Die ÖBB haben Aufholbedarf
Seit Jahren unternehmen wir längere Radtouren ins Ausland und müssen feststellen, dass unsere Nachbarländer längst auf den boomenden Radtourismus reagiert haben. Bis zu unseren ÖBB dürfte sich diese Tatsache noch nicht durchgesprochen haben, denn im letzten Jahrzehnt hat sich hinsichtlich Radmitnahme im Zug nichts geändert. Jedes Jahr wieder gibt es im Gegensatz zum Ausland Schwierigkeiten in Österreich, weil bei Langstreckenzügen – wie im vorigen Jahrhundert – nur zwischen vier und zwölf Radplätze in den Passagierwaggons zur Verfügung sind. So war auch heuer wieder unsere Radtour-Rückfahrt mit dem Zug durch die Inflexibilität der ÖBB getrübt, weil wir – durch die Ablehnung der Radmitnahme – erst einen Tag später als geplant nach Salzburg zurückkehren konnten und darüber hinaus noch namhafte Mehrkosten zu tragen hatten. Es gibt aber Beispiele, die sich unsere ÖBB abschauen könnte. Sowohl im Vorjahr in Deutschland als auch heuer in Italien hat die Radmitnahme bei unserer Heimreise mit dem Zug bestens funktioniert. Heuer hat unsere 4er-Gruppe in Italien erlebt, dass zirka 60 Radler ihre Fahrräder (ohne Voranmeldung) mit dem Zug mittransportieren konnten. Gleiches (mit über 100 Radlern) hat eine andere Radlergruppe erzählt. Die Italiener hatten jeweils zwei Waggons extra nur für Fahrräder beim Langstreckenzug zur Verfügung. Vielleicht sollten die Manager der ÖBB bei Trenitalia nachfragen, wie man das bewerkstelligt, Waggons – die vielleicht in der Remise stehen – bei den Zügen noch anzuhängen. Die Empfehlung der ÖBB, eine Woche vorher die Radmitnahme bei Langstreckenzügen zu buchen, wird wenig Radfreunde zufriedenstellen, weil man eine Radtour auch von Wetterprognosen – die eine Woche vorher zu unsicher sind – abhängig macht. Dies gilt für die eventuelle Anreise zum Start der Tour als auch für die Heimreise mit dem Zug. Ich hoffe für alle Radfreunde, dass sie in Zukunft eine zukunftsorientiertere, kundenfreundlichere ÖBB vorfinden. Jakob Weilharter