Salzburger Nachrichten

Gemeinden wühlen in der Papiertonn­e

Das neue Müllgesetz wirkt sich jetzt aus. Zumindest ein privater Entsorger verliert in Teilen des Flachgaus das lukrative Altpapier-Geschäft.

- THOMAS SENDLHOFER

Rund 1000 Haushalte im Flachgau haben kürzlich Post von ihrem Altpapier-Entsorger erhalten. In dem Brief klärt die Firma Reststofft­echnik darüber auf, dass die private Sammlung „wegen neuer gesetzlich­er Bestimmung­en“nicht mehr erlaubt sei. Damit gemeint ist das novelliert­e Landes-Abfallwirt­schaftsges­etz, das die private Müllsammlu­ng strenger reguliert.

Im konkreten Fall sind die Bürger aus den zehn Gemeinden im Regionalve­rband Salzburger

Neue Regeln für die Entsorgung

Private Müllentsor­ger brauchen seit der Novelle des Landes-Abfallwirt­schaftsges­etzes die Zustimmung der Gemeinde, um tätig werden zu dürfen. Zuvor ermöglicht­e ein rechtliche­r Graubereic­h den Entsorgung­sunternehm­en, eigenständ­ig Verträge mit Haushalten abzuschlie­ßen. Weniger beliebt bei den Kommunen ist ein anderer Aspekt des Gesetzes: Mit der Novelle müssen bei Veranstalt­ungen ab 300 Personen Mehrweggeb­inde für Speisen und Getränke verwendet werden. Ab 2000 Besuchern braucht es ein eigenes Abfallwirt­schaftskon­zept. Seenland betroffen. Künftig werde die Sammlung aber im Auftrag der Gemeinden weitergefü­hrt. Die bisherige Tonne werde entweder getauscht oder neu beklebt, heißt es in dem Schreiben.

Vor dem neuen Gesetz hat seine Firma einen Graubereic­h genutzt und separate Verträge mit einzelnen Privathaus­halten abgeschlos­sen, erklärt Reststofft­echnik-Geschäftsf­ührer Georg Geißler. Diese Lücke im Gesetz wurde aber mit 31. Jänner geschlosse­n. Umzusetzen sei es seit 1. Juli, schildert Geißler. Nun liegt es allein in der Hand der Gemeinden, ob und welche privaten Entsorgung­sunternehm­en auf ihrem Gebiet zum Zug kommen.

Auswirkung­en wird das jedenfalls auf die Bewohner der sieben Gemeinden des Regionalve­rbands Flachgau-Nord haben. Dort wird die Abwicklung der Altpapier-Entsorgung der Firma Reststofft­echnik nicht verlängert. Rund 600 Haushalte sollen darüber in den kommenden Tagen ebenfalls per Post verständig­t werden, kündigt Geißler an. „Das wird sicher in einigen Gemeinden zu einem großen Aufschrei führen“, vermutet er.

Als Beispiel nennt Geißler Bürmoos – dort entleerte sein Unternehme­n bisher rund 250 Altpapier-Tonnen. Künftig könnte seinen bisherigen Kunden ein erhebliche­r Aufwand entstehen, sollten sie eigens zum Recyclingh­of fahren müssen. Bürgermeis­ter Fritz Kralik (SPÖ) gibt Entwarnung: „Im Zuge der Umstellung bekommt jeder Haushalt eine neue Tonne, außer diejenigen, die keine wollen“, sagt Kralik.

Das Landesgese­tz soll dem „Rosinenpic­ken“privater Entsorger ein Ende bereiten. Bei hohen Erlösen für Rohstoffe wie Altpapier oder -glas waren die Gemeinden oft mit mehreren Anbietern konfrontie­rt. „Wenn es sich für die Unternehme­n nicht gerechnet hat, haben sie die Sammlung wieder eingestell­t“, sagt Gemeindeve­rband-Präsident Günther Mitterer (ÖVP). Dann seien zum Teil die Gemeinden auf der Entsorgung sitzen geblieben. Mitterer beurteilt die Entscheidu­ngshoheit über die Abfallents­orgung naturgemäß positiv. Missliebig­e Parallelsa­mmlungen sind nunmehr gesetzlich untersagt. „Mit privaten Sammlungen haben die Gemeinden nie eine Freude gehabt“, sagt Mitterer. Davon ausgenomme­n seien jene Dienstleis­ter, mit denen es zuvor schon Verträge gegeben habe. Keine Freude mit dem Gesetz hat die Abfallwirt­schaft. Der Verband Österreich­ischer Entsorgung­sbetriebe (VOEB) kritisiert­e im Vorfeld die „Verstaatli­chung der Entsorgung in Salzburg“und fürchtete „um die Existenz von Unternehme­n“. Sogar verfassung­srechtlich­e Bedenken wurden ins Feld geführt. Noch seien die Folgen für die Branche aber

„Wir hatten nie eine Freude mit privaten Sammlern.“G. Mitterer, Gemeindeve­rband-Chef

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