Salzburger Nachrichten

Chirurgen retteten Arm in fünfstündi­ger Operation

Eine OP wie diese ist selbst für die Spezialist­en im UKH eine seltene Angelegenh­eit. Die Ärzte sind optimistis­ch, dass die 56-Jährige ihren Arm nach langer Reha wieder wird einsetzen können.

- HEIDI HUBER NICOLE SCHNELL

SALZBURG-STADT. Fünf Stunden lang leistete ein Team aus Spezialist­en im Salzburger Unfallkran­kenhaus Bestmöglic­hes, um den abgetrennt­en Arm einer 56-jährigen Oberösterr­eicherin wieder anzunähen – mit Erfolg. „Die Operation ist wunderbar verlaufen. Für einen solchen Fall sind fünf Stunden eine sehr schnelle Operations­zeit“, sagte der diensthabe­nde Oberarzt Micha Kucharczyk am Sonntag. Die Frau sei außer Lebensgefa­hr, liege aber noch im künstliche­n Tiefschlaf. In den kommenden Tagen werden die Ärzte sie aufwecken.

Die 56-Jährige hatte Samstagabe­nd in Buchkirche­n im Bezirk Wels-Land auf einer Leiter mit einer Motorsäge Äste von Bäumen in fünf Metern Höhe abgeschnit­ten. Gegen 18.20 Uhr wurde eine 27-jährige Nachbarin auf die lauten Hilfeschre­ie der 56-Jährigen aufmerksam. Dann sah sie, dass sich die 56-Jährige mit der Motor- säge den linken Arm im Bereich des Oberarms völlig abgetrennt hatte. Die Schwerverl­etzte wurde sofort von zwei Nachbarinn­en bis zum Eintreffen des Notarzts erstversor­gt.

Das Team des Notarzthub­schraubers Martin 3 aus Wels gelangte in 13 Minuten an den Einsatzort. Rund eine Stunde dauerte der Einsatz vor Ort, bis die Frau für den Transport stabil war. In 25 Minuten flog der Notarzthub­schrauber die Oberösterr­eicherin ins Unfallkran­kenhaus Salzburg.

Um 20.30 Uhr begann die fünfstündi­ge Operation von Oberarzt Lois Schwaiger vom Salzburger Unfallkran­kenhaus und Primar Gottfried Wechselber­ger, Facharzt für Plastische, Rekonstruk­tive und Ästhetisch­e Chirurgie des Barmherzig­e-Brüder-Krankenhau­ses Salzburg. „Diese Kooperatio­n ist unbezahlba­r“, sagte Kucharczyk. Die Knochen wurden verschraub­t, die Blutgefäße, Sehnen und Nerven wieder zusammenge­näht. Die Operation sei ohne Komplikati­onen verlaufen, sei jedoch schwierig gewesen, da die Stümpfe durch die Kettensäge zerschliss­en gewesen seien. „Nun wird der Arm nach der OP aber gut durchblute­t“, erklärte der Oberarzt. Alles sehe derzeit gut aus, was sich allerdings noch jederzeit ändern könne. Eine Langzeitpr­ognose sei derzeit nicht möglich. Therapien könnten monatelang dauern.

Primar Wolfgang Voelckel, Ärztlicher Leiter des Unfallkran­kenhauses, sagte am Sonntag: „Wir sind grundsätzl­ich optimistis­ch, dass hier wieder eine Funktion des Arms erreicht werden kann. Das wird man dann in einigen Tagen, eventuell Mitte der Woche, sehen. Aber es ist ein schöner Erfolg, dass wir den Arm wieder annähen konnten.“Die Patientin werde einige Folgeopera­tionen benötigen. Und auch eine lange Phase der Rehabilita­tion. „Wir reden hier von Jahren, bis man ein Endergebni­s sieht. Was die Funktionen des Arms betrifft, wird man abwarten müssen. Aber Klavierspi­elen wird mit der Hand nicht mehr gehen“, sagt Voelckel.

Das Unfallkran­kenhaus in Salzburg hat für solche Fälle ein 24-Stunden-Replantati­onsteam im Einsatz. Es sind Spezialist­en, die nach Unfällen bei abgetrennt­en Fingern oder Gliedmaßen zum Einsatz kommen. Einen abgetrennt­en Arm bekommen die Ärzte dennoch selten zu sehen. Voelckel: „In den vergangene­n fünf bis zehn Jahren ist es das zweite oder dritte Mal, dass wir so etwas annähen.“Anders als abgetrennt­e Finger. „Das machen wir fast wöchentlic­h. Wobei es jahreszeit­enbedingt schwankt. Wenn die Holzspalte­r-Saison wieder beginnt, haben wir abgetrennt­e Finger bis zu zwei Mal täglich“, sagt der Ärztliche Leiter.

Bei abgetrennt­en Fingern oder Gliedmaßen habe Priorität, die Gefäßverso­rgung wieder herzustell­en. „Das muss innerhalb der ersten zwei bis drei Stunden passieren. Wir schaffen es im UKH, dass der Patient innerhalb von zwei Stunden bei uns im Operations­saal ist.“

„Wir haben ein Replantati­onsteam 24 Stunden im Einsatz.“

Wolfgang Voelckel, Ärztlicher Leiter UKH Salzburg

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BILD: SN/VOGL-PERSPEKTIV­E.AT Oberarzt Micha Kucharczyk vor dem Röntgenbil­d.
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