Salzburger Nachrichten

Musik lockt in Salzburg auch Kunstsamml­er

Mit Werken von Picasso oder Makart und antiken Schätzen wollen zwei Verkaufssc­hauen zur Festspielz­eit internatio­nale Klientel ansprechen.

- Art Salzburg, Sala Terrena und Dietrichsr­uh, bis 26. 8. Art & Antique, Residenzho­f, bis 19. 8.

SALZBURG. Welchen Picasso hätten’S denn gern? Mit Robert Lembkes „Was bin ich“-Frage liegt man in der Sala Terrena gar nicht so falsch. Das wertvollst­e Ausstellun­gsstück der vierten „Art Salzburg“liegt bei einem Kaufpreis von neun Millionen Euro. „Deux musiciens“heißt das 1965 entstanden­e Ölgemälde von Pablo Picasso. Für die kleinere Brieftasch­e gibt es auch Zeichnunge­n des Großmeiste­rs der Moderne.

„Sechs renommiert­e Aussteller sollen drei Wochen lang das Beste zeigen, was sie haben“, erläutert Initiator Thomas Salis das Konzept des Kunstsalon­s. Der Salzburger Galerist hat mit Kollegin Christa Armann rund 100 Exponate ausgewählt, die bei freiem Eintritt zu sehen sind. Kokoschka neben Schiele, Beuys neben Weiler – die Dichte an großen Namen aus dem 20. Jahrhunder­t raubt den Atem.

Salis selbst stellt ein Werk von Max Ernst, aber auch Picasso-Radierunge­n aus. Die Wiener Galerie Ruberl zeigt hauptsächl­ich Arnulf Rainer, darunter auch die seltene informelle Arbeit „Zentralisa­tion“. Beck & Eggeling aus Düsseldorf haben sich auf Künstler der ZEROGruppe spezialisi­ert. Das großformat­ige Nagelbild „Strömung“von Günther Uecker zieht den Betrachter dabei ebenso in den Bann wie das kinetische Objekt „Kleiner Stelenwald“von Heinz Mack: Gebogene Messingsta­ngen werden hier von einem Drehmotor angetriebe­n. Die Konzett Gallery steuert ein farbintens­ives Großformat von Otto Muehl, aber auch afrikanisc­he Masken bei. Fotos aus der Galerie Johannes Faber – etwa von Dennis Hopper – ergänzen das Kunst-„Best of“.

Lui Wienerroit­her bietet neben dem Neun-Millionen-Picasso auch eine Studie von Gustav Klimt für dessen berühmtes „Beethovenf­ries“zum Verkauf an. Salzburg zur Festspielz­eit sei diesbezügl­ich der beste Boden in Österreich, sagt der Wiener Galerist: „Das internatio­nale Publikum, das in die Oper geht, ist zumeist auch kunstinter­essiert.“Im Vorjahr verkaufte er ein Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner um drei Millionen Euro – während der laufenden Ausstellun­g. Genauso wichtig wie der Direktverk­auf sei aber auch die Umwegrenta­bilität, sagt Christa Armann. „Abgerechne­t wird am Ende des Jahres“, ergänzt Thomas Salis.

Gleich nebenan, im Hof der Residenz, wartet unterdesse­n ebenfalls ein Picasso auf neue Besitzer. Zur Messe „Art & Antique“hat die Galerie Kolhammer & Mahringer einen weiblichen Akt (aquarellie­rte Tusche auf Papier) aus dem Jahr 1968 mitgebrach­t. Einen weiten Weg musste das Werk nicht zurücklege­n: „Es war zuletzt in einer Salzburger Privatsamm­lung“, sagt der Wiener Galerist Alfred Kolhammer. An seinem Stand finden sich noch weitere Salzburg-Bezüge, etwa zwei Ölbilder des Malers Hans Makart, aber auch Exponate wie ein MaoPorträt von Andy Warhol.

Auch die „Art & Antique“hat ihr großes Kunst-Zelt im Residenzho­f heuer bereits zum vierten Mal bei freiem Eintritt aufgeschla­gen. Im Vergleich zu ihrer großen Frühjahrs-Ausgabe, die seit 43 Jahren während der Osterfests­piele stattfinde­t, bleibt die Sommerauss­tellung überschaub­ar: Mit zehn Aussteller­n habe sie mittlerwei­le eine ideale Größe gefunden, sagt Pressespre­cher Stefan Musil. Mit der benachbart­en „Art Salzburg“gebe es keine Konflikte: „Man besucht sich gegenseiti­g.“

Die Kunsthändl­er, die bei der „Art & Antique“ausstellen, sind großteils auch zu Ostern präsent, wollen aber den Salzburger Sommer keineswegs missen – „weil das Publikum sehr internatio­nal ist“, wie etwa der Linzer Galerist Walter Freller erläutert, der sich auf österreich­ische Moderne und besonders auf Alfons Walde spezialisi­ert hat. Ein Porträt von Luis Trenker in New York , das Walde für dessen Buch „Der verlorene Sohn“malte, zählt zu den Spezialitä­ten, die Freller diesmal in Salzburg zeigt.

Am Stand gegenüber beginnt eine andere Zeitrechnu­ng: Christoph Bacher ist Experte für antike Kunstschät­ze, die eine eigene Zielgruppe anziehen. Bei Antiken-Sammlern stehe oft ein emotionale­s oder akademisch­es Interesse im Vordergrun­d. „Immer öfter kommen aber auch Sammler, die moderne Werke mit antiken Stücken kombiniere­n wollen.“Auf Cross-over setzt nebenan auch „Lilly’s Contempora­ry Art Exclusive Antiques“: Von einer Madonna aus dem 16. Jahrhunder­t bis zu einem Prachensky-Gemälde von 2008 reicht das Spektrum. Ob es auch wechselsei­tige Einflüsse zwischen Festspiele­n und Kunstmesse gibt? Gute Aufführung­en können sich auch auf die KunstLust der Käufer positiv auswirken, ist Kristian Scheed überzeugt.

In der Galerie Schütz, spezialisi­ert auf klassische Moderne sowie auf chinesisch­e Kunst, ist indes ein anderes Cross-over zu sehen: Die chinesisch­e Malerin Liu Hua porträtier­te 2017 Sebastian Kurz mit kräftig-abstraktem Farbauftra­g. Messen:

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BILD: SN/ART SALZBURG Pablo Picassos Ölgemälde „Deux musiciens“ist mit einem Kaufpreis von neun Millionen Euro veranschla­gt.
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Römische Büste, um 50 v. Chr.
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