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Diplomatie und Politik bestehen oft aus vielen kleinen Schritten, bei denen nicht sofort ein großes Ergebnis sichtbar wird. Das gilt auch für das Treffen am Wochenende zwischen Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel und Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez.
Trotzdem war es ein wichtiges Treffen, auf dem sich eine neue Nord-Süd-Achse abzeichnete, um die unkontrollierte Migration nach und innerhalb Europas zu bremsen. Deutschland und Spanien beschlossen demonstrativ, nach gemeinsamen Lösungen zu suchen, statt mit nationalen Alleingängen für Zwietracht zu sorgen. Das ist in jeder Hinsicht positiv. Es ist natürlich zu wünschen, dass aus dieser Allianz mehr entsteht als jenes magere Rücknahmeabkommen für schon in Spanien registrierte Asylsuchende, die an der deutsch-österreichischen Grenze aufgegriffen werden. Denn das betrifft nur ganz wenige Fälle. Es kann von daher nicht mehr als ein Anfang sein, um der Sekundärmigration, der unkontrollierten Weiterreise von Asylbewerbern in Europa, gegenzusteuern.
Beim Streit über die Wirksamkeit solcher Rücknahmeabsprachen geht freilich fast unter, dass sich am Wochenende ein sehr viel wichtigeres Abkommen zur Migrationskontrolle abzeichnete: Merkel und Sánchez treiben eine europäische Grenzschutz-Partnerschaft mit Marokko voran. So wie sie von der EU bereits mit der Türkei und mit Libyen besiegelt wurde, wodurch sich die Migration übers Mittelmeer spürbar verringerte.
Allein mit der Abschottung Europas, auch darin waren sich Merkel und Sánchez einig, werden die Ursachen von Flucht und Migration nicht beseitigt. Man wird auch Perspektiven in den Herkunftsländern schaffen müssen. Das dürfte die größere Herausforderung werden.