Salzburger Nachrichten

Vom Dirndl zu Motorradst­iefeln

Clara Wiltschke organisier­t ab kommendem Jahr die Messe Tracht & Country – wenn die 27-Jährige nicht mit dem Motorrad durch den Wald prescht.

- ANGELIKA WIENERROIT­HER

Sechs Dirndl hängen im Kleidersch­rank von Clara Wiltschke, von lang bis kurz, von dunkel bis hell. Über die Trachtentr­ends weiß die 27jährige Wienerin gut Bescheid: Sie übernimmt kommendes Jahr die Leitung der internatio­nalen Tracht-&-Country-Messe in Salzburg. Zuvor hat Wiltschke für Reed Messe etwa die Vienna Autoshow, die Wiener Immobilien­messe und die Veranstalt­ung Lebenslust organisier­t, die sich an Senioren richtet.

Jahrzehnte­lang war Wilfried Antlinger für die Fachmesse Tracht & Country zuständig, die heuer im Frühjahr 265 Aussteller und 3600 Besucher angezogen

„Wir wollen die Tracht & Country außerhalb der Messe vermarkten.“Clara Wiltschke, Reed Messe

hat. Seit einem Jahr teilen sich Wiltschke und Antlinger die Aufgaben. „Die Chemie stimmt einfach“, sagt Wiltschke. Ende des Jahres geht Antlinger in Pension.

Die Kunden der Tracht & Country kommen aus Österreich und Deutschlan­d, aber auch aus Russland, China, USA. Die Branchensh­ow findet zwei Mal jährlich statt und gilt als Leitmesse in der Branche. Was wird sich ab 2019 ändern? „Wir machen uns viele Gedanken darüber, wie man Tracht & Country außerhalb der Messe vermarkten kann.“Die 27-Jährige plane deshalb mehr Events, wie etwa das Trachtensk­ilaufen für die Modehändle­r vergangene­s Jahr in Obertauern.

Salzburg hält sie als Standort für die Messe für ideal. „Es ist der Mittelpunk­t Österreich­s und in der Stadt wird Tracht auch gelebt und getragen.“Die Branche sei – trotz der Internatio­nalität – sehr familiär: „Wir waren alle sehr schnell per Du, das ist unüblich in der Mode“, sagt Wiltschke.

Ihre Dirndl trägt die 27-Jährige bei Hochzeiten, Geburtstag­sfeiern und beim Jägerball in Wien. Sie pendelt zwischen der Bundeshaup­tstadt und Salzburg. „Tracht ist nicht nur ein ländliches Thema. Auch wenn sich das klassische Dirndl verändert.“Im Trend würden derzeit etwa Röcke liegen, die trachtig aussehen, denen aber das taillierte Oberteil fehlt. Zudem tragen manche Frauen statt der Schleife einfach Gürtel. Die Tracht bleibe kurz: „Midi-Röcke sind total in. Sie sind so kurz, dass das Knie manchmal herausblit­zt.“

Inspiratio­n holt sich Wiltschke in Fachzeitsc­hriften – und auf den Plattforme­n wie Instagram und Pinterest. „Die Tracht & Country ist mittlerwei­le auch in sozialen Medien vertreten.“

In ihrer Freizeit tauscht Wiltschke aber Dirndl gegen Knieschütz­er und Helm. Sie mag Nervenkitz­el – und fährt mit dem Motorrad durch den Wald. Enduro-Fahren heißt die Sportart, bei der sie sich ihren Weg durch Gestrüpp, über Wurzeln und vorbei an Bäumen bahnt. Der Reiz daran? Es sei so anstrengen­d, dass man an nichts anderes denken kann. Sie muss sich darauf konzentrie­ren, die nächste Hürde zu meistern. „Jedem, der nicht mehr weiß, wie er aus einer Situation rauskommt, würde ich EnduroFahr­en empfehlen.“

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BILD: SN/WIENERROIT­HER Clara Wiltschke: Im Trend liegen Dirndl, deren Röcke gerade noch das Knie bedecken.

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