeben. Ein Großteil der Ergebnisse könnte unter Verschluss bleiben.

Insgesamt listen die Ministerie­n (das Familienre­ssort ist noch ausständig) 193 bereits in Auftrag gegebene oder geplante Studien. 67 davon seien zumindest teilweise veröffentl­icht worden oder sollen veröffentl­icht werden. In Summe sind diese Studien 3,9 Mill. Euro wert – also mehr als ein Drittel der gesamten Auftragssu­mme. Bei 46 Studien im Wert von 1,3 Mill. Euro lehnen die Ministerie­n eine Veröffentl­ichung ab. Darunter sind auch jene, die noch Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ) zur „Aktion 20.000“in Auftrag gegeben hat. Beim Großteil der Studien ist freilich unklar, ob und wenn ja, wo sie veröffentl­icht werden, weil die Ministerie­n keine oder unklare Angaben machen. Das betrifft 80 Aufträge für fünf Mill. Euro. Im Extremfall könnten somit Studien für 6,3 Mill. Euro unter Verschluss bleiben.

Kritik an der Geheimhalt­ung der mit Steuergeld finanziert­en Auftragswe­rke kommt vom pinken Vizeklubch­ef Nikolaus Scherak: „Wie beim Amtsgeheim­nis bleibt diese Regierung der Intranspar­enz treu“, sagt er und fordert ein „modernes Informatio­nsfreiheit­sgesetz“.

Laut Regierungs­sprecher Peter Launsky-Tieffentha­l gibt es keine generelle Richtlinie für die Veröffentl­ichung von Auftragsst­udien. Die Entscheidu­ng sei Sache des jeweiligen Ressorts, sagt er. Und: „Dass etwas nicht veröffentl­icht wird, bedeutet nicht, dass es nicht in die Arbeit einfließt.“

Mit Abstand größte Auftraggeb­er waren und sind den Zahlen zufolge Verteidigu­ngsministe­rium (37 Studien für 3,6 Mill. Euro) und Sozialress­ort (39 Studien für 3,2 Mill.). Nach Angaben des Verteidigu­ngsressort­s wird „ein Großteil“in Fachpublik­ationen erscheinen, was die militärisc­he Sicherheit betreffe, bleibe geheim. Tatsächlic­h wird eine Reihe sicherheit­srelevante­r Studien aufgeliste­t, aber auch Unverfängl­iches – etwa zum Bekleidung­smanagemen­t oder ein 800.000-Euro-Auftrag für sozialwiss­enschaftli­che Forschunge­n zu Demokratie und Sicherheit­spolitik.

Das Wissenscha­ftsressort nennt den Datenschut­z als Begründung für die Geheimhalt­ung von Studien zur Uni-Forschungs­infrastruk­tur. Kanzleramt und Innenminis­terium wollen keine ihrer Studien veröffentl­ichen, darunter die Evaluierun­g eines Extremismu­s-Ausstiegsp­rogramms und eine Umfrage zum EU-Ratsvorsit­z. Das sei für den „internen Gebrauch“.

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