Salzburger Nachrichten

Zu viel Pension oder zu wenig?

Für die einen ist es „Pensionsra­ub“, für die anderen zu viel des Guten. Dazwischen verteidigt die Koalition ihre eben beschlosse­ne Pensionsan­passung als gerecht.

- I.b.

Die am Mittwoch von der Regierung beschlosse­ne Pensionsan­passung 2019 ist de facto eine Blaupause der Pensionser­höhung 2018. Das Modell dafür lieferte im August des vergangene­n Jahres der damalige Sozialmini­ster Alois Stöger (SPÖ), der damalige Beschluss fiel unter dem Jubel der Sozialdemo­kratie und des Pensionist­enverbands – und zwar blitzartig.

Nicht so heuer. Die nun in Opposition befindlich­e SPÖ spricht von „Pensionsra­ub“, ihr Pensionist­enverband droht mit „Aktionen“. Und der heuer genauso schnell wie im vergangene­n Jahr gefallene Beschluss wird als Verhandlun­gsverweige­rung gebrandmar­kt.

Nichts hat sich dagegen an der Einschätzu­ng des Neos geändert. Sie hielten die Art und Weise der letzten Pensionser­höhung für falsch. Und sie halten die Art und Weise der eben beschlosse­nen Pensionser­höhung für falsch. Erneut wiesen sie darauf hin, dass mit der ständigen außertourl­ichen Erhöhung der kleinen Pensionen das Versicheru­ngsprinzip ausgehebel­t werde. Erneut forderten sie, dass die steigende Lebenserwa­rtung im Pensionssy­stem berücksich­tigt werden müsse (Stichwort: Pensionsau­tomatik). Andernfall­s sei ein angemessen­es Niveau der Pensionen auf Dauer nicht zu finanziere­n, so die Pinken.

An ÖVP und FPÖ prallte sowohl die Kritik, dass die Pensionsan­passung zu niedrig sei, als auch die Kritik, dass die Pensionsan­passung zu hoch sei, ab. Den Vorwurf, „Pensionsra­ub“zu betreiben, gab Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) umgehend an die SPÖ zurück: „Pensionsra­ub“sei in den Jahren der Kanzlersch­aft Werner Faymanns betrieben worden, als die Pensionsan­passungen im Schnitt nicht einmal die Teuerung ausgeglich­en hätten. Nun bekomme die Hälfte der Pensionist­innen und Pensionist­en mit einer Erhöhung um 2,6 Prozent mehr als die Inflations­rate (zwei Prozent) abgegolten. Das sei nur gerecht. Der Kritik von Pensionsex­perten, zu freigiebig zu sein, hielt Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) entgegen, man möge sich bitte vor Augen führen, dass die 2,6 Prozent Menschen bekämen, die „mit einer Pension von 1000 Euro über die Runden kommen müssen“.

Wie berichtet, ist vorgesehen, Pensionen bis zur Höhe von 1115 Euro brutto um 2,6 Prozent anzuheben. Danach wird der Prozentsat­z bis zur Pensionshö­he von 1500 Euro auf zwei Prozent abgeschlif­fen. Bis zur ASVG-Höchstpens­ion von 3402 Euro brutto beträgt das Plus einheitlic­h zwei Prozent. Alle Pensionen jenseits dieser Grenze werden um einen Fixbetrag von 68 Euro erhöht.

Die Kosten – Kurz bezifferte sie mit 1,07 Milliarden Euro – seien im 2019er-Budget bereits eingeplant gewesen, weshalb auch das Ziel, im kommenden Jahr keine neuen Schulden machen zu müssen, nicht in Gefahr sei.

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BILD: SN//APA Verteidigt­en die Pensionser­höhung als gerecht und finanzierb­ar: Strache (l.) und Kurz.

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