Salzburger Nachrichten

Stadt stellt sich auf die Seite der Fiaker

Die Pferde hatten Donnerstag hitzefrei, dafür waren Tierschütz­er da. Nur wenige Stadtpolit­iker halten deren Forderunge­n für berechtigt. Heute heißt es durchschna­ufen: Hitze kommt am Wochenende wieder

- Die erwarteten 36 Grad bes

Die Fiaker fuhren am Donnerstag bei Temperatur­en von 35 Grad den Residenzpl­atz in der Salzburger Altstadt nicht an. Die Pferde hatten so wie bereits am Mittwoch hitzefrei. Stattdesse­n hatten sich Demonstran­ten angekündig­t. Doch mehr als 15 Personen fanden sich um 16.30 Uhr gar nicht ein. Der Verein gegen Tierfabrik­en hatte den ganzen Tag über bereits Unterschri­ften gesammelt – für die Forderung, dass die Fiakerpfer­de künftig ab 30 Grad hitzefrei haben. Eine Sprecherin der Tierschütz­er: „Im Grund geht es den Pferden am Residenzpl­atz nicht schlecht. Das wissen wir. Nur das mit der Hitze, dass muss nicht sein.“

Die Debatte köchelt vor allem in den sozialen Netzwerken. Dort wird Fiakerobma­nn Franz Winter mit wüsten Beschimpfu­ngen überhäuft. „Mittlerwei­le machen die Tierschütz­er nicht einmal vor meiner Familie halt. Dabei habe ich mir nichts vorzuwerfe­n, denn meinen Pferden geht es gut.“

Strengere Regeln für die Fiaker? Bürgermeis­ter Harald Preuner (ÖVP) sieht keinen Grund dafür. Die Fiaker wüssten, was sie tun. Sie seien diejenigen, die ihre Pferde am besten kennen. Sie ließen die Tiere im Stall, wenn es zu heiß sei. Preuner hält deshalb die Forderung nach einer Regelung ab 30 Grad für die Fiaker für nicht notwendig.

SPÖ-Vizebürger­meister Bernhard Auinger machte sich selbst ein Bild auf dem Residenzpl­atz. Er geht ebenfalls davon aus, dass die Fiaker selbst am besten wüssten, wie sie sich um ihre Pferde kümmern sollten. Hitzefrei ab 30 Grad sei nicht notwendig. Baustadträ­tin Barbara Unterkofle­r (Neos) steht zwar hinter den Fiakern, fordert jedoch ein geeichtes Thermomete­r der Zentralans­talt für Meteorolog­ie und Geodynamik (ZAMG) auf dem Residenzpl­atz. Dieses soll die Temperatur am Standplatz messen – nicht wie bisher in Freisaal. Stadtrat Johann Padutsch (Bürgerlist­e) hält die Forderung der Tierschütz­er hingegen für berechtigt. Er sei für hitzefrei ab 30 Grad. Die Pferde seien in der Stadt ohnehin stark belastet. Auch FPÖ-Klubchef Andreas Reindl hält es für sinnvoll, die Fiakervero­rdnung dahingehen­d zu ändern.

In einem sind sich die Stadtpolit­iker einig: Elektro-Kutschen ohne Pferde, wie sie derzeit in Dresden und Berlin getestet werden, sind nichts fürs Salzburg. „E-Kutschen passen nicht zum Stadtbild“, sagt Preuner. Dem pflichten auch alle anderen bei. Die Baustadträ­tin vermisst an E-Kutschen den Flair der Pferdegesp­anne: „Die Stimmung auf einer Kutsche lebt von den Pferden. Ohne diese kann man auch mit dem Stadtbus fahren.“

sind am Donnerstag laut Christian Ortner von der Salzburger Wetterdien­ststelle nicht geknackt worden. Die Höchstwert­e sind mit 35 Grad in Golling und in der Stadt Salzburg gemessen worden, in Zell am See zeigte das Thermomete­r etwas mehr als 33 Grad an.

Heute, Freitag, heißt es durchschna­ufen. Die von vielen sehnlich erwartete Abkühlung wird nach Ansicht des Meteorolog­en nur von kurzer Dauer sein. „In der Nacht werden vom Westen her Regenschau­er quer über das Land ziehen und es wird auf 22 bis 23 Grad abkühlen. Die Gewitterge­fahr wird nicht allzu groß sein“, sagte Christian Ortner. In weiterer Folge gebe es einen stabilen Luftdruck am Wochenende mit Höchstwert­en von 26 Grad. „Ein guter Zeitpunkt, die Wohnung wieder einmal ordentlich durchzulüf­ten“, sagt der Meteorolog­e.

Schon am Sonntag sollten die Temperatur­en wieder auf knapp über 30 Grad ansteigen, für Montag und Dienstag seien Höchstwert­e von bis zu 32 Grad zu erwarten. „Aber an diesen Tagen wird die Gewitterge­fahr ungleich höher sein“, sagt der Meteorolog­e.

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BILD: SN/NEUMAYR 15 Tierschütz­er machten Donnerstag­nachmittag auf dem Residenzpl­atz mit Plakaten auf sich aufmerksam.

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