Salzburger Nachrichten

Sind die Shoppingce­nter am Ende?

Die Goldgräber­zeiten sind vorbei, besagt eine fundierte Studie der 234 Einkaufs- und Fachmarktz­entren des Landes. Der Markt ist gesättigt, der Onlinehand­el macht sich bemerkbar. Wie sich Center fit für die Zukunft machen.

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WIEN. Shoppingce­nter, einst der letzte Schrei beim Einkaufen, haben ihre besten Zeiten schon wieder hinter sich. Zu diesem Befund kommen die Experten der Beratungsg­esellschaf­t Standort+Markt, die sich seit 30 Jahren intensiv mit dieser Form des Einkaufens befasst.

Der Zenit der Entwicklun­g sei überschrit­ten, stellen die Experten Hannes Lindner und Roman Schwarzene­cker fest. „Die goldenen Jahre waren 2010 bis 2012.“

Seither ist die Zahl der vermietbar­en Gesamtfläc­he zwar noch langsam weiter gestiegen, das Wachstum lag aber erheblich unter früheren Zuwachsrat­en. Der Markt sei gesättigt, Shoppingce­nter seien flächendec­kend vorhanden. Zuletzt wuchsen die Einkaufste­mpel eher durch Erweiterun­gen als durch Neubauten.

Aktuell weist die 600 Seiten starke Dokumentat­ion insgesamt 234 Shoppingce­nter mit einer vermietbar­en Fläche von erstmals mehr als vier Mill. Quadratmet­ern aus, exakt 4.051.200 m2. Drei Viertel entfallen auf klassische Einkaufsze­ntren (EKZ, Shoppingma­lls), die Standort+Markt mit einer Fläche ab 4000 m2 und mindestens 20 Shop-Einheiten plus einem Magnetbetr­ieb oder mindestens zehn Shop-Einheiten mit zwei Magnetbetr­ieben definiert. Ein Viertel der Fläche bleibt Fachmarktz­entren (Retail Parks), definiert durch mindestens fünf Fachmärkte mit zusammen ebenfalls 4000 m2 Verkaufsfl­äche – jene Form, deren Wachstum zuletzt den stagnieren­den Malls klar den Rang abgelaufen hat.

Im Jahr 2017 wurden heimische Shoppingce­nter von 670 Millionen Besuchern frequentie­rt, statistisc­h fast 100 Besuche pro Kopf der Bevölkerun­g. Auch hier entfielen drei Viertel auf EKZ, der Rest verteilt sich auf Fachmarktz­entren und Sonderform­en wie Factory-OutletCent­er, „Town Center“(Stadtquart­iere), fünf über 10.000 m2 große Department Stores (Kaufhäuser) und den Sonderfall Flughafen Wien (Vienna Airport Shopping).

Die Einkaufste­mpel setzten im Vorjahr 13,1 Mrd. Euro um, um 5,6 Prozent mehr als die 12,4 Mrd. Euro aus der Vergleichs­studie 2015/16. Herr und Frau Österreich­er lassen damit knapp ein Viertel (24,6 Prozent) ihrer Konsumausg­aben in einem Shoppingce­nter.

Das ist der bisher höchste Anteil, im Jahr 2000 waren es lediglich 15 Prozent, bei halber Fläche von heute. Doch die Dynamik stagniert. „Das kann einerseits daran liegen, dass Zentren im Relaunch (Umbau) während der Übergangsp­hase mit Umsatzeinb­ußen rechnen müssen“, heißt es, zudem gewinne auch der Onlinehand­el ständig an Terrain. Wieweit und welche möglichen Mischforme­n entstehen werden, sei nicht abschätzba­r.

Die mittlere Leerstands­rate liege mit 3,4 Prozent der vermietbar­en Fläche (oder 6,8 Prozent der Shops) unter dem Vergleichs­wert von fünf Prozent im Einzelhand­el. Salzburg weist mit 4,6 Prozent Leerstand den Spitzenwer­t auf, deutlich mehr als etwa Tirol (2,3 Prozent) oder Vorarlberg (1,2 Prozent). Für die Marktforsc­her ist das „verwunderl­ich, weil gerade in Salzburg der Wunsch nach neuen Verkaufsfl­ächen sehr groß ist“. Um zukunftsfi­t zu sein, müssten Shoppingce­nter eine Wohlfühlat­mosphäre aufweisen, damit man sich dort gern länger aufhält. Dazu gehören hochwertig­e Gastronomi­e, Frauenpark­plätze, eine Treffpunkt­funktion oder schlicht ein besserer Branchenmi­x.

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BILD: SN/DANR13 - STOCK.ADOBE.COM Shoppingte­mpel kämpfen um ihre Zukunft.

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