Salzburger Nachrichten

Höchste Zeit für den transparen­ten Staat

Egal, ob es um tropische Insekten oder ein Spital geht. Die Steuerzahl­er müssen erfahren, wofür ihr Geld ausgegeben wird.

- Marian Smetana MARIAN.SMETANA@SN.AT

Wissen Sie, ob sich die Sandmücke in Europa ausbreitet? Sie werden es vielleicht nie erfahren, obwohl Sie für diese Informatio­nen bereits bezahlt haben. Ministerie­n (nicht erst in dieser Regierung) geben und gaben Millionen für Studien aus, von denen viele geheim bleiben, weil sie nur für den „internen Gebrauch vorgesehen“sind. Dabei finden sich unter diesen Studien nicht nur Untersuchu­ngen über blutsaugen­de Parasiten, sondern auch Studien, die für die Allgemeinh­eit interessan­t sein könnten. Wie jene über die Sinnhaftig­keit der Aktion 20.000, einer umstritten­en Maßnahme gegen Arbeitslos­igkeit.

Egal, ob und für welche der genannten Themen man sich interessie­rt. Dass der Bürger keinen Zugang zu Erkenntnis­sen bekommt, die durch seine Gelder erst möglich wurden, ist schlicht unverständ­lich. Doch das ist nur ein Beispiel von vielen, in denen Steuergeld zu selbstvers­tändlich und zu locker ausgegeben wird.

Im schlimmste­n Fall stehen die Bürger vor einem Skandal wie bei jenem rund um das Wiener Krankenhau­s Nord. Dort wurden aus der geplanten Höchstgren­ze von 825 Millionen Euro an Baukosten schnell einmal 1,4 Milliarden Euro. Die Kosten von 95.000 Euro für einen Energiekre­is rund um das Spital oder 839.000 Euro für die Wartung des Bauzauns ziehen dabei einen noch viel schlimmere­n Schaden nach sich als den rein finanziell­en. Steuerzahl­er müssen darauf vertrauen können, dass mit ihrem Geld verantwort­ungsvoll umgegangen wird. Kommt dieses Vertrauen ins Wanken, wackelt auch das System, das auf diesen Steuern aufbaut: die staatliche Ordnung.

Doch die Politik spielt mit dem Vertrauen des Steuerzahl­ers. Denn so leicht wie der Rubel in Richtung Staatskass­e rollt, so schwer kommt man an die Informatio­nen, was mit dem Geld geschieht. Seit Jahren wird die Transparen­zdatenbank nicht ausreichen­d mit Daten gefüllt und noch immer bleibt vieles über die Förderunge­n von Bund, Ländern und Gemeinden im Dunkeln.

1766 räumte Schweden als erstes Land seinen Bürgern das Recht ein, Informatio­nen vom Staat anzufragen. Also auch Auskunft darüber zu erlangen, was mit Steuergeld passiert. In Österreich? Schaffte es die vorige Regierung nicht, ein solches Gesetz durchzubri­ngen, im Programm der neuen ist davon nichts mehr zu lesen. Man schreibt das Jahr 2018.

Es bleibt der Appell an die Politik: Die Steuerzahl­er sollten Auskunft über die Ausbreitun­g der Sandmücke bekommen. Und zwar schon aus Prinzip.

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