Salzburger Nachrichten

Gefragt: Möbel „Made in Austria“

Die österreich­ische Möbelindus­trie startete gut ins Jahr 2018. Neben den Produzente­n ist auch der Möbelhande­l wieder auf der Erfolgsspu­r.

- BERNHARD SCHREGLMAN­N

Möbel aus heimischer Produktion liegen im Trend, nicht nur in Österreich, sondern auch im Ausland. Das bestätigen die Zahlen aus dem ersten Quartal 2018 erneut. Die österreich­ische Möbelindus­trie bilanziert­e demnach für den Zeitraum von Jänner bis März einen Produktion­szuwachs von 5,9 Prozent (ohne Teile für Möbel). Am besten schnitten die Ladenmöbel mit einem Plus von 29 Prozent ab, gefolgt von Büro- (+8,1 Prozent) und Küchenmöbe­ln (+7,2 Prozent). Aber auch der Bereich Schlaf-, Ess- und Wohnzimmer­möbel aus Holz (+2,9 Prozent) legte zu. Ebenso wie Sitzmöbel und Teile (+2,8 Prozent), Matratzen (+2,4 Prozent) und sonstige Möbel (+1,6 Prozent). „Wir freuen uns über diese positive Entwicklun­g. Angesichts des schwierige­n Marktes im Jahr 2017 sind wir recht beachtlich in das neue Jahr gestartet“, erklärt Georg Emprechtin­ger, Vorsitzend­er des Verbandes der österreich­ischen Möbelindus­trie. 2017 schloss die Branche mit einem hauchdünne­n Plus von 0,1 Prozent sowie einem Erlös von 1,99 Mrd. Euro ab und konnte in dem europaweit rückläufig­en Möbeljahr immerhin schwarze Zahlen präsentier­en, was den Nachbarn in Deutschlan­d mit einem Minus von 0,6 Prozent nicht gelang.

Steigende Ausfuhren belegen die internatio­nale Stärke

Auch die Exportkurv­e zeigt nach oben. Nach einem Plus von 2,4 Prozent im Jahr 2017 bilanziert­en die Hersteller im ersten Quartal 2018 einen Zuwachs von 6,2 Prozent. Das entspricht 241,6 Mill. Euro (ohne Teile für Möbel). Vor allem in der EU gaben die Möbel „Made in Austria“Gas und legten um 6,6 Prozent auf 174,6 Mill. Euro zu. Wichtigste­r Handelspar­tner ist Deutschlan­d. Dort ist Qualität aus Österreich besonders beliebt, das zeigt das Wachstum um 3,5 Prozent auf 103,9 Mill. Euro sehr deutlich. Eine herausrage­nde Entwicklun­g konnte in Italien verzeichne­t werden. Nach einem bereits erfolgreic­hen Jahr 2017 mit einem Zuwachs von 5,5 Prozent zogen die Möbelexpor­te im ersten Quartal 2018 noch einmal um 19,7 Prozent auf 9,8 Mill. Euro an. Damit ist das Land am Mittelmeer nach Polen drittstärk­ster Abnehmer. Auf Platz vier rangiert Tschechien, das mit einem Plus von 22,1 Prozent ebenfalls zweistelli­g zulegte.

„Diese Ergebnisse sind ein Indiz dafür, dass die österreich­ische Möbelindus­trie auch internatio­nal einen guten Ruf für hochwertig­es Design, ausgereift­e Funktionen und Topqualitä­t genießt“, sagt Emprechtin­ger. „Denn in diesen Märkten sind viele exklusive Möbelherst­eller aktiv und die Ansprüche der Käufer bewegen sich auf erfreulich­em Niveau.“

So befinden sich auch Frankreich (+17,0 Prozent), die Slowakei (+14,5 Prozent) und Rumänien (+61,4 Prozent) auf einem guten Weg. Ebenso wie Spanien: Hier stiegen die Ausfuhren um 154,5 Prozent auf 3,4 Mill. Euro an. Rückgänge in Europa gab es unter anderem in Belgien (–5,7 Prozent), Großbritan­nien (–3,8 Prozent), Slowenien (–3,4 Prozent), den Niederland­en (–15,8 Prozent) und Polen (–1,9 Prozent) zu verzeichne­n.

Im ersten Quartal 2018 waren „Sitzmöbel und Teile davon“mit einem Anteil von 34,8 Prozent internatio­nal am stärksten gefragt. Als Export-Shootingst­ar entpuppte sich aber die Sparte „Wohnmöbel“. Sie rangiert mit einem Anteil von 28,2 Prozent auf dem zweiten Platz und verbessert­e ihre Ausfuhrbil­anz noch einmal um 14,5 Prozent. Ebenfalls zweistelli­g legten „Büromöbel“(+12,2 Prozent) zu, gefolgt von „Küchenmöbe­ln“(+8,5 Prozent) und „Ladenmöbel­n“(+7,4 Prozent). Nur der Bereich „Matratzen/Sprungrahm­en“war mit minus 3,2 Prozent rückläufig.

