Musik lockt in Salzburg auch Kunstsammler
Mit Werken von Picasso oder Makart und antiken Schätzen wollen zwei Verkaufsschauen zur Festspielzeit internationale Klientel ansprechen.
SALZBURG. Welchen Picasso hätten’S denn gern? Mit Robert Lembkes „Was bin ich“-Frage liegt man in der Sala Terrena gar nicht so falsch. Das wertvollste Ausstellungsstück der vierten „Art Salzburg“liegt bei einem Kaufpreis von neun Millionen Euro. „Deux musiciens“heißt das 1965 entstandene Ölgemälde von Pablo Picasso. Für die kleinere Brieftasche gibt es auch Zeichnungen des Großmeisters der Moderne.
„Sechs renommierte Aussteller sollen drei Wochen lang das Beste zeigen, was sie haben“, erläutert Initiator Thomas Salis das Konzept des Kunstsalons. Der Salzburger Galerist hat mit Kollegin Christa Armann rund 100 Exponate ausgewählt, die bei freiem Eintritt zu sehen sind. Kokoschka neben Schiele, Beuys neben Weiler – die Dichte an großen Namen aus dem 20. Jahrhundert raubt den Atem.
Salis selbst stellt ein Werk von Max Ernst, aber auch Picasso-Radierungen aus. Die Wiener Galerie Ruberl zeigt hauptsächlich Arnulf Rainer, darunter auch die seltene informelle Arbeit „Zentralisation“. Beck & Eggeling aus Düsseldorf haben sich auf Künstler der ZEROGruppe spezialisiert. Das großformatige Nagelbild „Strömung“von Günther Uecker zieht den Betrachter dabei ebenso in den Bann wie das kinetische Objekt „Kleiner Stelenwald“von Heinz Mack: Gebogene Messingstangen werden hier von einem Drehmotor angetrieben. Die Konzett Gallery steuert ein farbintensives Großformat von Otto Muehl, aber auch afrikanische Masken bei. Fotos aus der Galerie Johannes Faber – etwa von Dennis Hopper – ergänzen das Kunst-„Best of“.
Lui Wienerroither bietet neben dem Neun-Millionen-Picasso auch eine Studie von Gustav Klimt für dessen berühmtes „Beethovenfries“zum Verkauf an. Salzburg zur Festspielzeit sei diesbezüglich der beste Boden in Österreich, sagt der Wiener Galerist: „Das internationale Publikum, das in die Oper geht, ist zumeist auch kunstinteressiert.“Im Vorjahr verkaufte er ein Gemälde von Ernst Ludwig Kirchner um drei Millionen Euro – während der laufenden Ausstellung. Genauso wichtig wie der Direktverkauf sei aber auch die Umwegrentabilität, sagt Christa Armann. „Abgerechnet wird am Ende des Jahres“, ergänzt Thomas Salis.
Gleich nebenan, im Hof der Residenz, wartet unterdessen ebenfalls ein Picasso auf neue Besitzer. Zur Messe „Art & Antique“hat die Galerie Kolhammer & Mahringer einen weiblichen Akt (aquarellierte Tusche auf Papier) aus dem Jahr 1968 mitgebracht. Einen weiten Weg musste das Werk nicht zurücklegen: „Es war zuletzt in einer Salzburger Privatsammlung“, sagt der Wiener Galerist Alfred Kolhammer. An seinem Stand finden sich noch weitere Salzburg-Bezüge, etwa zwei Ölbilder des Malers Hans Makart, aber auch Exponate wie ein MaoPorträt von Andy Warhol.
Auch die „Art & Antique“hat ihr großes Kunst-Zelt im Residenzhof heuer bereits zum vierten Mal bei freiem Eintritt aufgeschlagen. Im Vergleich zu ihrer großen Frühjahrs-Ausgabe, die seit 43 Jahren während der Osterfestspiele stattfindet, bleibt die Sommerausstellung überschaubar: Mit zehn Ausstellern habe sie mittlerweile eine ideale Größe gefunden, sagt Pressesprecher Stefan Musil. Mit der benachbarten „Art Salzburg“gebe es keine Konflikte: „Man besucht sich gegenseitig.“
Die Kunsthändler, die bei der „Art & Antique“ausstellen, sind großteils auch zu Ostern präsent, wollen aber den Salzburger Sommer keineswegs missen – „weil das Publikum sehr international ist“, wie etwa der Linzer Galerist Walter Freller erläutert, der sich auf österreichische Moderne und besonders auf Alfons Walde spezialisiert hat. Ein Porträt von Luis Trenker in New York , das Walde für dessen Buch „Der verlorene Sohn“malte, zählt zu den Spezialitäten, die Freller diesmal in Salzburg zeigt.
Am Stand gegenüber beginnt eine andere Zeitrechnung: Christoph Bacher ist Experte für antike Kunstschätze, die eine eigene Zielgruppe anziehen. Bei Antiken-Sammlern stehe oft ein emotionales oder akademisches Interesse im Vordergrund. „Immer öfter kommen aber auch Sammler, die moderne Werke mit antiken Stücken kombinieren wollen.“Auf Cross-over setzt nebenan auch „Lilly’s Contemporary Art Exclusive Antiques“: Von einer Madonna aus dem 16. Jahrhundert bis zu einem Prachensky-Gemälde von 2008 reicht das Spektrum. Ob es auch wechselseitige Einflüsse zwischen Festspielen und Kunstmesse gibt? Gute Aufführungen können sich auch auf die KunstLust der Käufer positiv auswirken, ist Kristian Scheed überzeugt.
In der Galerie Schütz, spezialisiert auf klassische Moderne sowie auf chinesische Kunst, ist indes ein anderes Cross-over zu sehen: Die chinesische Malerin Liu Hua porträtierte 2017 Sebastian Kurz mit kräftig-abstraktem Farbauftrag. Messen: