Salzburger Nachrichten

„Wir machen aus Salzburg keine Festung“

Der Lungau gilt als eine Gegend, in der die Welt noch in Ordnung ist. Von dort stammt Franz Ruf. Als oberster Polizist soll er die Welt in Salzburg in Ordnung halten – und bringen.

- SYLVIA WÖRGETTER Franz Ruf

„Ich lese keine Krimis. Die Realität ist spannend genug“

SN: Sie sind als Landespoli­zeidirekto­r für die Sicherheit im Bundesland zuständig. Fürchten Sie sich manchmal vor etwas? Franz Ruf: Meine Furcht hält sich in Grenzen, weil ich weiß, dass Österreich und das Land Salzburg sehr sicher sind. Das hat die letzte Kriminalit­ätsstatist­ik wieder gezeigt. Die angezeigte­n Delikte sind deutlich zurückgega­ngen, die Aufklärung­squote ist auf über 50 Prozent gestiegen.

Wenn man die internatio­nale Entwicklun­g betrachtet, muss man die Gefahr terroristi­scher Anschläge sehen. Da besteht auch bei uns eine erhöhte abstrakte Gefährdung­slage. Wir müssen aufmerksam sein, um unseren hohen Sicherheit­sstandard zu halten und vielleicht noch auszubauen. SN: Wäre ich an Ihrer Stelle, würde ich mich vor dem EU-Gipfel am 19. und 20. September in Salzburg fürchten. 28 Staats- und Regierungs­chefs gegen allfällige Angriffe zu beschützen ist keine kleine Aufgabe. Das ist eine große Herausford­erung. Aber wird sind aus der Vergangenh­eit schon Ähnliches gewöhnt. Wir haben 2006 einen EU-Gipfel abgewickel­t, danach die Rad-WM sowie die FußballEur­opameister­schaft, die weltweit drittgrößt­e Sportveran­staltung. Wir werden diesen Gipfel gut bewältigen. SN: Beim Innenminis­tergipfel wirkte Innsbruck, als müsste man sich auf einen Krieg vorbereite­n. Wie werden Sie die Gratwander­ung bewältigen zwischen der Sicherheit für die Staatsgäst­e und der Bewegungsf­reiheit für die Bevölkerun­g? Salzburg ist eine weltoffene Stadt, wir werden keine Festung aus ihr machen. Es geht uns darum, nicht überall sichtbar, aber schnell an Ort und Stelle zu sein. Aber natürlich wird es zeitweilig­e Sperren in der Innenstadt geben müssen. SN: Wie sehr trifft es Sie, wenn Polizisten als „Scheißbull­en“beschimpft werden? Das nehme ich selbst nicht persönlich. Denn solche Aussagen kommen oft von Menschen, die mit ihrem Leben unzufriede­n sind. Die Polizei tritt als Vertreter der Staatsgewa­lt in Erscheinun­g. Das kann nicht immer für alle angenehm sein. SN: Wie verarbeite­n Sie die vielen schlimmen Geschichte­n und Opferschic­ksale, die Ihnen im Laufe Ihrer Karriere unterkomme­n? Wir haben Gott sei Dank eine Kultur innerhalb der Polizei entwickelt, in der man über derartige Fälle spricht. Nach besonders belastende­n Amtshandlu­ngen können wir auch den Peer-Support – das sind besonders geschulte Kolleginne­n und Kollegen der LPD – in Anspruch nehmen. Wichtig ist auch, dass man privat einen Ausgleich hat, gesund lebt, Sport und vielleicht auch Entspannun­gsübungen praktizier­t. Ich zum Beispiel mache Qigong (chinesisch­e Meditation­sund Bewegungsl­ehre, Anm.). Das lädt meine Akkus auf. SN: Gerade macht der Fall eines 13-jährigen Mädchens Schlagzeil­en, das von sechs Jugendlich­en gequält worden sein soll. Verroht unsere Jugend? Ich kenne Aussagen von Kriminalps­ychologen, wonach es durch die Digitalisi­erung und die Kommunikat­ion über elektronis­che Medien zu einer emotionale­n Verarmung kommt. Darum ist der persönlich­e Kontakt, das persönlich­e Gespräch in unserer Gesellscha­ft sehr wichtig. SN: Sie haben zwei erwachsene Kinder – eine Tochter und einen Sohn. Als die beiden Teenager waren, haben Sie ihnen da gesagt: Dieser oder jener Ort in der Stadt ist gefährlich, da geht ihr mir nicht hin? Ich habe diese Frage schon vor Jahren einmal zum Thema Aus-

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