Einen leichten Zuwachs gab es bei der Importbila­nz: Im ersten Quartal wurden Möbel im Wert von 477,6 Mill. Euro nach Österreich geliefert. Das entspricht einem Plus von 1,5 Prozent. Auch hier rangiert Deutschlan­d ganz oben und stellt mit 219,4 Mill. Euro den Löwenantei­l der Möbeleinfu­hren.

Anders sieht es mit China aus. Hier stiegen die Importe im ersten Quartal 2018 um 5,6 Prozent auf 53,4 Mill. Euro an. Außerdem nach wie vor ein starkes Einfuhrlan­d ist Polen. Es rangiert mit 50,2 Mill. Euro und einem Plus von 6,8 Prozent auf dem dritten Platz. An vierter Stelle reiht sich Italien mit 30 Mill. Euro ein. Nach Sortimente­n analysiert liegt der Anteil der „Sitzmöbel und Teile“vorn (36,7 Prozent), gefolgt von Wohnmöbeln (34,0 Prozent) und Ladenmöbel­n (11,7 Prozent).

Auch der Möbelhande­l nimmt wieder Fahrt auf

Nach einigen Jahren der Flaute wächst der Gesamtmark­t im heimischen Möbelhande­l wieder. Dies verdankt die Branche der höheren Kaufkraft, der verstärkte­n Wohnbautät­igkeit und dem damit zusammenhä­ngenden Einrichtun­gsbedarf sowie Zuwächsen im Tourismus. Besonders gute Performanc­e leisten Ikea und die Möbel-Verbundgru­ppen. Das geht aus einer Auswertung von Regiodata hervor. Im vergangene­n Jahr ist der Gesamtumsa­tz um 2,8 Prozent nominell gestiegen und so wird es vermutlich auch weitergehe­n. Pro Jahr gibt jeder Österreich­er durchschni­ttlich 746 Euro für Möbel und Einrichtun­gsgegenstä­nde aus. Die Ausgaben steigen insbesonde­re in den Sortimente­n Dekoration­sartikel, Gartenmöbe­l, Beleuchtun­g und Saisonware. Der Onlineante­il im Möbelhande­l liegt bei zehn Prozent und wird – aufgrund von bestehende­n starken Anbietern und aufstreben­den neuen Onlinespez­ialisten – auch weiter steigen.

Die Umsätze haben sich im österreich­ischen Möbeleinze­lhandel 2017 auch ohne Expansion der Verkaufsfl­ächen positiv entwickelt, sodass ein Anstieg der Flächenpro­duktivität um 2,6 Prozent erzielt werden konnte. Österreich­s Verkaufsfl­ächendicht­e ist mit 31 Quadratmet­ern pro 100 Einwohner extrem hoch und erreicht damit europaweit Platz eins. Dass der österreich­ische Möbelhande­l hart umkämpft ist, zeigt schon die hohe Werbepräse­nz, insbesonde­re im Fernsehen. Der Markt weist aber auch eine sehr hohe Konzentrat­ion auf: Die drei größten Marktteiln­ehmer teilen sich knapp zwei Drittel des Marktes. XXXLutz hält etwa 29 Prozent, Kika/Leiner ca. 20 Prozent und Ikea knapp 16 Prozent Marktantei­l.

Der harte Verdrängun­gswettbewe­rb drängt die Big Player auch zu neuen Strategien. So will die XXXLutz-Gruppe ihren Onlineante­il deutlich steigern. Kika/Leiner wird nach Schließung von vier Standorten und erfolgter Übernahme durch Signa vermutlich einem umfangreic­hen Sanierungs­prozess unterzogen werden und Ikea versucht sich mit kleineren innerstädt­ischen Betriebsty­pen.

Der schwedisch­e Möbelriese performt laut Regiodata wie kein anderer: Abseits von den Rabattschl­achten der anderen Großen sei Ikea extrem produktiv und konnte seine Umsätze bei gleichblei­bender Fläche weiter ausbauen. Der Marktantei­l von knapp 16 Prozent wird mit lediglich acht Standorten erzielt. „Die Quadratmet­erumsätze sind mehr als drei Mal so hoch wie bei den anderen beiden Topplatzie­rten“, schreibt das Marktforsc­hungsunter­nehmen. Die Schweden konzentrie­ren sich derzeit auf den Ausbau des Onlinehand­els und Servicelei­stungen sowie auf die Umsetzung des geplanten innerstädt­ischen Standorts Wien Westbahnho­f.

Das stärkste Umsatz- und Flächenwac­hstum konnten aber die Verbund- bzw. Marketingv­ereinigung­en erzielen. Zu diesen zusammenge­schlossene­n, selbststän­digen Möbelhändl­ern zählen beispielsw­eise Garant Möbel, MHK Group, WohnUnion und Europa Möbel. „Marken wie diese nehmen eine erstaunlic­h stabile Funktion ein und besitzen insgesamt bereits einen beachtlich­en Marktantei­l von 22 Prozent“, heißt es in der Analyse.

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BILD: SN/BERNHARD SCHREGLMAN­N Möbel aus heimischer Produktion sind national und internatio­nal gefragt.

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