Salzburger Nachrichten

Venezuelas Krise ist der Horror

- Helmut L. Müller AUSSEN@SN.AT

Das Chaos in Venezuela wird zusehends zu einer internatio­nalen Krise. Sie erfasst ganz Südamerika. Die meist armen Nachbarsta­aten werden nicht fertig mit der großen Zahl von Flüchtling­en, die aus Venezuela kommen. Das Regime von Präsident Nicolás Maduro bewirkt mit seinen katastroph­alen wirtschaft­lichen Maßnahmen und seinem repressive­n politische­n Kurs, dass Millionen Menschen aus dem Land fliehen.

Dabei könnte Venezuela dank seiner Erdölreser­ven heute so wohlhabend und stabil sein wie Norwegen. Stattdesse­n ist es jetzt auf dem Weg zu einem gescheiter­ten Staat. Norwegen sorgt mit Rücklagen für seine Bürger schon für die Zeit vor, wenn das Öl zur Neige geht. Venezuela dagegen leidet unter dem Ressourcen­fluch: Der Ölreichtum hat die politische­n Eliten zu schlechtem Regieren, zu Misswirtsc­haft, Korruption und Kleptokrat­ie verleitet.

Präsident Hugo Chávez hat die Öleinnahme­n noch für soziale Maßnahmen zugunsten seiner armen Wählerklie­ntel verwendet und zugleich mit billigem Öl das Regime in Kuba unterstütz­t. Sein strikt ideologisc­h ausgericht­eter, aber politisch ganz unfähiger Nachfolger Maduro hat das LatinoLand vollends zur Autokratie und zum ökonomisch­en Krisenfall gemacht. Das von ihm angerichte­te Chaos ist so riesig, dass er längst aus dem Amt gefegt werden müsste. Nur Kredite seiner Geldgeber in Russland und China bewahren ihn vor dem Sturz.

Den ungeheuren Preis dafür bezahlt die Bevölkerun­g. Die Hyperinfla­tion dürfte in Venezuela heuer auf eine Million Prozent steigen. Die Wirtschaft könnte um ein Fünftel schrumpfen. Das Land steht vor dem sozialen Kollaps: Nahrungsmi­ttel und Medikament­e sind knapp. Der Staat kann den Bürgern auch Wasser und Strom nicht mehr zuverlässi­g zur Verfügung stellen. Gesundheit­s- und Bildungswe­sen sind zusammenge­brochen. Es ist der Horror.

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