Sprengelärzte verzweifelt gesucht
Die Gemeinden haben Probleme, Sprengelärzte zu finden. Eine Gesetzesänderung erhöht jetzt den Tarif für eine Totenbeschau auf 90 Euro.
SALZBURG. 56 Sprengelärzte gibt es auf dem Land in Salzburg, aber in drei Gebieten findet sich derzeit niemand für diese Aufgabe: im Sprengel Uttendorf/Niedernsill, Seeham/Berndorf und Saalfelden/Maria Alm. Von Saalfelden ging nun die Initiative für eine Änderung des Leichen- und Bestattungsgesetzes aus, die über den Gemeindeverband an das Land herangetragen worden ist.
Saalfeldens Bürgermeister Erich Rohrmoser (SPÖ) sagt: „Wir hatten keinen mehr, der die Totenbeschau gemacht hat.“Aber ohne Totenbeschau und der Feststellung, dass kein Fremdverschulden vorliegt, darf eine Leiche nicht abtransportiert werden. Vor drei Jahren wurde das Gesetz daher schon einmal geändert, um auch Nicht-Sprengelärzten die Totenbeschau zu ermögli- chen. Der Tarif dafür: 25,50 Euro.
Diesen Betrag erhält auch der Sprengelarzt – zusätzlich. Denn die Sprengelärzte sind bei der jeweiligen Gemeinde um einen geringen Betrag angestellt. Das Zuckerl sind die Pensionsbeiträge, die sie später erhalten. Die bekommt ein Nicht-Sprengelarzt nicht. Die 25,50 Euro für eine Totenbeschau sind vielen daher zu gering. Jetzt wird dieser Tarif für die Ärzte um das Dreieinhalbfache auf 90 Euro erhöht. Das soll ein Anreiz sein. „Dadurch kommt es zu einer Entlastung der Sprengelärzte“, sagt Gemeindeverbandspräsident Günther Mitterer (ÖVP).
Denn generell werde es immer schwieriger, Ärzte zu finden, die Das letzte Trinkgeld . . . rund um die Uhr ihren Sprengel betreuen und die Verantwortung dafür haben wollen. „Die Bereitschaft hält sich in Grenzen“, sagt Mitterer. Zumal Sprengelärzte ja nicht nur die Totenbeschau durchführen müssen, sondern auch nachts angefordert werden, wenn es um Einweisungen aufgrund psychischer Ausnahmesituationen geht. Oder wenn die Polizei einen Autolenker anhält und es sich um Drogenmissbrauch handeln könnte – da bedarf es einer Untersuchung durch den Sprengelarzt.
Sprengelarztreferent Raimund John aus Elsbethen sagt: „Wir haben generell einen Ärztemangel. Das betrifft alle Bereiche, und eben auch die Sprengelärzte. Es ist eben nicht mehr so modern, dass man 365 Tage im Jahr rund um die Uhr in Bereitschaft ist.“
Saalfeldens Bgm. Erich Rohrmoser ist froh über die Gesetzesänderung. In Zukunft müsse man sich für die Sprengelärzte aber wohl etwas anderes einfallen lassen. „Die Jungen sind nicht mehr bereit, diese Tätigkeit auf sich zu nehmen.“