Baden versus Strom erzeugen: Am Wolfgangsee wird Wasser knapp
Robert Greinz hält einen toten Flusskrebs in der Hand. Das Tier lebte am Ufer des Wolfgangsees – weil sich das Wasser zurückzog, trocknete es aus und starb. In Strobl ist der See derzeit 97 Zentimeter tief, normal wären 130. Nur im Sommer 2003 war noch weniger Wasser im See.
Greinz gibt der Klause die Schuld. Durch die Wehr fließe zu viel Wasser die Ischl hinab. „Unsere Gäste wissen nicht, wo sie am besten in den See gehen sollen. Es ist überall so seicht“, sagt der See-Anrainer. Das habe Auswirkungen auf den Tourismus – und auf Hauswasserpumpen. Denn mit dem See senke sich der Grundwasserspiegel ab.
In den Seegemeinden ist man alarmiert. Strobls Bürgermeister Josef Weikinger (ÖVP), er ist auch Obmann des Wasserverbands Wolfgangseeklause, hat die Hydrologische Untersuchungsstelle mit einem Gutachten beauftragt. Experte Manfred Nagl sagt: Man könne die Klause so einstellen, dass der Wasserspiegel nicht unter 1,2 Meter sinke. Das brächte aber Nachteile für zwei Kraftwerke entlang der Ischl. Wie viel weniger Strom die Produzenten erzeugen würden, kann der Experte noch nicht sagen. Dafür sei ein neuer Auftrag nötig. Den müsste der Wasserverband erteilen, der aber noch keine Zustimmung der Kraftwerke dafür habe.
Eines der Kraftwerke gehört der Energie AG. Den Strom für die 700 Haushalte kann es derzeit aber nicht liefern. Seit zwei Wochen stehen die Turbinen still – die Ischl führt zu wenig Wasser.
Wie den Nutzungskonflikt lösen? Klaus Jank, der das zweite Kraftwerk betreibt, verweist auf die Naturgewalten und lacht: „Im Salzkammergut geht die Kultur des Regentanzes ab.“
Die Kraftwerke könnten die Funktion der Klause nicht beeinflussen. Ein Wasserbescheid lege die Regeln fest. Anrainer Greinz will dieses Regelwerk aushebeln. Ihm geht das alles zu langsam. Der Seespiegel dürfe – Hitze hin oder her – nicht weiter sinken. „Wasser ist ein kostbares Gut.“